Voyager 012 - Der Garten
kontrollieren, und eigentlich konnte
man sich ganz leicht vor ihm schützen.
Captain Janeway schüttelte den Kopf und sprach Kims
Gedanken laut aus. »Es ist möglich, B’Elanna, aber als
Verteidigungssystem taugt so etwas nicht viel. Immerhin
genügen solche Masken, um es zu überlisten.«
»Vielleicht steckt nicht mehr als Zufall dahinter«, brummte
Torres und schüttelte den Kopf. »Nun, wenigstens funktionieren
die Atemmasken.«
Der Wind ließ nach, als sie zum Ende des Grasbereichs
gelangten. Der Blütenstaub sank zu Boden und bildete
Pulverlachen auf der Straße, glatt wie Schnee. Eine weitere
Baumreihe markierte das Ende des Grasfeldes. Ihre
dunkelgrauen Stämme waren so dick wie Kims Oberschenkel,
wanden sich Kletterpflanzen gleich umeinander und bildeten
eine massive Barriere. Nur die Straße blieb frei. Die Kronen der
ineinander verschlungenen Bäume wuchsen über der Straße
zusammen und bildeten so einen natürlichen Torbogen.
Unmittelbar dahinter führte das steinerne Band in eine breite
Schlucht mit steilen Wänden hinab. Kim hörte ein Rauschen in
der Nähe und entdeckte kurze Zeit später, daß es von Wasser
stammte. Stufen reichten in die Tiefe bis zu einer Brücke, die
einen mit Wasser gefüllten Kanal überquerte, der durch die
ganze Schlucht führte. Die Konstruktion wurde offenbar von
Trägern gehalten, die von oben nicht auszumachen waren. Kim
glaubte, auf der gegenüberliegenden Seite eine zweite Treppe
sowie einen weiteren aus Bäumen geformten Bogen zu
erkennen.
Torres richtete ihren Tricorder auf die Brücke, und Renehan
folgte ihrem Beispiel – ihre freie Hand war nie sehr weit von
dem Ortungsgerät entfernt. »Das Gebilde scheint recht stabil zu
sein«, sagte sie nach einigen Sekunden, und Torres nickte.
»Es ist ein Aquädukt und kann leicht das Doppelte seines
eigenen Gewichts tragen.« B’Elanna sah aufs Display und
runzelte die Stirn. »Der Kanal ist eine Fortsetzung des Rohrs,
dessen Verlauf wir bisher gefolgt sind.«
»Irgendwelche Anzeichen von Fallen?« fragte Janeway. »Oder
von Sicherheitsmechanismen?«
»Nein«, erwiderte Torres. »Und ich orte keine der von
Chakotay erwähnten energetischen Fluktuationen.«
»Gut.« Janeway sah zu den Bäumen auf beiden Seiten der
Straße. »Nun, uns scheint ohnehin keine Wahl zu bleiben.
Gehen wir.«
Das Rauschen des Wassers wurde lauter, als sie die Treppe
hinter sich brachten und die Brücke betraten – der Kanal allein
schien als Erklärung nicht zu genügen. Kim näherte sich
vorsichtig dem Rand der Straße – es gab kein Geländer, nur
einen kleinen Steinsims – und sah gut zehn Meter weiter unten
einen Fluß in der Schlucht. An einigen Stellen brodelte und
schäumte das Wasser, spritzte über Felsen hinweg. Gischt stieg
von einem kleinen Wasserfall dicht oberhalb der Brücke auf.
Es war ein herrlicher Anblick, der Kim stark an die Erde
erinnerte. Kummer regte sich in ihm, als er plötzlich daran
dachte, welche Kluft aus Zeit und Raum sie von der Heimat
trennte. Fünfundsiebzig Flugjahre, der größte Teil eines
menschlichen Lebens. Und selbst dann waren sie nicht zu
Hause, sondern befanden sich nur am Rand des
Föderationsgebiets… Er schüttelte sich, verdrängte diesen
Gedanken und folgte den anderen über die Brücke.
»Interessant«, sagte Torres plötzlich. Ihr Tricorder zeigte auf
den Fluß. »Zum erstenmal sehen wir hier ein natürliches
Landschaftsmerkmal, aber erstaunlicherweise gibt es selbst hier
keine Lebensformen. Zumindest erkennt der Tricorder nichts,
das eindeutig organisch wäre.«
»Was ist mit Dingen, die nicht eindeutig organisch sind?«
fragte Paris.
Torres schüttelte den Kopf. »Nicht einmal damit kann ich
dienen.«
Janeway blieb stehen, und Kim hörte sie seufzen. »Ich wäre
wirklich froh, wenn wir endlich den Kirse begegnen würden«,
sagte sie wie zu sich selbst und ging dann weiter.
Jene Bäume, die auf der anderen Seite der Schlucht eine
Barriere formten, hatten hellere Stämme und trugen Büschel aus
hellroten Blumen. Nein, es sind keine Blumen, dachte Kim und richtete den Tricorder auf die nächste Ansammlung. Es handelte
sich vielmehr um Blätter, die sich als Blumen tarnten. Dann hob
er den Kopf und vergaß schlagartig die Flora des Kirse-
Planeten. Er sah eine weite Ebene, die sich bis zum Horizont
erstreckte, und ganz deutlich waren die Türme der Zitadelle zu
erkennen: Ein Dutzend von ihnen ragte weit über alle
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