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Voyager 012 - Der Garten

Voyager 012 - Der Garten

Titel: Voyager 012 - Der Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Scott
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hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als sich eine Gestalt
    aufrichtete und mit den Pfoten nach dem goldenen Baldachin
    des Baumes tastete. Dadurch wirkte das Wesen humanoid, wie
    ein echter Zweifüßer – trotz der krummen Beine. Aus dieser
    Entfernung ließ sich kaum feststellen, ob das Grau von Haut,
    Schuppen oder Fell stammte. Wie dem auch sei: An den
    Gliedmaßen wurde die graue Tönung dunkler, bis sie im Bereich
    der pfotenartigen, nur mit zwei Fingern ausgestatteten Hände in
    Schwarz überging. Kims Blick huschte zwischen den Anzeigen
    des Tricorders und dem Geschöpf hin und her. Das Gerät in
    seinen Händen berichtete von einer Maschine oder von einem
    Etwas, das maschinelle Teile enthielt. Gleichzeitig fehlte es
    nicht an Anzeichen für eine Lebensform. Das Wesen schüttelte
    den Baum mit ziemlichem Nachdruck, was zu einem goldenen
    Blätterregen führte. Auch ein größeres Objekt fiel herab. Das
    Geschöpf griff danach, blickte dabei über seine Schulter. Es sah
    die Landegruppe von der Voyager, erschrak und ließ die Frucht fallen.
    Janeway fluchte halblaut. Das Wesen sprang fort, setzte über
    eine nahe Hecke hinweg und suchte Schutz unter einer weiter
    entfernten Baumgruppe.
    Torres schüttelte enttäuscht den Kopf. »Die Daten sind noch
    immer nicht eindeutig, Captain. Aber es sah nicht nach einer
    Maschine aus.«
    »Ich habe die gleichen Ergebnisse«, sagte Kim. »Schwache
    Biosignale, die auf eine Lebensform hinweisen, aber auch
    Maschinenteile.«
    Janeway blickte zu den Bäumen, unter denen das Geschöpf
    verschwunden war. »Nun, sehen wir uns an, was das Wesen
    fressen wollte – wenn es tatsächlich eine solche Absicht
    verfolgte.«
    Glücklicherweise brachte sie die Straße in die Nähe des
    Baums mit den gelben Blättern. Schon von weitem nahm Kim
    einen besonderen Duft war: ein süßlicher Geruch, der Nektar
    versprach und so verlockend wirkte, daß dem Fähnrich der
    Magen knurrte. Vorsichtig wanderte er am Rand einer
    Anbaufläche entlang und duckte sich dann unter das goldene
    Blätterdach. Hier war der Geruch noch stärker, und Kim mußte
    sich sehr beherrschen, um nicht sofort eine Frucht zu pflücken
    und hineinzubeißen. Statt dessen richtete er seinen Tricorder
    darauf und stellte einmal mehr fest, daß sich alle Werte
    innerhalb der zulässigen Parameter bewegten.
    Ein Windstoß zerzauste ihm das Haar, hüllte ihn in einen Duft,
    der eine Mischung aus Pfirsichen, Birnen und Geißblatt
    darstellte. Speichel sammelte sich in Kims Mund, und er
    schluckte mehrmals.
    »Der Geruch deutet darauf hin, daß die Früchte eßbar sind«,
    sagte Renehan.
    Kim sah erneut aufs Anzeigefeld des Tricorders. »O ja, das
    sind sie.« Er bückte sich, hob die auf den Boden gefallene
    Frucht auf und drehte sie neugierig hin und her. Dort, wo das
    Wesen hineingebissen hatte, lief das elfenbeinfarbene
    Fruchtfleisch bereits dunkel an. Im Kernbereich zeigte sich ein
    Hauch von Rot. Samen, dachte Kim und nahm eine weitere
    Sondierung vor. Sofort erschien das Ergebnis auf dem Display:
    ein hoher Gehalt an Ascorbinsäure und Vitaminen der B-
    Gruppe; außerdem mehrere als positiv klassifizierte
    Geschmacks-Ester. »Und nicht nur das. Sie schmecken auch
    sehr gut.«
    »Haben Sie einen Bissen genommen?« fragte Paris.
    Kim schüttelte den Kopf. »Ich beziehe mich auf die Anzeigen
    des Tricorders.«
    »Ein Tricorder kann nicht wissen, wie Dinge schmecken«,
    behauptete Paris. »Ich schlage einen Test vor. Und ich bin
    bereit, die erste Versuchsperson zu sein.« Er hob die Hand und
    wollte nach einer Frucht greifen.
    »Halt«, sagte Janeway.
    Paris erstarrte. »Es besteht kein Grund zur Besorgnis, Captain.
    Kim hat festgestellt, daß die Früchte eßbar sind.«
    »Das mag durchaus der Fall sein«, räumte Janeway ein. »Aber
    sie wachsen in einem fremden Garten. Wir rühren hier erst
    etwas an, wenn wir die Erlaubnis der Kirse haben. Oder wenn
    wir wissen, was mit ihnen geschehen ist.«
    Paris zog die Hand so plötzlich zurück, als hätte ihn etwas
    gestochen. Kim sah, wie Torres nachdenklich nickte. Er bückte
    sich erneut, legte die angebissene Frucht wieder auf den Boden.
    Sie war bereits ein ganzes Stück dunkler als vorher, bot mit
    jeder verstreichenden Sekunde einen weniger appetitanregenden
    Anblick.
    Janeway lächelte dünn. »Mir ist klar, welcher Reiz von diesen
    Dingen ausgeht. Deshalb halte ich es für besser, wenn wir den
    Weg nun fortsetzen, um die Kirse so schnell wie möglich

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