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Voyager 012 - Der Garten

Voyager 012 - Der Garten

Titel: Voyager 012 - Der Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Scott
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zu beschaffen – uns sind hier die Hände
    gebunden. Wir haben kein Recht, irgendeine Art von Einfluß auf
    die Kultur der Kirse zu nehmen. Dies ist eine völlig fremde
    Zivilisation, die wir nicht verstehen und auch gar nicht
    verstehen können. Wir wissen nichts von der Moral und Ethik
    dieses Volkes. Wir haben keine Möglichkeit zu beurteilen, was
    die Kirse tun und lassen sollten. Wir stehen zu sehr außerhalb
    ihrer Kultur, und von einer solchen Position aus kann man nichts
    auf Dauer ändern, ganz gleich, wie gut die Absichten sind.
    Darauf läuft die Erste Direktive hinaus. In der Geschichte der
    Föderation hat sich mehrmals herausgestellt, wie wichtig dieses
    Nichteinmischungsprinzip ist. Zu Beginn meines Starfleet-
    Dienstes habe ich geschworen, die Bestimmungen der Ersten
    Direktive zu beachten, selbst dann, wenn sie mir falsch
    erscheinen. Ich habe nicht die Absicht, diesen Eid jetzt zu
    brechen.«
    Janeway schwieg und lauschte dem Klang der eigenen Worte.
    Sie klangen viel zu hochtrabend und schwülstig, wenn man sie
    hier aussprach, in der Umlaufbahn einer Welt, die nie zuvor
    etwas von der Föderation gehört hatte.
    Sie musterte Chakotay und fragte sich, ob sie genug oder
    vielleicht zuviel gesagt hatte. Hatte es einen Sinn zu versuchen,
    einen Maquisarden mit Starfleet-Grundsätzen zu überzeugen?
    Der Erste Offizier nickte langsam, und Janeway biß sich auf
    die Zunge, zwang sich, auch weiterhin geduldig zu sein und zu
    warten.
    »Sie haben recht«, erwiderte Chakotay schließlich. »Vielleicht
    war mir das sogar von Anfang an klar. Wie dem auch sei: Ich
    kann das Verhalten der Kirse nicht billigen. Es ist falsch.«
    »Ja.« Janeway zögerte und befürchtete, zuviel von ihren
    eigenen Empfindungen verraten zu haben.
    »Wie soll ich mit so etwas leben?« fragte Chakotay leise.
    In diesen Worten hörte Janeway einen Schmerz, der sie selbst
    vor vielen Jahren gequält hatte. Erinnerungen daran stiegen in
    ihr empor.
    »Sie setzen Ihr Leben einfach fort.« Die Kommandantin
    lächelte erneut, als sie Überraschung im Gesicht des Ersten
    Offiziers sah. »Vor langer Zeit habe ich jemandem die gleiche
    Frage gestellt, und ich bekam diese Antwort. Damals verstand
    ich sie nicht, aber schließlich ergab sie einen Sinn. Setzen Sie
    Ihr Leben fort.«
    »Damals haben Sie sich vermutlich etwas anderes erhofft«,
    sagte Chakotay, und auch seine Lippen formten nun ein
    Lächeln.
    »Ja.« Janeway entsann sich auch an ein Lied, leise und traurig,
    gesungen von einer Frau. Eine Stelle des Textes hatte einen
    festen Platz in ihrem Gedächtnis gefunden: Manche Tage muß
    man einfach irgendwie überstehen.
    Sie verdrängte die Erinnerungen, als Chakotay aufstand.
    »Vielen Dank, daß Sie sich Zeit für mich genommen haben,
    Captain.«
    Es waren förmliche Worte, aber es kam auch Wärme in ihnen
    zum Ausdruck.
    »Chakotay?«
    »Captain?« Er blieb in der Tür stehen.
    »Was hielten Sie von den Kirse, bevor diese Sache bekannt
    wurde?«
    »Nun…« Der Erste Offizier schmunzelte einmal mehr.
    »Vorher habe ich Schlüsselhüter und die anderen Kirse
    gemocht. Vermutlich liegt da das Problem.«
    Er trat in den Korridor, und die Tür schloß sich hinter ihm.
    Janeway blieb sitzen und starrte ins Leere. Er hat recht, fuhr es ihr durch den Sinn. Zumindest ein Teil des Problems liegt darin, daß uns die Kirse so sympathisch erscheinen. Auch deshalb
    schmerzt es so zu sehen, was sie mit den Gärtner-Wesen
    angestellt haben. Doch es gab keine Möglichkeit, daran etwas zu ändern.
    »Ich weiß, was Sie meinen, Chakotay«, murmelte Janeway.
    »Ich mag die Kirse ebenfalls.«
    Es blieb ihnen tatsächlich keine Wahl, denn die Voyager befand sich in einer ›aussichtslosen Situation‹, wie es Chakotay genannt
    hatte. Es fiel Janeway schwer, die Ungewißheit aus sich zu
    verbannen, als sie auf der Brücke des Schiffes vor den
    Hauptschirm trat, um erneut mit den Kirse zu sprechen. Ich muß
    vor allem an die Crew denken, dachte sie. Dort liegt meine wichtigste Verantwortung.
    Doch diese Überlegungen spendeten kaum Trost.
    »Die Verbindung ist hergestellt, Captain«, meldete Kim.
    Janeway nickte ihm zu und straffte die Schultern. »Danke, Mr.
    Kim.«
    Konturen bildeten sich in der bunten Statik des Kirse-
    Kommunikationssystems, formten das Gesicht von
    Unnachgiebig.

»Ich grüße Sie, Captain Janeway.«
    »Ich erwidere Ihren Gruß, Unnachgiebig.«
    »Hatten Sie inzwischen Gelegenheit, die Proben zu
    untersuchen?« fragte das Oberhaupt

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