Voyager 012 - Der Garten
Raumschiffs zu besetzen…« Chakotay
unterbrach sich und schüttelte den Kopf, fuhr dann mit fast
gepreßt klingender Stimme fort: »Offiziell wurden gelegentlich
Klagen darüber laut, daß er eine zu große Vorliebe für Systeme
entwickelte, die von Computern kontrolliert wurden. Nicht jeder
Captain mochte es, Computern einen so großen Einfluß
einzuräumen.«
»Und inoffiziell?« fragte Janeway. »Bisher habe ich noch
nichts gehört, das die Bezeichnung ›Gerüchte‹ oder ›Gerede‹
verdient.«
Der Erste Offizier lächelte dünn. »Nun, inoffiziell… Kaum
jemand mochte ihn, und der Grund dafür ist mir unbekannt.
Soweit ich weiß, hatte er nie eine Frau oder Lebenspartnerin.
Auch von Verwandten habe ich nie etwas gehört. Außerdem
kenne ich niemanden, der von sich behauptete, ein guter Freund
von Thilo Revek zu sein. Man ging allgemein davon aus, daß er
seine Maschinen und Programme – und damit meine ich den
reinen Code, keine Programme wie etwa Holodeck-
Simulationen – weitaus mehr mochte als die meisten Leute,
denen er begegnete. Nicht alle reagierten positiv auf eine solche
Einstellung.«
»Das kann ich mir denken«, erwiderte Janeway. Sie kannte
solche Techniker und erinnerte sich an das sonderbare Gefühl,
überhaupt nicht richtig wahrgenommen zu werden: Das
Interesse galt nicht ihr, sondern einzig und allein dem Schiff,
das sie repräsentierte.
»Ich habe noch etwas anderes gehört, das relevant sein mag
oder auch nicht«, sagte Chakotay. »Damals fand ich es recht
interessant. Einige meiner Kollegen behaupteten, daß sich
Revek nicht mit ganzem Herzen der Sache des Maquis
verschrieben hatte. Sie meinten, er hätte mehr Interesse daran,
seine Programme zu testen, als uns zu helfen. Angeblich sei er
nur deshalb auf unserer Seite, weil wir die größere
Herausforderung darstellten.«
Janeway hob beide Brauen. Das war ein wichtiger Hinweis,
und wenn er der Wahrheit entsprach… Vielleicht handelte es
sich um den Hinweis auf eine regelrechte Psychose. »Was
halten Sie davon?«
»Wie ich schon sagte: Ich bin ihm nie begegnet.« Chakotay
hob und senkte die Schultern. »Auch damals war ich mir nicht
sicher. Ich glaubte, daß Ger… daß die betroffenen
Kommandanten übertrieben. Nun, zu jenem Zeitpunkt hatten die
Cardassianer gerade NSTN-2 vernichtet, und dabei kamen viele
gute Leute ums Leben. Niemand ging so weit zu behaupten,
Revek sei ein cardassianischer Agent oder arbeite gegen den
Maquis. Ich weiß, daß die Führung ihm später Aufträge gab, die
kleinere Planeten betrafen – sie schien ihm also zu vertrauen.«
»Ich verstehe.« Janeway runzelte die Stirn, als sie Chakotays
Schilderungen mit dem Mann auf der Kirse-Welt in Verbindung
brachte. Revek war ihr als recht umgänglicher Mann erschienen,
der manchmal auf amüsante Weise unehrerbietig sein konnte.
Doch wenn er eine solche Vergangenheit hat, sollten wir besser
auf der Hut sein, fügte sie in Gedanken hinzu. »Wenn Sie
Gelegenheit dazu bekommen…«, sagte sie langsam. »Versuchen
Sie, mehr über seinen persönlichen Hintergrund herauszufinden.
Ich bin natürlich daran interessiert, wie er hierherkam, und
weitere Informationen über den Beschützer und seine
Raumstation sind immer willkommen. Aber ich möchte auch
wissen, ob er Vertrauen verdient.«
»Sie würden gern wissen, auf welcher Seite er steht«, meinte
Chakotay.
»Ja, genau.« Die Kommandantin seufzte. »Was ich an ihm so
seltsam finde, ist die eine Frage, die er nicht stellte.« Chakotay runzelte die Stirn, und Janeway stand auf. »Er hat nicht gefragt,
ob er mit uns kommen könnte. Aber vielleicht war es dafür noch
zu früh. Oder er fühlt sich bei den Kirse so wohl, daß er gar
nicht fort will. Wie dem auch sei: Ich finde es ein wenig
seltsam.«
Chakotay nickte.
»Nun, um diese Sache können wir uns auch noch kümmern,
wenn wir eine Handelsvereinbarung mit den Kirse getroffen
haben.« Janeway versuchte, forsch zu wirken. Es fiel ihr nicht
leicht. »Ich erwarte Sie und die übrigen Mitglieder der
Landegruppe um siebzehn Uhr fünfzig im Transporterraum. Bis
dahin bin ich in meinem Quartier.«
»Aye, Captain«, sagte Chakotay. Janeway schritt an ihm
vorbei in den Korridor.
Ihre Unterkunft wirkte weniger einladend als sonst, als sie
durch die Tür trat. Erstaunt wandte sie sich den ambientalen
Anzeigen an der Wand zu. »Computer, reaktiviere die normale
Beleuchtung.«
»Ihr Quartier ist Teil des
Weitere Kostenlose Bücher