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Voyager 012 - Der Garten

Voyager 012 - Der Garten

Titel: Voyager 012 - Der Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Scott
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Revek schüttelte den Kopf und
    schmunzelte kurz. »Nach dem Absturz war ich nicht gerade in
    bester Verfassung. Die Medo-Automatik behandelte mich, aber
    sie war beschädigt worden. Nun, mein Zustand verhinderte
    glücklicherweise, daß ich das Schiff verließ und draußen
    Nahrungsmittel sammelte. Deshalb hielt es Baumhüter für
    angebracht, mich hierherzubringen – um festzustellen, ob ich ein
    Tier oder eine Person bin. Um es kurz zu machen: Seitdem halte
    ich mich hier auf.«
    Damit macht er es sogar sehr kurz, dachte Janeway. Die interessantesten Dinge läßt er aus. So hätte ich zum Beispiel
    gern gewußt, wie lange es dauerte, bis er die Gesellschaft der
    Kirse verstand. Und außerdem: Weshalb kommt er so gut mit
    den Bewohnern dieser Welt zurecht? »Wie lange sind Sie schon hier?«
    Revek hob und senkte erneut die Schultern. »Mal sehen… Es
    sind vierzehn Jahreszeiten, also etwas weniger als vier planetare
    Jahre… Es dürften drei terranische Standardjahre sein,
    plusminus einige tausend Stunden.«
    Janeway nickte und verbarg den Argwohn, der sich bei diesen
    Worten in ihr regte. Ein Mensch und Mitglied des Maquis, ohne
    Kontakte zu seinem Volk, engagiert für eine Sache, der er sein
    Leben geopfert hätte… Eine solche Person hätte eigentlich
    danach fragen sollen, wie es um den Kampf gegen die
    Cardassianer stand. Janeways Blick wanderte zu Nachtgeflüster,
    der noch immer zuhörte – obwohl der größte Teil seiner
    Aufmerksamkeit inzwischen der Gruppe am Tisch galt.
    Verzichtete Revek auf eine entsprechende Frage, weil ein Kirse
    lauschte? Es ließ sich kaum feststellen. Welche Fragen durften
    unter den gegenwärtigen Bedingungen überhaupt gestellt
    werden?
    »Captain?«
    Es war Kims Stimme, und als sich Janeway umdrehte, stand
    der junge Fähnrich direkt vor ihr. Er bot ihr einen Teller an, der
    goldgelb glänzte und vielleicht sogar aus Gold bestand. Darauf
    lagen Fruchtstücke und Gebäck.
    »Ich dachte, Sie könnten während Ihres Gesprächs eine kleine
    Stärkung vertragen.«
    »Danke, Mr. Kim.« Janeway nahm den Teller entgegen und
    staunte darüber, mit welcher Freude sie reagierte. Sie griff nach
    einem Kuchenteil, biß hinein und schmeckte ein köstliches
    Aroma.
    Revek räusperte sich. »Ob Sie’s glauben oder nicht: Jener
    Käse stammt von einem Baum. Vielleicht haben Sie ihn schon
    gesehen: Es handelt sich um eine immergrüne Pflanze, deren
    lange Wedel in roten Spitzen enden. Aus dem Saft wird Quark
    hergestellt.«
    »Schmeckt ausgezeichnet«, sagte Janeway. Der herrliche
    Geschmack sorgte dafür, daß Aufmerksamkeit und Argwohn
    nachließen. Mit zwei weiteren Bissen verzehrte sie das Gebäck
    und hob dann verlegen den Kopf – der eigene Appetit war ihr
    plötzlich peinlich. Nachtgeflüster und Unnachgiebig musterten
    sie anerkennend.
    »Das Essen gehört zu den wichtigsten Kommunikationsformen
    der Kirse«, erläuterte Revek. »Man könnte es mit einer Art
    Kommunion vergleichen. Es ist der zentrale Kern der hiesigen
    Gastfreundschaft, und diese wiederum bildet die Basis für die
    Kirse-Kultur.«
    Unnachgiebig hatte Kim begleitet und nickte nachdenklich.
    Janeway griff nach einem Fruchtstück, biß vorsichtig hinein und
    hoffte, ein wenig Zeit zu gewinnen. Diese Absicht vergaß sie
    fast, als es an ihrem Gaumen zu einer wahren
    Geschmacksexplosion kam. Ganz automatisch versuchte sie,
    einzelne Aromen voneinander zu unterscheiden: Melone, Honig,
    vielleicht auch ein Hauch Pfefferminz. Sie trachtete danach, sich
    von diesem Genuß nicht ablenken zu lassen, sich statt dessen auf
    Revek und ihre aktuelle Situation zu besinnen. Die
    Schilderungen des Mannes klangen plausibel, aber Janeway
    fragte sich, warum er so bereitwillig Auskunft gab. In welcher
    Beziehung stand Revek zu den Bewohnern dieses Planeten?
    »Sie fragen sich, warum ich Ihnen das alles erzähle«, sagte
    Revek.
    Janeway nickte.
    Der Mann deutete zu Unnachgiebig, dessen Aufmerksamkeit
    dem Tisch galt. »Um ganz ehrlich zu sein… Die Kirse haben
    mich das ebenfalls gefragt. Sie sind am Handel interessiert, und
    es geschieht nicht oft, daß sie dabei auf die Hilfe eines
    Dolmetschers zurückgreifen können.« Ein Schatten huschte über
    sein Gesicht. »Dabei gehe ich natürlich davon aus, daß ich
    bisher alles richtig verstanden habe. Nun, mir gegenüber sind
    die Kirse immer offen und konsequent gewesen.«
    Janeway nickte erneut und spürte, wie ihr Argwohn nachließ.
    Reveks Ausführungen paßten gut in das von

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