Voyager 012 - Der Garten
Beengtheit
erweckte. Die Hauptmahlzeit für die zweite Dienstschicht war
gerade zu Ende gegangen, und Neelix beobachtete, wie drei
Menschen den ersten Kochtopf aufs Reinigungsband setzten.
Ein zweites Team stellte Tabletts mit kalten Speisen für jene
Besatzungsmitglieder bereit, die nicht die Messe aufsuchen
konnten, als man dort die Hauptmahlzeiten servierte.
Kim hörte, wie sein Magen knurrte.
»So ein Mist«, kommentierte Paris. »Er hat gerade alles
weggeräumt.«
»Die Kühlfächer dürften genug Speisen enthalten«, meinte
Kes. »Keine Sorge, Tom.«
Beim Klang ihrer Stimme drehte sich Neelix abrupt um,
lächelte und näherte sich rasch. Sein Blick huschte zwischen
Kes und Paris hin und her. »Ich habe nach dir gesucht, Kes. Hier
beim Essen hätte ich deine Hilfe gebrauchen können. Ja, dafür
wäre ich sehr dankbar gewesen.«
»Tut mir leid«, erwiderte Kes, ohne besonders viel Reue zu
zeigen. »Ich habe Harry im Lagerraum geholfen.«
Neelix musterte Kim mißtrauisch.
»Wir haben fast den ganzen Tag damit verbracht, den Proviant
zu untersuchen«, erklärte der junge Fähnrich rasch. »Inzwischen
glauben wir, daß die Ascorbinsäure in den Nahrungsmitteln des
letzten Planeten durch die Zubereitung beeinflußt werden
könnte. Deshalb möchten wir die Speisen untersuchen, die Sie
heute abend servierten.«
»Nun, es ist nicht viel übrig«, sagte Neelix. »Das Curry
erfreute sich heute großer Beliebtheit, vermutlich wegen der
grünen Leeabi-Nüsse in pikanter Yduvari-Soße – eine
außerordentlich schmackhafte Spezialität, wenn Sie mir diese
Bemerkung gestatten –, und ich weiß nicht, ob wir noch genug
haben, um…«
»Uns würden Reste auf einem Teller genügen«, warf Kim
hastig ein, um die Wortflut zu beenden.
Neelix riß entsetzt die Augen auf. »O nein, ausgeschlossen.
Ich kann Ihnen etwas Besseres anbieten. Bitte kommen Sie, hier
entlang.«
Kim folgte ihm hinter den Tresen. Paris und Kes beugten sich
vor, blickten an den Tabletts vorbei. Neelix schenkte ihnen
keine Beachtung, kramte in einigen Stasisfächern und holte
schließlich einen geschlossenen Behälter hervor, den er Kim mit
einer schwungvollen Bewegung anbot.
»Das habe ich extra für den Captain zubereitet«, sagte der
Talaxianer. »Beim letztenmal fand sie großen Gefallen an den
Leeabi-Nüssen, und deshalb dachte ich…«
Kim nickte und ließ den neuerlichen Wortschwall einfach über
sich ergehen, während er den sehr fest sitzenden Deckel löste.
Der Behälter enthielt eine dunklere Version des grünen Currys,
das er beim Mittagessen probiert hatte, in ein kunstvoll
garniertes dunkelrotes Blatt gehüllt.
»… und wenn damit irgend etwas nicht stimmt«, fuhr Neelix
unterdessen fort, »so möchte ich sofort davon erfahren. Bitte
untersuchen Sie alles. Ja, ich bestehe sogar darauf, daß Sie alles
untersuchen. Aus meiner Küche bekommt Captain Janeway nur
die besten Speisen, darauf lege ich großen Wert…«
»In Ordnung.« Kim richtete seinen Tricorder auf das Curry
und hielt unwillkürlich den Atem an, als er jene Taste drückte,
die den Scan aktivierte. Einige Sekunden lang geschah nichts,
dann erschien eine graphische Darstellung in hellem Rot, und
darunter verdeutlichten Zahlen und Buchstaben die Details: Das
Curry enthielt praktisch überhaupt keine Ascorbinsäure. Kim
strahlte vor Freude – um dann sofort wieder ernst zu werden.
Jetzt kannten sie zwar den Grund für die Mangelkrankheit, doch
einer Lösung des Problems waren sie deshalb keinen Schritt
näher.
»Gute Neuigkeiten?« fragte Paris.
Kim lächelte schief. »Kommt darauf an, was Sie darunter
verstehen. Alles deutet darauf hin, daß Kes recht hat: Die
Zubereitung der Nahrungsmittel scheint das Vitamin C zu
zerstören.«
»Was?« Neelix schüttelte so heftig den Kopf, daß er dadurch
fast seine Kochmütze verloren hätte. »Ich versichere Ihnen, daß
hier immer richtig gekocht wird…«
»Darum geht es gar nicht.« Kim richtete den Tricorder auf
eine andere Speise. »Ich bin sicher, letztendlich liegt es an den
Nahrungsmitteln.«
»Aber…« Neelix unterbrach sich, als Kim auf seinen
Insignienkommunikator klopfte.
»Kim an Brücke.«
»Hier Chakotay. Sprechen Sie, Mr. Kim.«
»Ich habe einen ersten Bericht für den Captain«, sagte Kim.
»Später füge ich detaillierte Informationen hinzu, aber ich
glaube, sie sollte schon jetzt davon erfahren.«
»Ich höre Sie, Mr. Kim«, ertönte Janeways
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