Voyager 012 - Der Garten
Kirse-Welt
damit auf den größeren Schirm. Die blaugrüne Kugel drehte sich
in einem Kokon aus Verteidigungsstationen und schien das
fremde Raumschiff zu verspotten. »In einem Punkt bin ich mir
sicher, Chakotay. Wir müssen hier unsere Vorräte erneuern.«
»Da stimme ich Ihnen zu.« Chakotay nickte, und sein
tätowiertes Gesicht wirkte sehr ernst. »Der Doktor und ich
haben die letzten Berechnungen zweimal überprüft. Uns bleibt
keine Wahl mehr.«
»In der Tat.« Janeway unterbrach sich, als die Tür des
Bereitschaftsraums aufglitt. Die übrigen Offiziere kamen herein.
Wenige Sekunden später erhellte sich ein zweiter Bildschirm
und zeigte den Doktor. Kes sah ihm über die Schulter.
Janeway straffte die Schultern und faltete die Hände auf dem
Tisch. »Hören wir uns die neusten Berichte an. Beginnen Sie,
Mr. Kim.«
Der junge Fähnrich sah kurz auf seinen Datenblock und hob
den Kopf dann wieder. Er wirkte müde und erschöpft, fand
Janeway. Außerdem bewegte er sich mit einer Vorsicht, die auf
Schmerzen in den Gelenken hindeutete. »Eigentlich hat sich seit
dem ersten Scan kaum etwas verändert, Captain. Auf dem
Planeten gibt es jede Menge Nahrung – Nahrung, die sich für
unser Stoffwechselsystem eignet und nicht nur Hexuronsäure
enthält, eine Vorstufe von Vitamin C, sondern auch viele
wichtige Spurenelemente. Der überwiegende Teil der Flora
scheint seine Struktur und Beschaffenheit zielgerichteter
Kultivierung zu verdanken. Die gesamte planetare Landmasse
ist wie ein einziger Garten, beziehungsweise wie eine Vielzahl
von miteinander verbundenen Gärten. Ausnahmen bilden nur
die Zitadelle und der sie umgebende Bereich. Es hat den
Anschein, als seien die Kontinente verändert worden, um
spezifische Habitate und Mikroklimate für bestimmte
Pflanzengruppen zu schaffen. Die Sensoren haben Spuren von
Bewässerungssystemen und künstlichen
Landschaftsformationen festgestellt, in den meisten Fällen
barrierenartige Höhenzüge, aber auch Seen und kleine
Binnenmeere.«
Kim berührte eine Schaltfläche, und daraufhin bildete sich
eine holographische Kugel über dem Tisch. »Was die
Zitadellenregion betrifft…« Bestimmte Bereiche der Kugel
veränderten die Farbe. »In einem Umkreis von hundert
Kilometern ist das gesamte Land kultiviert, und unter der
Oberfläche verlaufen Kanäle. Ich vermute, es handelt sich dabei
um ein hochentwickeltes Bewässerungssystem.«
»Aber von den Konstrukteuren ist weit und breit nichts zu
sehen«, sagte Janeway.
»Das stimmt leider, Captain«, bestätigte Kim.
Die Kommandantin betrachtete das Hologramm und fragte
sich, warum jemand eine solche Welt verlassen sollte. »Was ist
mit den übrigen Lebensformen? Konnten Sie Einzelheiten in
Erfahrung bringen?«
Zu ihrer Überraschung antwortete Chakotay. »Bisher liegen
noch keine eindeutigen Daten vor. Mr. Kim und ich haben die
ermittelten Werte zweimal untersucht, und Lieutenant Torres hat
ein wenig Energie abgezweigt, um das Auflösungsvermögen der
Sensoren zu erhöhen. Aber eigentlich sind wir noch immer dort,
wo wir angefangen haben. Auf dem Planeten scheint es Tiere zu
geben – aber es könnten auch komplizierte Maschinen sein.«
»Maschinen mit organischen Bestandteilen«, korrigierte
Torres und sah Janeway an. »Ich glaube, Neelix hatte recht, als
er meinte, daß die Kirse Metall benötigen. Davon scheint es auf
dem Planeten nicht viel zu geben.«
»Und kein intelligentes Leben?« fragte Janeway.
Kim schüttelte den Kopf. »Bisher konnten wir nichts
dergleichen entdecken.«
»Sind Sie sicher, daß es Tiere sind?« fragte Paris. »Ich meine,
wenn Sie nicht einmal sicher sind, woraus sie bestehen – woher
wollen Sie dann wissen, daß die betreffenden Lebensformen
nicht intelligent sind?«
»Praktisch die ganze Zeit über wiederholen sich ihre
Verhaltensmuster«, erwiderte Kim. »Ich nehme an, es handelt
sich um Erntetätigkeit.«
Paris lächelte. »Soll das heißen… Wenn die Wesen dort unten
intelligent sind, so dürften sie sich langweilen?«
Kim schmunzelte unwillkürlich. »So könnte man es
ausdrücken.«
Auch Janeway gestattete sich ein Lächeln: Wenn sie noch
scherzen konnten, war die Lage nicht ganz so schlimm. Sie
wandte sich an den Vulkanier. »Haben Sie mehr über die
Verteidigungsplattformen herausgefunden, Mr. Tuvok?«
»Ich habe eine vollständige Analyse durchgeführt und dabei
auch das Potential des defensiven Systems
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