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Voyager 012 - Der Garten

Voyager 012 - Der Garten

Titel: Voyager 012 - Der Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Scott
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wir mit
    dem Delta-Quadranten.«
    Der geflügelte Kirse – er hatte sich selbst als ›Nachtgeflüster‹
    vorgestellt – stand in Hörweite und hatte die Schwingen
    andeutungsweise gehoben. Er teilte seine Aufmerksamkeit
    zwischen Janeway und der Gruppe am Tisch. Das Geschöpf
    wirkte nicht bedrohlich, aber die Kommandantin der Voyager
    war sich sehr wohl seiner Präsenz bewußt.
    Revek ignorierte den Kirse einfach, zuckte mit den Schultern
    und zeigte erneut ein offenes, ungezwungenes Lächeln. Seine
    Augen waren seltsam: Ihre Farbe lag irgendwo zwischen Grau
    und Nußbraun; im goldenen Licht des Zimmers schienen sie
    gelb zu glühen. Außerdem waren ihre Bewegungen nicht exakt
    synchron – das linke Auge drehte sich immer ein wenig stärker
    als das rechte. In der Föderation wurden solche Dinge während
    der Kindheit korrigiert. Janeway machte sich eine gedankliche
    Notiz und beschloß, sich später mit dieser Beobachtung zu
    befassen.
    »Ich stamme aus jenem Raumsektor, den die Föderation den
    Cardassianern überließ. Ich machte dort gute Geschäfte und
    verspürte nicht den geringsten Wunsch, für irgendeinen Gul zu
    arbeiten. Deshalb schloß ich mich dem Maquis an.«
    »Woraus bestand Ihre Tätigkeit, Mr. Revek?« Janeway
    vernahm entspannt klingende, plaudernde Stimmen, und eine
    seltsame Benommenheit erfaßte sie. Plötzlich roch sie die
    Speisen viel deutlicher als zuvor: Der Duft von geschmorten
    Zwiebeln wetteiferte mit den süßen Aromen von frischem Obst.
    Der Geruch erinnerte sie daran, wie wenig sie in letzter Zeit
    gegessen hatte. Fast übermächtig wurde der Wunsch, sich dem
    Rest der Einsatzgruppe am lisch hinzuzugesellen.
    »Ich habe mich vorwiegend mit Computern beschäftigt«,
    erwiderte Revek, und sofort kehrte Janeways Aufmerksamkeit
    zu ihm zurück. »Bordsysteme und insbesondere Autopiloten
    wurden bald zu meiner Spezialität – all jene Dinge, die dafür
    sorgen konnten, daß ein Maquis-Schiff weniger
    Besatzungsmitglieder brauchte. Beim Test einer Software-
    Hardware-Matrix traf mich ein kohärenter Tetryonenstrahl. Kurz
    darauf sah ich eine eigenartige Raumstation auf dem Bildschirm.
    Wer auch immer dort wohnte – er schien mich nicht sehr zu
    mögen oder kaum Interesse an mir zu haben. Nun, die Leute auf
    einem nahen Planeten erwiesen sich nicht als sonderlich
    freundlich. Ich begann damit, das Schiff wieder
    zusammenzuflicken – glücklicherweise hatte ich bei den
    automatischen Systemen so gute Arbeit geleistet, daß eine
    Reparatur möglich war –, und dann machte ich mich auf den
    Weg nach Hause.«
    Janeway versuchte, ihre Enttäuschung nicht zu deutlich zu
    zeigen. Erst jetzt wurde ihr klar, wie sehr sie gehofft hatte, daß
    Revek nicht auf die gleiche Weise wie die Voyager in den Delta-Quadranten gelangt war. Doch bei der ›Raumstation‹ handelte es
    sich zweifellos um die Phalanx des Beschützers, die inzwischen
    nicht mehr existierte – und damit blieb jene Tür geschlossen, die
    direkt in den Alpha-Quadranten führte.
    »Dies hier ist wohl kaum Ihr Zuhause«, erwiderte Janeway
    schärfer als beabsichtigt. Sie hörte ein ledriges Knistern, als
    Nachtgeflüster die Schwingen ein wenig mehr hob. Revek lachte
    nur.
    »O ja, da haben Sie recht. Ich kam hierher, weil ich von den
    Bewohnern eines anderen Planeten die Auskunft erhielt, dies sei
    eine tote Welt. Angeblich sollte es hier nur Maschinen geben,
    die sich selbst erhalten. Ich hoffte, moderne Technik zu finden,
    um damit die Bordsysteme meines Schiffes zu verbessern und
    die Leistungsfähigkeit des Triebwerks zu erhöhen – Sie wissen
    selbst, wie lang die Heimreise ist. Allerdings wählte ich einen
    schlechten Zeitpunkt für meine Ankunft: Es fand gerade ein
    Angriff der Andirrim statt. Es nützte nichts, sie auf meine
    Neutralität hinzuweisen: Sie schossen mich auf der anderen
    Seite des Planeten ab. Die Kirse schickten Nachtgeflüster…
    Nein, halt, sie schickten Baumhüter, nicht wahr?«
    Nachtgeflüster schob sich ein wenig näher und nickte steif.
    »Ja.«
    Revek nickte ebenfalls. »Als sie Baumhüter schickten, um
    festzustellen, welches Durcheinander ich in ihrem Irri’a’a -
    Garten angerichtet hatte…«
    Der geflügelte Kirse pfiff leise, und Janeway richtete einen
    überraschten Blick auf ihn. Revek schnitt eine Grimasse.
    »Nachtgeflüster verabscheut meinen Akzent.«
    »Ich finde ihn komisch«, widersprach Nachtgeflüster, und
    Janeway begriff, daß er gelacht hatte.
    »Wie dem auch sei…«

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