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Voyager 012 - Der Garten

Voyager 012 - Der Garten

Titel: Voyager 012 - Der Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Scott
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Kommandantin seine Botschaft
    verstanden hatte. »Nun gut, wir stehen zu Ihrer Verfügung«,
    sagte er zu Harfe. Eine Sekunde später bedauerte er,
    ausgerechnet eine derartige Formulierung gewählt zu haben.
    Die Kirse schien sich der doppelten Bedeutung aber nicht
    bewußt zu sein. »Ausgezeichnet«, meinte sie und sah zu
    Graurose.
    »Ich besorge uns ein Shuttle«, beantwortete Graurose die
    unausgesprochene Frage. »Und ich nehme Thilo mit.«
    Harfe nickte. »Hier entlang, Kim.«
    Sie winkte, und tief in dem Fähnrich versteifte sich etwas, als
    er das dumpfe Brummen des Kirse-Transporters hörte. In der
    hohen Mauer erschien ein Tor, höher und breiter als die sonst
    üblichen Türen. Durch die Öffnung sah Kim einen sanft
    geneigten Hang, der zu den Anbauflächen führte.
    »Wir können ebenfalls ein Shuttle nehmen, wenn Sie
    möchten«, meinte Harfe in einem entschuldigenden Tonfall.
    »Aber der Weg ist nicht weit.«
    »Ich gehe gern zu Fuß«, erwiderte Kim und sah zu Paris.
    »Na schön«, sagte der Navigator. »Wir sehen uns hier wieder,
    und zwar in… Wie lange brauchen wir für die Untersuchungen,
    Graurose?«
    »Vier Stunden sollten eigentlich genügen«, entgegnete die
    zweite Kirse. Ihre Stimme klang ein wenig heller als die von
    Harfe. Die beiden Kirse-Frauen sahen sich so ähnlich, daß man
    sie für Zwillinge hätte halten können. Waren sie tatsächlich
    Schwestern? Oder gab es bei den Bewohnern dieses Planeten
    einfach nur weniger individuelle Unterschiede als bei anderen
    Völkern?
    »Wir sehen uns also in vier Stunden wieder, Harry.«
    »In Ordnung«, sagte Kim.
    Harfe deutete zur neuen Tür. »Wenn Sie mir jetzt bitte folgen
    würden…«
    Unbehagen regte sich in dem Fähnrich, als er zusammen mit
    der Kirse durch einen langen Tunnel schritt. Zwar war Harfe
    nicht sehr groß, aber die Spitzen ihrer Flügel berührten fast die
    Decke. Als sie den Tunnel verließen, entspannte sie sich ganz
    offensichtlich, und die perlgrauen Membranen ihrer Schwingen
    vibrierten. Hinter ihnen wiederholte sich das Brummen des
    Kirse-Transporters, und als sich Kim umdrehte, war die Tür
    verschwunden.
    Harfe folgte seinem Blick. »Ich muß sie schließen«, sagte sie.
    »Andernfalls gelangen die Gärtner hinein.«
    »Die Gärtner?« fragte Kim.
    Harfe hob eine Schulter und deutete mit der Flügelspitze zur
    ersten Baumgruppe am Fuß des niedrigen Hügels. Dort
    bemerkte der Fähnrich mehrere jener tierartigen Geschöpfe, die
    sie schon während der ersten Erkundungen auf dem Planeten
    gesehen hatten. Sie hockten unter einem Baum, der voller Obst
    zu sein schien. Ein Geschöpf kratzte im Boden, während die
    anderen nach den Früchten tasteten, die an den oberen Zweigen
    hingen. Eins sprang nach einer Frucht, die größer war als alle
    anderen. Das Wesen hätte sie viel leichter erreichen können,
    wenn es so schlau gewesen wäre, mit einem in der Nähe
    liegenden Stock nach der Frucht zu schlagen.
    Offenbar sind sie nicht intelligent, dachte Kim. Vorausgesetzt, man definiert Intelligenz als die Fähigkeit, Werkzeuge zu
    verwenden.
    »Sie helfen«, sagte Harfe. »Aber sie können auch ein Ärgernis
    sein.«
    Bevor Kim eine der vielen Fragen stellen konnte, die ihm auf
    der Zunge lagen, hob Harfe die Flügel und senkte sie ruckartig.
    Ein dumpfer Knall von verdrängter Luft ertönte. Die Geschöpfe
    sahen auf, und in ihren Augen glitzerte plötzliche Furcht. Sie
    sprangen über eine niedrige Hecke am Rand der Baumgruppe
    hinweg und verschwanden im hohen Gras der nächsten
    Anbaufläche.
    »Warum haben Sie das getan?« fragte Kim. Es klang dumm,
    und er bedauerte sofort, solche Worte an die Kirse gerichtet zu
    haben.
    Harfe wandte ihm ein ausdrucksloses Gesicht zu. »Sie wären
    nur im Weg gewesen.«
    »Oh.« Das stimmt vermutlich, dachte Kim. Aber hätte man das Problem nicht auf eine andere Weise lösen können?
    Harfe setzte sich in Bewegung, schritt über den Hang und hob
    dabei ein wenig die Flügel, um das Gleichgewicht zu wahren.
    Kim folgte ihr. »Die Gärtner, wie Sie sie nennen… Allem
    Anschein nach sind sie… modifiziert.«
    Die Kirse bedachte ihn mit einem verwirrten Blick, und
    daraufhin fügte Kim hinzu: »Sie verfügen über metallene
    Komponenten, die fast wie… Prothesen aussehen.«
    »Oh, die Adaptionen.« Harfes Miene glättete sich, und sie
    neigte den Kopf zur Seite. »Was ist damit?«
    Wo soll ich beginnen? dachte Kim. »Nun… Was hat es damit
    auf sich? Warum statten Sie die Geschöpfe

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