Voyager 012 - Der Garten
haben.
»Die Sensoren registrieren keine meßbaren Anzeichen für
Phaserfeuer«, sagte Kim. »Es fehlen auch Hinweise darauf, daß
in jüngster Zeit ein Angriff stattfand.«
»Die Verteidigungsplattformen scheinen seit einer ganzen
Weile nicht mehr aktiv geworden zu sein«, fügte Tuvok der
Meldung des jungen Fähnrichs hinzu. »Aufgrund ihrer
gegenwärtigen Konfiguration nehme ich an, daß sie schon recht
lange in Bereitschaft sind.«
Kims Stimme erklang erneut. »Die ersten wissenschaftlichen
Sondierungen deuten auf folgendes hin: Fast neunzig Prozent
des Lands in den gemäßigten Klimazonen sind kultiviert. Eine
exakte Klassifizierung steht noch aus. Offenbar gibt es viele
Pflanzen mit Hexuronsäure – wir sollten also alles bekommen,
was wir brauchen. Außerdem registrieren die Scanner etwas, bei
dem es sich um primitive Lebensformen zu handeln scheint.
Allerdings sind die Daten widersprüchlich. Es könnten auch
komplexe Mechanismen mit organischen Komponenten sein.«
»Was ist mit der Zitadelle?« fragte Janeway.
Paris glaubte fast, ein Achselzucken in Kims Stimme zu hören.
»Dort läßt sich kaum etwas feststellen, Captain. Es scheint eine
Art Akkumulator zu existieren, aber das energetische Niveau
darin ist sehr gering. Lebensformen fehlen völlig.«
»Captain, die Energiestrukturen weisen auch bei dem
Gebäudekomplex auf Bereitschaft hin«, meinte Tuvok. »Sein
Zustand ähnelt dem der Plattformen.«
Janeway schwieg so lange, daß es Paris wagte, erneut einen
Blick über die Schulter zu werfen. Sie sah zum Hauptschirm und
runzelte dabei nachdenklich die Stirn. »Na schön«, sagte sie
schließlich. »Wir geben den Kirse eine weitere Chance, sich zu
zeigen. Mr. Paris, bringen Sie uns in einen Orbit außerhalb des
optimalen Wirkungsbereichs des Verteidigungssystems. Mr.
Kim, programmieren Sie Kontaktsignale, die automatisch
wiederholt werden. Wir geben den Bewohnern des Planeten
zwölf Stunden Zeit, um zu antworten. Anschließend sehen wir
weiter. Setzen Sie unterdessen die Sondierungen fort. Wir
brauchen so bald wie möglich ein vollständiges Bild von dem
Planeten.«
»Aye, aye, Captain.« Kims Antwort entsprach den besten
Akademiestandards, und Paris wußte, daß seine eigene im
Vergleich dazu noch nachlässiger klang. Er spürte, wie ihm das
Blut ins Gesicht schoß, konzentrierte seine Aufmerksamkeit
wieder auf die Konsole, betätigte die komplexen Kontrollen und
gab Kursdaten ein. Wenigstens kenne ich mich mit diesen
Dingen aus, dachte er zufrieden. Am Navigationspult kann mich niemand übertreffen, der gerade erst die Akademie hinter sich
hat. Diese stolzen Gedanken klangen irgendwie nicht ganz
richtig. Paris schnitt eine Grimasse und berührte die Kontrollen
erneut.
»Ich steuere uns nun in die Umlaufbahn, Captain.«
»Ausgezeichnet, Mr. Paris«, sagte Janeway. »Zwölf Stunden.
Vielleicht genügt diese Zeit, um die Kirse zu finden.«
Janeway war nicht sonderlich überrascht, als die zwölf Stunden
verstrichen, ohne daß sie etwas von den Kirse hörten. Dies bot
auch einen Vorteil – sie konnte dadurch acht Stunden schlafen
und neue Kräfte sammeln –, aber sie hätte es vorgezogen,
irgendeine Art von Kontakt herzustellen. Enttäuscht schob sie
Neelix’ jüngsten Versuch beiseite, ein schmackhaftes und
gleichzeitig nährstoffreiches Frühstück zu schaffen, nahm ihren
Datenblock und blickte auf die Anzeige. Rasch scrollte sie durch
die letzten Berichte, die immer gleich klangen. Der des Doktors
bildete die einzige Ausnahme. Inzwischen litt mehr als die
Hälfte der Crew an Mangelerscheinungen; die übrigen
Besatzungsmitglieder brauchten fast toxische Dosen von
Ascorbinsäure, um vor der Krankheit geschützt zu sein. Eine
solche Menge an Vitamin C ließ sich nicht ohne die
Replikatoren herstellen. Wenigstens brachten die
wissenschaftlichen Sondierungen gute Neuigkeiten. Die Welt
der Kirse kam tatsächlich einem Paradies gleich, und mit
ziemlicher Sicherheit enthielt die üppige Vegetation alles, was
sie brauchten. Andererseits gab es noch immer keine Anzeichen
von den Bewohnern und jener hochentwickelten Kultur, die den
Gebäudekomplex der Zitadelle errichtet hatte. Janeway berührte
ein bestimmtes Schaltelement, um den entsprechenden Bericht
aufs Display des Datenblocks zu holen, und eine Zeitlang
betrachtete sie ein Bild der Zitadelle. Türme ragten aus einem
zentralen Sechseck, und jeder von ihnen bot einen anderen
Anblick.
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