Voyager 012 - Der Garten
Ordnung, Mr. Paris?« rief Janeway. Sie wahrte einen
sicheren Abstand, und das war auch gut so. Sie durften nicht
riskieren, daß auch der Captain dem Effekt zum Opfer fiel, der
Paris beeinflußt hatte.
Der Navigator schüttelte erneut den Kopf und trat einen Schritt
vor, ohne daß sich das Taumeln wiederholte. »Ich weiß nicht,
was passiert ist. Ich habe das Zeug gerochen, und dann wurden
mir plötzlich die Knie weich.«
Kim löste eine Hand von Paris’ Schulter und holte damit den
Tricorder hervor. »Ich bekomme keine Anzeige. Das heißt…
Halten Sie die Luft an, Tom.« Sicherheitshalber kniff er die
Augen zu, als eine weitere Pollenwolke heranwogte. Er hob die
Lider erst wieder, als er keinen Wind mehr spürte, sah aufs
Display und betrachtete rote Anzeigen. »Es liegt am
Blütenstaub. Richtig schädlich wird er erst, wenn man ziemlich
viel davon einatmet. Aber einige wenige Atemzüge genügen
bereits, um für ein oder zwei Minuten Benommenheit zu
erzeugen.«
»Hervorragend«, sagte Paris und löste sich aus Kims Griff.
»Ich fühle mich so, als hätte ich mit Klingonen getrunken.«
»Geht’s jetzt wieder?« fragte Kim und schaltete den Tricorder
auf medizinische Sondierung um.
Paris nickte. »Ja, es ist alles in Ordnung.«
»Bericht, Mr. Kim«, sagte Janeway, und Kim blickte über die
Schulter.
»Es geht ihm wieder gut. Der Blütenstaub wirkt recht schnell,
aber sein Einfluß hält nicht lange an.«
»Können wir uns mit Atemmasken davor schützen?«
Kim sah erneut auf die Anzeigen des Tricorders. »Ja, Captain.
Die einzelnen Partikel sind recht groß.«
»Gut.« Die Kommandantin klopfte auf ihren
Insignienkommunikator. »Janeway an Voyager.«
»Hier Chakotay, Captain.« Die Stimme des Ersten Offiziers
klang angespannt, und Kim beobachtete, wie sich sofort
Janeways Gesichtsausdruck veränderte.
»Ist bei Ihnen alles in Ordnung, Mr. Chakotay?«
»Bei uns ja, Captain. Aber wie sieht’s bei Ihnen aus? Wir
haben in Ihrem Bereich schwache energetische Fluktuationen
festgestellt, können den Ort jedoch nicht exakt bestimmen.«
»Wir haben keine echten Probleme«, erwiderte Janeway. »Es
gibt hier nur recht interessanten Blütenstaub. Bitte beamen Sie
Atemmasken für uns herunter. Wir bleiben in Bewegung –
richten Sie den Transferfokus nach den ID-Signalen unserer
Kommunikatoren aus.«
»Aye, Captain«, sagte Chakotay.
»Danke. Janeway Ende.« Sie wandte sich der Einsatzgruppe
zu. »Kommen Sie. Verlieren wir keine Zeit.«
Hoffentlich treffen die Filter bald ein, dachte Kim und hielt sich mit der Hand Nase und Mund zu, als der Wind weitere
Pollenwolken über die Straße trieb. Er hörte, wie Renehan
hustete und stolperte, wollte zurückkehren und ihr helfen. Doch
der zweite Sicherheitswächter stützte sie bereits und führte sie
weiter. Wenige Sekunden später schimmerte es in der Luft, und
einige Meter vor ihnen erschien ein weißes Paket auf dem
Boden. Torres brummte zufrieden – die Pollen schienen ihr
kaum etwas auszumachen, vielleicht deshalb, weil auch
klingonisches Blut in ihren Adern floß – und lief sofort los. Die
anderen folgten ihr und ließen sich von Torres die Atemmasken
reichen. Anschließend faltete die Chefingenieurin das weiße
Paket zu einem kleinen Bündel zusammen, das sie in ihrer
Gürteltasche verstaute.
Kim stülpte sich kühlen Kunststoff über Nase und Mund,
atmete dann vorsichtig ein. Vermutlich war es zumindest
teilweise Einbildung, aber er glaubte bereits zu spüren, wie sich
der mentale Nebel auflöste.
»Captain…« Die Maske gab der Stimme von B’Elanna Torres
einen dumpferen Klang. »Glauben Sie, daß wir es hier mit einer
gezielten Aktion zu tun haben?«
»Mit einem Verteidigungsmechanismus, meinen Sie?«
entgegnete Janeway. Bei diesem Gedanken erzitterte etwas in
Kim. Es ergab einen gewissen Sinn und erklärte auch die
energetische Fluktuation, die Chakotay geortet hatte. In einem
solchen Zusammenhang erschien es durchaus plausibel, daß der
Blütenstaub einer Pflanze wie ein Betäubungsmittel wirkte…
Der Fähnrich unterbrach seine Überlegungen und ärgerte sich
darüber, daß er erneut den Fehler machte, voreilige Schlüsse zu
ziehen. Er bezweifelte, daß die betäubende Wirkung der Pollen
ein Ergebnis genetischer Manipulation war. Vermutlich handelte
es sich nur um eine zufällige Nebenwirkung auf den
menschlichen Organismus. Hinzu kam: Die Freisetzung des
Blütenstaubs ließ sich kaum
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