Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
zu dem Ergebnis, dass es sich um den
niedrigsten sicheren Orbit handelte. Aber wenn es zur Explosion
kam, mussten die beiden Schiffe sehr schnell verschwinden –
oder sie bekamen keine Gelegenheit mehr dazu.
»Bringen Sie uns näher heran, Mr. Paris«, sagte Janeway.
»Kreisförmiger Orbit mit einer Entfernung von
hundertfünfzigtausend Kilometern. Passen Sie unsere
Orbitalneigung den Umlaufbahnen der beiden anderen Schiffe
an. Ich möchte, dass die Distanz zu ihnen nicht über unsere
Transporterreichweite hinausgeht.«
»Ja, Captain«, bestätigte Paris, wirkte aber nicht sonderlich
glücklich über die Anweisungen. Er atmete tief durch und
konzentrierte sich auf die Navigationskontrollen.
Janeway beobachtete ihn eine Zeit lang und wandte sich dann
an Tuvok. »Schilde hoch. Ich möchte hier keine
Überraschungen erleben.«
Tuvok nickte. »Schilde sind aktiviert, Captain.«
Paris’ Haltung brachte zunehmende Anspannung zum
Ausdruck, als er die Kontrollen bediente. Es erforderte großes
navigatorisches Fingerspitzengefühl, ein Raumschiff so nahe an
zwei sich gegenseitig umkreisende Neutronensterne
heranzusteuern. Der kleinste Fehler konnte zu einer Katastrophe
führen.
»Fähnrich Kim«, sagte Janeway, »setzen Sie sich mit den
beiden anderen Raumschiffen in Verbindung. Kündigen Sie uns
an und weisen Sie auf unsere friedlichen Absichten hin.«
»Verstanden«, erwiderte Kim. »Öffne externen Korn-Kanal.«
»Eindrucksvoll, nicht wahr?«, wandte sich Janeway an
Chakotay, als die Neutronensterne auf dem Hauptschirm größer
wurden. Sie umkreisten sich wie zwei Hunde, die dem Schwanz
des jeweils anderen nachjagten.
»Ja«, entgegnete der Erste Offizier. »Wie zwei uralte Götter,
die im Ballsaal des Himmels tanzen.«
»Da spricht der Poet aus Ihnen«, sagte Janeway, sah Chakotay
an und lächelte.
Er zuckte nur mit den Schultern, ohne den Blick vom
Hauptschirm abzuwenden.
Janeway versuchte, nicht den Atem anzuhalten, als Paris die
Voyager
dem Doppelstern entgegengleiten ließ,
Geschwindigkeit und Distanz den beiden anderen Raumschiffen
anpasste. Auf keinen Fall durften sie den Neutronensternen zu
nahe kommen – die enormen gravitationellen
Wechselwirkungen hätten das Föderationsschiff trotz der
Schilde einfach zerfetzt.
Der Anflug nahm nicht einmal eine Minute in Anspruch,
schien aber viel länger zu dauern.
»Wir sind da«, sagte Paris schließlich.
Als Janeway seine Stimme hörte, begriff sie plötzlich, dass
ungewöhnlich lange Stille auf der Brücke geherrscht hatte.
Der Pilot seufzte erleichtert und Janeway bemerkte kleine
Schweißperlen auf seiner Stirn.
»Gute Arbeit«, lobte sie. »Seien Sie für einen raschen
Rückzug bereit. Ich möchte, dass wir praktisch sofort den
Warptransfer einleiten können.«
Paris nickte. »In Ordnung.«
Der Hauptschirm bot einen unglaublichen Anblick. Während
all ihrer Jahre im All hatte Janeway nie etwas Vergleichbares
gesehen. In der gegenwärtigen Entfernung umkreiste die
Voyager den Doppelstern einmal in siebzehn Minuten, mit der atemberaubenden Geschwindigkeit von fast tausend Kilometern
pro Sekunde. Nur dadurch konnte das Schiff dem
Gravitationsschlund der Neutronensterne entkommen. Eine so
hohe Orbitalgeschwindigkeit hätte es sofort aus der Umlaufbahn
eines normalen Planeten oder einer gewöhnlichen Sonne
geschleudert. Hier aber war sie nötig, um einen Ausgleich für
die enorm hohe Anziehungskraft des Doppelsterns zu schaffen.
Die beiden anderen Raumschiffe waren ebenso schnell,
obgleich sie auf dem Hauptschirm ihre relativen Positionen
hielten. Alle drei Schiffe flogen mit praktisch identischen
Orbitalen Daten: weit genug von den beiden Neutronensternen
entfernt, um nicht in ihren gravitationellen Strudel zu geraten,
aber nahe genug, um präzise Messungen vorzunehmen und den
kritischen Zeitpunkt genau zu bestimmen.
Wenn es soweit war, wenn der kleine Stern explodierte und
den größeren fortschleuderte… Dann wollte Janeway möglichst
weit weg sein.
»Sind die beiden Schiffe inzwischen identifiziert?«, fragte die
Kommandantin. Sie lehnte sich zurück und atmete tief durch.
»Werden unsere Kom-Signale beantwortet?«
»Nein, Captain«, sagte Fähnrich Kim. »Bei dem einen Raumer
scheint es sich um ein Qavok-Schiff zu handeln, aber ich bin
nicht ganz sicher. Das andere ist unbekannt.«
»Das stimmt, Captain«, fügte Tuvok hinzu. »Konfiguration
und Bewaffnung des zweiten Raumschiffs sind
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