Voyager 018 - Seven of Nine
um Ringe, Rosen und das Fallen ging.
Es waren keine wichtigen Dinge, aber es handelte sich doch um
sehr deutliche und reale Reminiszenzen.
Sie beschrieb dem Doktor jedes einzelne Bild. Er nickte,
zeichnete die Informationen auf und seufzte schließlich. »Das
genügt fürs erste. Wie fühlen Sie sich?«
»Ein wenig müde.«
»Das ist normal. Seven… Ich möchte Sie etwas fragen.« Mit
einem Nicken forderte sie ihn auf fortzufahren. »Haben Sie
Skedaner assimiliert? Nicht Sie persönlich, aber… «
»Ja. Und ich war dabei zugegen. Ich verfüge über die
Erinnerungen einer gewissen Rhiv, Spezies 4774.
Eigenbezeichnung: Skedaner. Ein Volk von Telepathen,
ausgestattet mit einem schützenden Knochenwulst, der sich über
den Schädel erstreckt und am Rückgrat entlangreicht. Nicht
aggressiv. Leisteten minimalen Widerstand. Die jungen
Exemplare werden ineffizient ernährt… «
»Telepathen? Das wäre eine Erklärung. Bei den skedanischen
Kindern habe ich messbare Emissionen mentaler Energie
festgestellt, und ihr Gehirn weist ein zusätzliches Organ auf.
Tamaak sprach in diesem Zusammenhang von einer Spezies-
Anomalie. Ich frage mich, warum er uns verschwieg, dass die
Skedaner Telepathen sind.«
Seven suchte in Rhivs Erinnerungen. »In ihrer Vergangenheit
sind sie bei Nichttelepathen oft auf Furcht gestoßen. Sie scheuen
davor zurück, anderen Personen ihren Willen aufzuzwingen. Es
existiert ein umfangreicher ethischer Kodex in Hinsicht auf die
geistigen Kontakte mit Repräsentanten anderer Völker.
Unterteilt ist er in achtundvierzig… «
»Das genügt, Seven. Danke. Kommen Sie in vierundzwanzig
Stunden wieder; dann setzen wir die Arbeit fort. Informieren Sie
mich sofort, wenn in der Zwischenzeit irgendetwas
Ungewöhnliches passiert.«
»Kann ich den Dienst wieder aufnehmen?«
»Nein. Nach diesen Untersuchungen denken Sie nicht so klar
wie sonst. Ich schlage vor, Sie kehren zu Ihrem Alkoven zurück
und regenerieren sich.«
»Dort habe ich die letzten Stunden verbracht. Ich möchte
arbeiten.«
»Dann suchen Sie Ihren Posten in der astrometrischen
Abteilung auf. Dort können Sie kaum Schaden anrichten.«
Seven stand vor ihrer Konsole, gab Daten ein und beobachtete,
wie der Computer die Darstellungen entsprechend veränderte.
Normalerweise fand sie Gefallen und Interesse an den von ihr
geschaffenen komplexen stellaren Karten. Doch diesmal brachte
ihre Arbeit keine Zufriedenheit.
Immer wieder glitten ihre Gedanken fort. Sie dachte an Keela
und Rhiv – an Rhiv, die Partnerin von Tamaak Vriis, der sich an
Bord der Voyager befand. Das mochte der Grund sein, warum sie Kontakte mit den Skedanern vermieden hatte.
Die Vögel waren ein Ärgernis. Sie flatterten und hüpften
umher, krächzten, pickten und lenkten Seven immer wieder ab.
Neelix’ Beutel fiel ihr ein, und sie griff danach.
Sofort verharrten die Vögel. Alle Raben wandten sich ihr zu
und sahen sie erwartungsvoll an.
Sevens Herz schlug schneller. Wie dumm, imaginären Vögeln
Vogelfutter anzubieten. Und doch…
Sie befeuchtete sich die Lippen. »Der Doktor meint, ihr seid
ein Teil von mir«, sagte sie. »Neelix glaubt, ihr könntet mir
etwas mitteilen. Ich… ich bin bereit, euch zuzuhören. Und ich
werde mich um euch kümmern. Hier.«
Seven ging in die Hocke, schüttete den Inhalt des Beutels auf
den Boden und formte einen Haufen daraus. Dann erhob sie
sich, wich zurück und wartete - worauf?
Eine Zeitlang rührten sich die Vögel nicht. Dann, einzeln und
zu zweit, hüpften sie los und pickten nach den Körnern. Sie
fraßen, ohne dass der Haufen kleiner wurde. Schließlich
schienen sie gesättigt zu sein und sahen aus gelben Augen zu ihr
auf.
Plötzlicher Schmerz stach hinter Sevens Schläfen. Sie ächzte
und hob die Hände zum Kopf. Das Stechen wurde noch heftiger
und sie kniff die Augen zusammen, als ihr grelles Licht aus dem
Nichts entgegenstrahlte – ein Licht, von dem sie wusste, dass es
nur in ihrem hyperaktiven Bewusstsein existierte.
Ein ›Mord‹ von Krähen. Eine ›Unfreundlichkeit‹ von Raben.
Unfreundlichkeit.
Mord.
Sing mir ein Lied für sechs Groschen und einen Beutel Korn
von der besten Sorte; vierundzwanzig Amseln, gebacken in einer Torte. Als die Torte geöffnet wurde, begannen die Vögel zu
singen – war das nicht ein schmackhaftes Mahl, um für einen
König zu erklingen?
Seven atmete flach und schnell. Sie hatte jetzt alle Stücke des
Puzzles beisammen und brauchte
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