Voyager 012 - Der Garten
er das Zimmer betrat. Dieser Ort hatte einst als
Reparaturwerkstatt gedient. Der Raum war kleiner als die
Shuttlehangars zu beiden Seiten, doch die Regale mit den
Nahrungsmitteln ragten mehr als fünf Meter weit nach oben.
Frischhaltefolie umhüllte einen Teil des Proviants; andere
Vorräte ruhten in speziellen Behältern.
»Ich beginne im linken Gang«, sagte Paris. »Nehmen Sie den
mittleren, Harry?«
»Ich glaube kaum, daß es irgendeinen Unterschied macht«,
entgegnete Kim, nickte jedoch. »Damit bleibt für Sie der rechte,
Kes.«
»In Ordnung.« Die Ocampa betrat den entsprechenden Gang.
Kim atmete tief durch und setzte sich ebenfalls in Bewegung.
Die Präsenz der Stasisfelder war hier stärker und bescherte ihm
eine Gänsehaut selbst unter der Uniform. Er unterdrückte ein
Schaudern und sah auf den Anzeigebereich des Tricorders, der
ihm den Plan des Lagers zeigte. Am besten fing er mit den
tomatenartigen Früchten an – in diesem Gang lagerten
mindestens drei Tonnen davon, und Kim hatte das Gefühl, daß
sie mit dem Problem in Zusammenhang standen. Anschließend
wollte er Bohnen und Sauerrohr untersuchen, um dann mit
Analysen der übrigen Lebensmittel zu beginnen, falls das
notwendig sein sollte.
Die Tomaten waren in großen, mit Gas gefüllten Zylindern in
der Mitte des Ganges untergebracht. Kim wandte sich der
nächsten Konsole zu und betätigte ihre Kontrollen, woraufhin
eine Öffnung im Stasisfeld entstand, groß genug, um einen
Zylinder passieren zu lassen. Die Antigravitation änderte nichts
an der Masse des Objekts, und Kim schwitzte, als der Behälter
schließlich vor ihm stand. Er versiegelte das Stasisfeld dahinter
wieder und betrachtete dann den Zylinder. Durch die
transparenten Wände konnte er deutlich grüne Früchte sehen.
Wie träge bewegten sie sich im konservierenden Gas, und es
schien alles in bester Ordnung mit ihnen zu sein. Erneut berührte
Kim einige Schaltflächen der Konsole, und daraufhin summte
der Selektor. Zahlen wanderten durch ein Display, und eine
Klappe öffnete sich im oberen Teil des Behälters. Eine einzelne
Frucht schwebte dort, und winzige Gasschleier lösten sich von
ihrer Schale. Kim griff vorsichtig danach und fragte sich, ob ein
so harmloses und leckeres Etwas wirklich die Ursache ihrer derzeitigen Probleme sein konnte. Mit einem leisen Zischen
schloß sich die Klappe wieder, und der junge Fähnrich holte
seinen Tricorder hervor.
Die Standarduntersuchungen hatte er schon einmal
vorgenommen, doch er wiederholte sie jetzt, nur für den Fall,
daß irgendein planetarer Faktor die Analyseergebnisse
verfälscht hatte. Schon nach wenigen Sekunden bekam er die
gleichen Resultate: Die Frucht erwies sich nicht nur als eßbar;
für den menschlichen Organismus sollte sie sogar
ausgesprochen gesund sein. In der graphischen Darstellung des
Ascorbinsäuregehalts wuchs ein grüner Balken bis fast zum
Maximum der gewünschten Werte. Kim verzog das Gesicht,
veränderte die Justierung des Tricorders und programmierte eine
neue Untersuchung. Ein weiterer grüner Balken zeigte normale
molekulare Strukturen an. Zwei zusätzliche Analysen folgten,
dazu bestimmt, strukturelle Besonderheiten ausfindig zu
machen, die bei den ersten Tests verborgen blieben. Die grünen
Balkenmuster zeigten in beiden Fällen normale Werte an. Das
Problem liegt also nicht bei der Ascorbinsäure, dachte Kim.
Vielmehr gibt es etwas, das die Resorption behindert –
vorausgesetzt natürlich, daß diese Früchte tatsächlich die
Ursache sind.
Er betätigte einige Schaltflächen des Tricorders, aktivierte
damit die nächste Untersuchungsserie und wartete, während das
Gerät sondierte. Diesmal bestanden die graphischen Muster aus
roten Hinweisen: In der Frucht gab es nichts, das die Resorption
von Vitamin C erschweren sollte. Da ein solcher Faktor aber
ganz offensichtlich existieren muß, dachte Kim und glaubte dabei, Tuvoks Stimme zu hören, läßt sich aus den bisherigen
Ergebnissen der Schluß ziehen, daß diese Früchte nicht der Grund unserer Schwierigkeiten sind. Er schuf eine neuerliche Öffnung im Stasisfeld, brachte den Zylinder wieder an seinem
ursprünglichen Platz unter und nahm sich dann den nächsten
Punkt auf der Liste vor. Die Bohnen waren gesprenkelte Kugeln,
etwas größer als Kims Faust, und sie lagen in offenen
Schachteln, geschützt von ihrer harten Schale. Auch sie wiesen
genug Ascorbinsäure auf, und es gab nichts, das ihre
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