Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
Korridor.
Nur ein Wächter weilte in der Nähe: Er gab vor, ein Techniker
zu sein, der an einer Verkleidungsplatte hantierte. Tyla ging in
seine Richtung, und zwar so, als wüsste sie ganz genau, wohin
sie wollte. Was auch der Fall war: Sie wollte das Schiff
verlassen.
Lächelnd nickte sie dem Wächter zu.
Der Narr erwiderte das Lächeln, konzentrierte sich dann
wieder auf seine angebliche Arbeit.
Tyla trat an ihm vorbei, drehte sich um und schlug mit der
Statue zu.
Mit einem dumpfen Pochen fiel der Wächter zu Boden.
Die Lekk hoffte, nicht zu fest zugeschlagen zu haben. Ihr lag
nichts daran, jemanden zu töten. Mit einer raschen
Untersuchung stellte sie fest, dass der Mann noch atmete. Aber
bestimmt würde er nach dem Erwachen über starke
Kopfschmerzen klagen.
Tyla wich hinter eine Ecke zurück, als sich der andere
Wächter näherte. Er bemerkte seinen auf dem Boden liegenden
Kollegen und reagierte so, wie es die Lekk von ihm erwartete:
Er bückte sich, um nach dem Bewusstlosen zu sehen.
Tyla schlug erneut zu, nicht so fest wie beim ersten Mal. Der
zweite Wächter ging mit einem leisen Ächzen zu Boden.
Auch ihm würden Kopfschmerzen nicht erspart bleiben.
Noch vor dem Verlassen ihres Quartiers hatte die junge Lekk
den Weg geplant, was sie in die Lage versetzte, den
Shuttlehangar in weniger als einer Minute zu erreichen. Im
Vergleich mit der Yacht des Prinzen wirkte der Shuttle der
Menschen klein und schlicht. Die Luke war geöffnet und Tyla
zögerte nicht, betrat das kleine Raumschiff. In seinem Innern
sah sie sich um und versuchte, einen Eindruck von den
Instrumenten zu gewinnen. Sie hoffte, dass ihr einige Minuten
blieben, bis die Wächter entdeckt wurden. Diese Zeit musste ihr
genügen, sich mit der Technik des Shuttles vertraut zu machen –
sie wollte sich nicht umbringen bei dem Versuch, die Voyager
zu verlassen.
Tyla blickte auf die Anzeigen, als etwas Seltsames geschah.
Um sie herum erschimmerte alles und dann verschwand die
Umgebung so, als sei sie nur ein Traum gewesen.
Von einem Augenblick zum anderen sah sich Tyla einer
zornigen Janeway gegenüber.
Neben ihr standen die beiden Wächter, die sie vor einer
Minute niedergeschlagen hatte. Sie richteten ihre Waffen auf
Tyla und wirkten alles andere als freundlich.
Die junge Lekk blinzelte fassungslos. Dies war einfach
unmöglich! Wie kam sie hierher? Eben hatte sie noch an den
Kontrollen des Shuttles gesessen und jetzt stand sie vor dem
Captain. Und wie konnten sich die Wächter so schnell erholt
haben?
Tyla sah sich mit einer völlig absurden Situation konfrontiert,
aber für die Kommandantin schien alles normal zu sein.
»Ich warte auf eine Erklärung«, sagte Janeway.
Tyla sah sich um, bevor sie dem Captain und den beiden
Wächtern entgegentrat. Sie versuchte, nicht mehr daran zu
denken, wie dies alles möglich sein konnte, sah der
Menschenfrau in die Augen. »Ich muss mein Volk warnen,
Captain.«
»Warum?« Ärger erklang in Janeways Stimme. »Kann es die
Flugbahn eines Neutronensterns verändern, wozu die Qavoks
angeblich imstande sind?«
»Nein, nein«, erwiderte Tyla. »Aber es kann versuchen, den
Plan der Qavoks zu vereiteln. Es kann kämpfen. Die
Oberhäupter meines Volkes werden als Geiseln festgehalten.
Wir befinden uns im Krieg.« Warum verstand die
Kommandantin sie nicht? Oder wollte sie nicht verstehen?
»Sie haben zwei meiner Leute niedergeschlagen und versucht,
einen Shuttle zu stehlen. Obgleich wir Ihnen Hilfe gewährten.
Und obgleich wir zu den Neutronensternen fliegen, um dort zu
versuchen, die Qavoks aufzuhalten.«
Tyla brachte es nicht länger fertig, Captain Janeway in die
Augen zu sehen. Die Wahrheit ihrer Worte schmerzte, aber sie
fühlte sich nach wie vor im Recht.
»Ich muss tun, was ich für richtig halte, um meinem Volk zu
helfen, Captain.«
Janeway schnaubte. »Sie müssen noch viel lernen, wenn es
darum geht, jemand anders zu helfen. Ganz zu schweigen
davon, was ›richtig‹ ist.«
»Aber…«
Janeway winkte ab. »Bringen Sie Lieutenant Tyla in ihr
Quartier zurück und sorgen Sie dafür, dass sie dort bleibt.
Verstanden?«
»Ja, Captain«, bestätigte einer der beiden Wächter.
Janeway ging zur Tür.
»Captain…« Tyla trachtete danach, das Zittern aus ihrer
Stimme zu verbannen und selbstbewusster zu klingen. »Wie
hätten Sie sich an meiner Stelle verhalten? Sie beschlagnahmen
mein Schiff, sperren mich ein. Wie hätten Sie darauf
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