Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
Neutronensterne den Shuttle
zerfetzen und die Warpkern-Kollapse auslösen würden.
Zwei Sekunden, die für Tuvok Leben oder Tod bedeuteten.
Zwei kurze Sekunden.
Erneut wurde der Transferfokus schwächer und für einen
Augenblick glaubte Janeway, dass Kim auch die dritte Sonde
verloren hatte. Doch es gelang ihm noch einmal, den Fokus trotz
der enormen Kräfte zu restabilisieren, die an der Sonde zerrten.
»Fünf Sekunden.«
Es fiel Harry Kim sichtlich schwer, den Transferfokus stabil
zu halten. Bei dieser Sonde kam er ein wenig besser zurecht als
bei den anderen. Übung schien zu helfen.
»Drei«, sagte Tuvok.
Kim hielt den Fokus ausgerichtet.
»Zwei.«
Noch immer…
»Eins.«
»Beamen Sie die Sonde an Bord«, wies Janeway den Fähnrich
an.
Kims Finger flogen regelrecht über die Kontrollen und sorgten
dafür, dass die Sonde entmaterialisierte und im Strukturspeicher
des Transporters blieb.
»Ich habe sie!«, stieß er hervor und sah zur Kommandantin
auf. »Anderthalb Sekunden später wäre sie auf dem molekularen
Niveau zerrissen worden, trotz der Abschirmung.«
»Gute Arbeit, Harry«, sagte Janeway. »Lassen Sie die Sonde
im Frachtraum rematerialisieren.«
»In Ordnung«, erwiderte Kim und seufzte.
»Können Sie die aufgezeichneten Daten downloaden?«
»Nein«, antwortete Harry nach einer kurzen Pause. »Die
Schäden sind zu groß.«
Janeway nickte. »Ich sehe mir die Sache aus der Nähe an. Was
Sie betrifft… Wiederholen Sie die Übung, immer wieder – bis
Sie ganz sicher sind, dass sich der Transfer unter allen
Umständen durchführen lässt. Verstanden?«
»Ja, Captain«, sagte Tuvok. »Bereiten Sie sich vor, Fähnrich.«
»Geben Sie mir dreißig Sekunden«, erwiderte Kim. »Ich
möchte noch einige Rejustierungen vornehmen.«
Er konzentrierte sich wieder auf die Arbeit, als Janeway zur
Tür ging. Während ihres Flugs zum sekundären Neutronenstern
hatte die Sonde ständig Messungen vorgenommen, und wenn es
gelang, die Daten aus den Speichermodulen abzurufen… Dann
konnten Seven und Dr. Maalot feststellen, ob ihre Berechnungen
richtig waren.
»Noch eine Stunde und zwanzig Minuten«, verkündete der
Computer.
»Ich weiß, ich weiß«, murmelte Janeway, als sie die Tür
erreichte.
Sie hörte, wie hinter ihr Paris und Chakotay lachten. Offenbar
hatte sie lauter gesprochen, als sie dachte.
Janeway betrachtete die Sonde, die den Eindruck erweckte,
durch einen Fleischwolf gedreht worden zu sein. Irgendwie war
es ihr gelungen, intakt zu bleiben und Daten zu sammeln.
Janeway brauchte weniger als fünf Minuten, um die
gespeicherten Informationen abzurufen und sie Seven zu
übermitteln. Als sie anschließend das Laboratorium aufsuchte,
hatte Seven of Nine die Daten bereits den Berechnungen
hinzugefügt.
»Ändert sich dadurch etwas?«, fragte Janeway. Sie trat
zwischen Seven und Dr. Maalot.
»Nein, Captain«, erwiderte Seven. »Unsere ursprünglichen
Berechnungen sind korrekt.«
Seven betätigte Schaltelemente und eine grafische Darstellung
des binären Neutronensterns erschien. Sie geriet in Bewegung
und von oben näherte sich ein eingeblendeter Shuttle.
»Der Shuttle muss sich zu diesem Zeitpunkt an jener Stelle
befinden«, sagte Seven und deutete auf ein Display, das
Zeitpunkt und Höhe zeigte.
»Die Energie der beiden kollabierenden Warpkerne und des
Gravitationswellen-Akkumulators wird auf diesen Bereich des
sekundären Neutronensterns fokussiert, wodurch er Masse
verliert und sich ein wenig mehr aufbläht.«
In der schematischen Darstellung blitzte es auf: Eine
Entladung traf die Oberfläche des zweiten Sterns.
»Dadurch explodiert er genau zwei Komma drei neun
Millisekunden früher«, sagte Dr. Maalot.
»Glauben Sie, dass es funktioniert, Seven?«, fragte Janeway.
Seven of Nine warf einen kurzen Blick aufs Display. »Ja, das
glaube ich. Ich muss zugeben, dass meine früheren
Situationsbewertungen gleich in mehrfacher Hinsicht fehlerhaft
waren. Dafür entschuldige ich mich, Captain.«
»Das ist nicht nötig«, erwiderte Janeway. »Diese beiden
Neutronensterne geben uns allen Gelegenheit, etwas Neues zu
lernen.«
»Allerdings lassen die Umstände zu wünschen übrig«, sagte
Seven.
»Das ist leider wahr«, bestätigte Janeway.
Sie klopfte auf ihren Insignienkommunikator. »Sind Shuttle
und Yacht vorbereitet, B’Elanna?«
»Ja, Captain«, erklang die Stimme der Chefingenieurin aus
dem kleinen Kom-Lautsprecher. »Aber Sie
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