Voyager 012 - Der Garten
Spott des
Navigators und rief sich die Details der Analysen ins Gedächtnis
zurück. Die ermittelten Werte lagen in den üblichen
Toleranzbereichen; er entsann sich an nichts Ungewöhnliches.
Erneut schüttelte er den Kopf. »Lieber Himmel, Tom, es kann
niemand an Skorbut erkrankt sein.«
»Diese Behauptung entspricht erwiesenermaßen nicht den
Tatsachen«, ertönte eine kühle Stimme hinter Kim. Gleichzeitig
veränderte sich Paris’ Miene, brachte etwas mehr Würde und
Ernst zum Ausdruck. »Obgleich Sie von logischen Annahmen
ausgehen.«
Kim stand auf. Lieutenant Tuvok gehörte zu den wenigen
Personen an Bord, die Erinnerungen an seine Akademiezeit in
ihm weckten. Er fragte sich noch immer, wie der Vulkanier
einmal Mitglied von Chakotays Maquis-Crew gewesen sein
konnte. Aus den Augenwinkeln sah Kim, wie sich Paris nach
kurzem Zögern ebenfalls erhob.
Tuvok nickte knapp. »Der Captain möchte, daß Sie den
Bereitschaftsraum aufsuchen.«
»Jetzt sofort?« fragte Paris. Kim drehte den Kopf und
beobachtete, wie der Navigator einen kummervollen Blick auf
seinen Teller warf.
»Jetzt sofort«, bestätigte Tuvok. »Es ist dringend«, fügte er
hinzu.
»Und heikel«, meinte Paris. »Andernfalls wären wir sicher mit
Hilfe der Kommunikatoren verständigt worden.«
»Mag sein«, entgegnete der Vulkanier unverbindlich.
Kim griff nach Teller und Besteck, schob beides ins nächste
Reinigungsfach. Dann wich er beiseite, damit Paris seinem
Beispiel folgen konnte. Tuvok drängte nicht zur Eile, und Kim
beschloß, eine Frage zu riskieren.
»Gibt es tatsächlich Fälle von Skorbut an Bord, Sir?«
»Mehrere Besatzungsmitglieder leiden an
Ascorbinsäuremangel«, antwortete Tuvok. »Der Captain wird
Ihnen die Situation in allen Details erklären.« Damit drehte er
sich um und ging zum Turbolift. Kim folgte ihm und hörte, wie
Paris hinter ihm etwas murmelte. Er verstand die Worte nicht,
im Gegensatz zu dem Vulkanier, der erwiderte: »Daran zweifle
ich nicht, Mr. Paris.«
»Autsch«, sagte Paris und betrat den Turbolift.
Geschieht dir ganz recht, dachte Kim. Er bemerkte den
neugierigen und ein wenig verwirrten Blick des Vulkaniers, hielt
es daraufhin für besser, keinen Ton von sich zu geben.
Als sie den Bereitschaftsraum erreichten, waren die anderen
bereits zugegen. Captain Janeway begrüßte sie mit einem
knappen Nicken und verzichtete auf einen Kommentar. Kim
nahm dankbar neben der Chefingenieurin Platz. Lieutenant
B’Elanna Torres bedachte ihn mit einem kurzen Blick – kein
Lächeln, aber auch keine Feindseligkeit – und sah dann wieder
aufs Display ihres Datenblocks. Kim versuchte, die Anzeigen zu
erkennen, wagte es jedoch nicht, zu auffällig Ausschau zu
halten. Nach einigen Sekunden hob er den Kopf und sah sich im
Zimmer um. Alle nahmen die gewohnten Plätze ein: Tuvok und
Paris; der Erste Offizier Commander Chakotay; Torres; der
Talaxianer Neelix – er saß auf der Stuhlkante, wirkte eifrig und
nervös, wie so oft. Kim begriff plötzlich, daß nur der
holographische Arzt fehlte. Unmittelbar nach dieser Erkenntnis
erhellte sich ein Wandschirm, und ein Bild des Doktors erschien
dort. Als Janeway ihn sah, wiederholte sie ihr knappes Nicken,
was sie sofort in den Mittelpunkt der allgemeinen
Aufmerksamkeit rückte.
»Die gegenwärtige Krise dürfte sich an Bord bereits
herumgesprochen haben«, sagte sie. »Aber ich möchte das
Wesentliche noch einmal zusammenfassen. Derzeit leiden über
dreißig Besatzungsmitglieder an Ascorbinsäuremangel – eine
Krankheit, die man auch Skorbut nennt. Gleichzeitig zeigt eine
Analyse unserer Vorräte, daß wir genug Vitamin C an Bord
haben.« Janeway lächelte auf eine ernste, humorlose Weise.
»Natürlich bin ich besorgt, Doktor. Beginnen wir mit Ihrem
Bericht.«
»Gut.«
Kim sah zum Hologramm und erinnerte sich voller Unbehagen
daran, daß in seinem elektronischen Postkasten eine Mitteilung
des Doktors darauf wartete, gelesen und beantwortet zu werden.
Er hatte vermutet, daß es dabei um die jährliche
Routineuntersuchung ging – trotz des Transfers zum Delta-
Quadranten achtete der Bordcomputer darauf, daß alle Dateien
auf dem neuesten Stand blieben. Jetzt fragte er sich, ob es
vielleicht einen Zusammenhang mit den Skorbut-Fällen an Bord
gab.
»Bisher habe ich über neunzig Prozent der Crew untersucht«,
sagte der Holo-Arzt. »Mit den übrigen Besatzungsmitgliedern
wurden entsprechende Termine vereinbart. Bei
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