Voyager 012 - Der Garten
zu
finden.«
Kim trat vorsichtig am Rand der einzelnen Gartenparzellen
entlang, und als er die Straße erreichte, sah er sehnsüchtig zum
Baum zurück. Die goldenen Blätter bewegten sich, obwohl kein
Wind wehte, und eine Sekunde später blitzte es grün. Ein dünner
Rauchfaden kräuselte sich von jener Stelle empor, an der eben
noch die Frucht gelegen hatte. »Captain!«
Janeway drehte sich abrupt um und hob die Brauen, als sie den
Rauch sah. »Was ist dort geschehen, Mr. Kim?«
Der Fähnrich konsultierte seinen Tricorder. »Leider kann ich
Ihnen keine klaren Informationen anbieten, Captain. Bei der
Untersuchung der Frucht habe ich Phosphor festgestellt, aber
nur in sehr geringen Mengen. Sie reichten bestimmt nicht aus,
um ein solches Phänomen zu bewirken.«
Janeway nickte. »Also gibt es einen anderen Faktor.«
»Vielleicht eine Art Reinigungssystem?« spekulierte Torres.
»Das Abfälle beseitigt?«
»Möglicherweise haben Sie recht – obwohl mir die Methode
recht drastisch erscheint«, erwiderte Janeway. »Von jetzt an
sollten wir uns besser von den Pflanzen fernhalten und auf der
Straße bleiben. Ich möchte vermeiden, mit dem Äquivalent
eines Rotwildzauns konfrontiert zu werden.«
»Rotwild?« wandte sich Renehan leise an Paris. Janeway hörte
sie.
»Relativ große Pflanzenfresser, die in meiner Heimat auf der
Erde immer wieder in Gärten vordrangen. Es geht mir um
folgendes, Fähnrich: Wir wissen nicht, welche Pflanzen für die
Kirse so wichtig sind, daß sie ihnen besonderen Schutz
gewähren.«
»Ich verstehe, Captain«, sagte Renehan, und Kim beobachtete,
wir sich ihre Wangen röteten.
»Deshalb bleiben wir auf der Straße«, fügte Janeway hinzu.
»Mr. Kim, sondieren Sie von hier aus.«
»Ja, Captain.« Kim justierte seinen Tricorder auf
Fernbereichserfassung und schritt dann wie die anderen in
Richtung Zitadelle.
Das nahtlose Steinband führte zu einer weiteren Gruppe von
Bäumen. Diese Exemplare waren wesentlich größer und ragten
fast zehn Meter weit empor. Kim beobachtete silbergraue
Stämme und kleine, dreifach gelappte Blätter an gedrungenen
Zweigen. Wenig später passierten sie einen Bereich, in dem
rechts und links von der Straße schulterhohes Gras wuchs. Die
dünnen Halme trugen rosarote Federbüsche, die auch bei einer
ganz leichten Brise hin und her tanzten. Sie boten einen
hübschen Anblick, und Torres lächelte.
»Sie sehen aus wie die Zirkusfähnchen, an die ich mich aus
meiner Kindheit erinnere. Oder wie Zuckerwatte.«
Kim richtete den Tricorder darauf und war fast erleichtert, als
er die Anzeigen sah. »Diese Pflanzen sind für uns nicht
genießbar. Sie enthalten einen Zucker, mit dem wir nichts
anfangen können.«
»Und die Reben?« fragte Janeway.
Erstaunt senkte Kim den Blick. Auf dem Boden zwischen der
Straße und dem Gras zeigten sich taubengraue Reben, zwischen
denen trompetenförmige Blumen wuchsen; sie waren so dunkel,
daß sich ihre Farbe kaum feststellen ließ – Blau oder Purpur?
Unter einem der Blütenblätter glaubte Kim, eine glatte,
eiförmige Schote zu erkennen. Er richtete die Sensoren des
Tricorders darauf. »Gekocht könnten sie sich für den Verzehr
eignen. Sie enthalten viele Kohlenhydrate; allerdings müssen sie
speziell zubereitet werden, damit unser Stoffwechselsystem sie
verarbeiten kann.«
Janeway nickte und war mit den Gedanken bereits woanders.
Kim hakte seinen Tricorder wieder an den Gürtel. Der Wind,
den er zuvor gespürt hatte, lebte nun auf, zerzauste ihm erneut
das Haar. Gelber Staub löste sich von den Federbüschen des
hohen Grases. Blütenstaub, vermutete der Fähnrich, und es
überraschte ihn nicht, als Paris nieste. Der Wind wurde noch
etwas stärker, bog die langen Halme so weit nach unten, daß die
Federbüsche fast den Boden berührten. Weitere Wolken aus
Blütenstaub entstanden, trieben dicht über das glatte Band der
Straße. Kim hielt den Atem an, als er durch den Pollendunst
schritt, aber er nahm trotzdem einen ekelhaften Geruch wahr,
wie eine Mischung aus Stinktier und halb verwestem Aas. Er
verzog das Gesicht.
»Nettes Zeug«, kommentierte Paris. Kim sah zurück – und
beobachtete, wie der Navigator taumelte, dann auf ein Knie
sank.
»Captain!« Der Fähnrich hakte einmal mehr seinen Tricorder
an den Gürtel und lief los, um zu helfen. Paris schüttelte den
Kopf, und Kim packte ihn an den Schultern, zog ihn hoch. »Was
ist passiert, Tom?«
»Alles in
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