Voyager 012 - Der Garten
der Kirse.
»Ja.« Janeway blickte kurz zum Datenblock, der auf der einen
Armlehne des Kommandosessels lag. Die Untersuchungen des
Doktors ließen keinen Zweifel: Alle Proben wurden den
Erfordernissen gesunder, ausgewogener Ernährung gerecht.
Wenn die Voyager hier ihren Proviant erneuerte, konnten sie bequem den nächsten Planeten der Klasse M erreichen – ohne
befürchten zu müssen, daß ihre Vorräte vorher zur Neige
gingen. »Wir sind an Ihren Nahrungsmitteln interessiert«, fuhr
die Kommandantin fort. »Aber vorher müssen noch einige
technische Angelegenheiten geklärt werden.«
»Aufgrund meiner Erfahrungen mit Thilo gehe ich davon aus,
daß unsere Technologien kompatibel sind«, sagte Unnachgiebig.
»So scheint es«, erwiderte Janeway. »Leider können wir kein
komplettes Transportersystem entbehren. Unser Angebot muß
sich auf entsprechende Informationen beschränken.«
Unnachgiebig runzelte die Stirn. »Unseren technischen
Ressourcen sind Grenzen gesetzt. Das gilt insbesondere für
Hardware, deren Herstellung viel Metall erfordert. Ich brauche
die für die Konstruktion notwendigen Rohstoffe, bevor ich eine
Übereinkunft in Betracht ziehen kann.«
»Es müßte uns eigentlich möglich sein, Ihnen die
erforderlichen Materialien zu liefern«, meinte Janeway. Sie hatte
mit einer solchen Antwort gerechnet und sich darauf vorbereitet,
aber trotzdem spürte sie nun, daß sich fast so etwas wie
Verzweiflung in ihr regte. Je länger es dauerte, den Proviant zu
bekommen, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, daß
weitere Besatzungsmitglieder erkrankten. Und damit
verschlechterte sich die Verhandlungsposition der Voyager.
Janeway mußte sich zwingen, so vorzugehen, als hätte sie alle
Zeit der Welt. »Vielleicht könnte sich unsere Chefingenieurin
mit Ihren Technikern treffen, um eine genaue Vorstellung davon
zu gewinnen, welche Rohstoffe Sie brauchen und wie sich deren
Lieferung mit unserer Versorgungslage vereinbaren läßt.«
Unnachgiebig blinzelte und nickte dann langsam. »Ein guter
Vorschlag. Bitte schicken Sie die Chefingenieurin; wir erwarten
sie hier.«
Das Bild des Kirse verschwand vom Schirm, bevor Janeway
eine Antwort geben konnte. Sie blickte über die Schulter, und
Kim zuckte verlegen mit den Achseln.
»Die Verbindung ist unterbrochen, Captain.«
»Na schön.« Janeway sah erneut zum Hauptschirm, der nun
wieder den grünweißen Kirse-Planeten zeigte. Wolken und
Entfernung verbargen Einzelheiten der paradiesischen Welt.
Nach einigen Sekunden schüttelte sie den Kopf. »Jetzt sind Sie
dran, Lieutenant Torres.«
B’Elanna Torres sah sich auf dem Hof um. Die Kirse schienen
etwas dagegen zu haben, daß sich Besucher direkt in ihre
Zitadelle beamten, aus welchem Grund auch immer. Der Boden
bestand aus von der Sonne erwärmten Steinen, die ein
Schachbrettmuster bildeten: Die Quadrate glänzten abwechselnd
purpurn und goldfarben – es handelte sich um das gleiche
Material, aus dem auch die Straße bestand, deren Verlauf sie zur
Zitadelle gefolgt waren.
Völlig leer erstreckte sich der Hof. In den Wänden zeigten sich
weder Türen noch Fenster. Der nächste Turm ragte auf der
rechten Seite jenseits der Mauer empor und präsentierte
B’Elanna ebenfalls eine glatte Außenfläche. Die Schilderungen
von Kim und Paris deuteten darauf hin, daß so etwas normal war
– die Kirse schufen erst dann einen Zugang, wenn sie ihn
benötigten. Doch es fiel der Chefingenieurin schwer, keinen
unfreundlichen Empfang darin zu sehen.
Sie klopfte auf ihren Insignienkommunikator. »Torres an
Voyager.«
»Hier Voyager.« Es war Chakotays Stimme, und B’Elanna
staunte über ihre eigene Enttäuschung. Man kann wohl kaum
erwarten, daß sich Captain Janeway bei jedem Außeneinsatz
selbst um die Kommunikation kümmert.
»Ich habe den Zielort erreicht, aber hier ist niemand.« Sie hatte
diese Worte gerade ausgesprochen, als das dumpfe Brummen
des Kirse-Transporters erklang. Torres drehte sich um und sah,
wie eine Tür in der Wand vor dem Turm entstand. »Oh, ich
glaube, das Empfangskomitee trifft gerade ein.«
»Gut«, sagte Chakotay. »Halten Sie uns auf dem laufenden.
Voyager Ende.«
Ein Kirse ohne Flügel trat aus dem Schatten der Tür. Seine –
nein, ihre, verbesserte sich Torres; es schien eine Frau zu sein,
auch wenn sie so dünn war, daß man das Geschlecht erraten
mußte – ihre bloßen Füße verursachten fast überhaupt keine Geräusche auf
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