Voyager 012 - Der Garten
weit, und wohin die Chefingenieurin
auch blickte: Überall sah sie Maschinen, jene seltsamen,
glänzenden Aggregate, die sie schon bei ihrem ersten Besuch
auf dem Planeten gesehen hatte. Auch hier lagen die
beweglichen Teile ganz offen. Es erschien ihr überaus
sonderbar, daß etwas funktionieren konnte, ohne daß es zu
erkennbaren Wechselwirkungen mit anderen Komponenten
kam. Verwundert trat sie näher und bemerkte das matte Glühen
von Kraftfeldern zwischen den einzelnen Teilen. Enorm viel
Energie schien hier vergeudet zu werden – und das widersprach
den Daten, die die Sensoren und Scanner der Voyager beim
Anflug ermittelt hatten.
Torres wandte sich an Silberhammer. »Wie halten Sie so viele
Kraftfelder stabil?« fragte sie, ohne vorher zu überlegen. »Wir
haben keine annähernd so große Energiequelle auf dem Planeten
gemessen.«
Die Kirse lächelte. »Erwarten Sie wirklich von mir, daß ich
Ihnen darüber Auskunft gebe?«
Torres spürte, wie sie errötete. Die Frage war naiv, aber sie
beschloß, keinen Rückzieher zu machen. Vielleicht kam sie mit
einem Bluff weiter. »Nun, ich muß Ihr energetisches Potential
kennen, um das Transportersystem richtig zu analysieren.
Offenbar steht Ihnen mehr Energie zur Verfügung, als ich
dachte.«
»Nun gut.« Silberhammer nickte ernst, und ihr Lächeln
verschwand. »Der planetare Kern bildet unsere primäre
Energiequelle. Diese Welt ist noch jung, ihr Zentrum sehr heiß.«
»Aber Sie verwenden eine Abschirmung.«
Silberhammer nickte erneut. »Um dieses System zu schützen.
Die Andirrim würden sonst ihre Angriffe auf diesen Ort
konzentrieren.«
Torres schauderte innerlich, als sie daran dachte. Im Zentrum
eines Planeten herrschten für gewöhnlich sehr hohe
Temperaturen, aber ein Anzapfen dieser Energiequelle brachte
auch erhebliche Gefahren mit sich. In diesem Zusammenhang
konnte ein Unfall zu einer gewaltigen Katastrophe führen. »Sie
haben viele Probleme mit den Andirrim.«
»Genug«, erwiderte Silberhammer. »Manchmal kommen sie,
um zu handeln. In solchen Fällen bringen sie Metall mit, und
dann bleibt uns gar nichts anderes übrig, als Geschäfte mit ihnen
abzuschließen. Aber das geschieht nur, wenn sie selbst Vorräte
brauchen. Meistens kommen sie, um zu stehlen.«
»Hoffentlich entschließen sie sich nicht ausgerechnet jetzt zu
einem Angriff«, sagte Torres.
»Wenn sie das nächste Mal auftauchen, so geht es ihnen
wahrscheinlich um Handel«, meinte Silberhammer. »Beim
letztenmal wurden sie vertrieben und konnten nur wenig
mitnehmen.«
»Gut.« Torres wollte noch etwas hinzufügen, überlegte es sich
dann aber anders. In diesem Fall hielt sie die Starfleet-Regeln
für richtig: Es war besser, sich aus einem lokalen Konflikt
herauszuhalten, für keine Seite Partei zu ergreifen. Sie griff nach ihrem Tricorder. »Würden Sie mir jetzt bitte Ihr System
zeigen?«
Silberhammer zögerte für einen Sekundenbruchteil und
deutete dann zu einem Block in der Mitte des Saals. »Dort.«
Torres trat vorsichtig näher und aktivierte ihren Tricorder. Auf
den ersten Blick erweckte der massige Block den Eindruck, aus
Blei zu bestehen, doch als B’Elanna genauer hinsah, bemerkte
sie eine Vielzahl von Rohren, deren farbliches Spektrum von
Goldgelb über Silbergrau bis zu allen möglichen Schattierungen
von Rot reichte. Diese Schlangen aus Metall wanden sich über
der Außenfläche des Blocks, ragten aus Seiten und Ecken,
bildeten knotenartige Gebilde, führten durch Kugeln, deren
Oberfläche aus blütenblattähnlichen Facetten bestand, um
anschließend wieder in dem Block zu verschwinden. Alles sah
seltsam organisch aus, und an einigen Stellen glaubte Torres,
glitschige Feuchtigkeit zu erkennen. Doch als sie die Sensoren
des Tricorders darauf richtete, berichteten die Anzeigen nur von
mechanischen – oder besser: anorganischen – Komponenten.
Ein starkes Kraftfeld umhüllte die ganze Vorrichtung. B’Elanna
änderte die Justierung der Sensoren, damit die
Sondierungssignale das Feld durchdringen konnten. Unmittelbar
darauf ortete sie ein enorm hohes Strahlungsniveau. Handelte es
sich um eine separate Energiequelle, oder steckte die Kirse-
Technik dahinter?
»Ist dies die Energiequelle?« fragte Torres. Silberhammer
näherte sich und blickte neugierig aufs Display des Tricorders.
Die Chefingenieurin widerstand der Versuchung, das Gerät so
zu halten, daß Silberhammer die Anzeigen nicht erkennen
konnte.
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