Voyager 012 - Der Garten
–, und sie haben sich nicht immer unter
Kontrolle. Es gibt Systeme, die den Hormonfluß steuern und
damit den Instinkt dämpfen.«
»Keine weiteren Maschinen«, erwiderte Torres und konnte
ihren Abscheu nicht verbergen.
»Es handelt sich um Implantate«, antwortete Silberhammer.
»Mit individueller Kontrolle. Sie sind nicht für die Gärtner
bestimmt, sondern für Personen. Man könnte sie mit
persönlichen Assistenten oder Helfern vergleichen. Ich mache
Sie damit vertraut, wenn Sie möchten.«
Torres zögerte und sah eine Möglichkeit, die nicht
unerheblichen Reiz auf sie ausübte. Sich vom klingonischen
Zorn zu befreien, von der jähen Aggressivität, die sie dem
genetischen Erbe ihrer Mutter verdankte, eine neue Freiheit, die
ganz nach Belieben zur Verfügung stand… Silberhammer bot
ihr eine solche Kontrolle an, ohne jede Verpflichtung. Aber es
würde bedeuten, daß ich mich auf einen fremden Faktor
verlasse, dachte B’Elanna. Auf etwas, das Abhängigkeit schafft, irgendwann einmal ausfallen kann – und dann wäre die Bürde
des Zorns noch schwerer zu tragen. Außerdem würde es
bedeuten, daß ich einen Teil von mir eliminiere, auch wenn mir
dieser Teil nicht gefällt. »Nein«, sagte sie und hörte erstaunt, daß sie dabei ganz ruhig klang. »Aber ich danke Ihnen für das
Angebot, Silberhammer.«
»Wie Sie wünschen.« Die Kirse blickte auf das in ihre Hand
integrierte Gerät und streckte es erneut der Chefingenieurin
entgegen. »Sollen wir jetzt fortfahren?«
Torres nickte, begann mit der Untersuchung und gab sich alle
Mühe, das hornige Interface zwischen Kirse und Maschine nicht
zu berühren. So irrational ihre Reaktion auch sein mochte: Es
erleichterte sie, bei den anderen Kirse keine derartigen
Verbindungen mit Geräten beobachtet zu haben.
Sie brauchte drei weitere Stunden, um die Analyse des Kirse-
Transporters zu beenden, obgleich sie dabei auch auf das
Elaborationspotential des Voyager- Computers zurückgriff.
Schließlich hatte sie eine ziemlich klare Vorstellung von dem
System und auch davon, was die Kirse benötigten, um die
geplanten Modifikationen durchzuführen. Allem Anschein nach
gab es auf ihrer Welt nur wenig Metall: Jene Komponenten, die
zunächst den Eindruck erweckten, aus Metall angefertigt
worden zu sein, bestanden in Wirklichkeit aus Keramik oder
ähnlichen Stoffen. Echtes Metall wurde nur dort verwendet, wo
es sich nicht vermeiden ließ. Es blieb der Voyager gar nichts anderes übrig, als auch Metall zu liefern, doch B’Elanna sah
bereits eine Möglichkeit, den Kirse die benötigten Rohstoffe zu
liefern, ohne daß ihre sorgfältig gehüteten Vorräte an Bord
dadurch zu sehr schrumpften. Sie blickte zu dem Kondensor-
Aggregat an der Wand, das sich aus muschelartigen Gebilden
zusammensetzte. Sie glänzten im rosafarbenen Ton von Kupfer,
obwohl sie nicht aus Metall bestanden, sondern aus Keramik.
Ein hintergründiges Lächeln umspielte die Lippen der
Chefingenieurin. Ja, sie würde den Kirse metallene
Konstruktionskomponenten liefern – um sie anschließend durch
Keramikteile zu ersetzen, die an Bord der Voyager den gleichen Zweck erfüllten. Auf diese Weise hielt sich der Verlust an
Rohstoffen in Grenzen.
B’Elannas Lächeln wuchs in die Breite, als sie begriff, daß sie
eine sehr elegante Lösung des Problems gefunden hatte.
Silberhammer bewegte die Schwingen und schien sich zu
strecken. »Haben Sie eine Entscheidung getroffen?«
»Inzwischen bin ich mit der hiesigen Situation vertraut«,
erwiderte Torres. Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Ich
werde empfehlen, das Geschäft mit Ihnen abzuschließen.«
Silberhammer hob Flügel und Arme. Es war eine Geste, die
sehr fremdartig wirkte – und die B’Elanna gleichzeitig an ein
Kind erinnerte, das erfreut in die Hände klatschte. »Das sind
sehr gute Nachrichten. Ich nehme an, Sie möchten sich mit
Ihrem Schiff in Verbindung setzen. Und vermutlich wollen Sie
ein privates Gespräch führen.«
»Ja«, sagte Torres.
Silberhammer hob die Hand und richtete die Kontrollscheibe
darin auf das einzige Wandsegment, an dem sich keine
Maschinenteile zeigten. Der Transporter brummte, und
B’Elanna sah Licht, das hinter dem Kraftfeld pulsierte, ein
weißblaues Schimmern tief im Innern der Anlage.
»Dort ist es privat«, erklärte die Kirse. »Ich bleibe hier und
kümmere mich um einige Routineaufgaben.«
»Danke.« Torres ging zur neuen Tür, vorbei an
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