Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
froh sein, einen so fähigen Piloten wie Tom zu
haben. Während der letzten Jahre hatte er die Voyager mehr als nur einmal gerettet. Als Pilot für den Shuttle kam er nicht in
Frage: Wenn er die Navigationskontrollen der Voyager jemand anders überließ, so geriet die ganze Crew in Gefahr, und das
wollte Janeway auf jeden Fall vermeiden.
Aber wer sollte den Shuttle fliegen?
Janeway sah zum Ersten Offizier, der nicht nur ihr
Stellvertreter war, sondern auch ein guter Freund. Chakotay galt
als zweitbester Pilot an Bord, Tuvok als drittbester. Einer von
den beiden musste den Shuttle steuern.
Sie stand auf und sah den Sicherheitsoffizier an. »Mr. Tuvok,
hat sich die Situation bei den Qavoks verändert?«
»Nein, Captain«, antwortete er.
»Na schön. Ich möchte Sie in meinem Bereitschaftsraum
sprechen.« Sie sah zu Chakotay. »Bitte kommen Sie ebenfalls
mit, Commander.«
»Gern«, erwiderte Chakotay.
Es dauerte nur einige wenige Minuten, den beiden Offizieren
vom Gespräch mit Seven zu berichten. »Ich bin nicht bereit,
Tom zu schicken und damit das Leben aller
Besatzungsmitglieder der Voyager zu gefährden. Wir brauchen ihn hier, an den Navigationskontrollen dieses Schiffes.«
»Ja«, sagte Chakotay. »Ich bringe den Shuttle zum sekundären
Neutronenstern.«
»Es wäre logisch, wenn ich den Shuttle fliege«, ließ sich
Tuvok vernehmen.
Janeway lachte. Sie hatte im Voraus gewusst, dass Chakotay
und Tuvok so und nicht anders auf das Problem reagieren
würden.
»Erklären Sie die Logik, Tuvok«, sagte Janeway.
»Die gegenwärtige Situation erfordert auch Ihre
wissenschaftlichen Fähigkeiten, Captain. Wenn Sie Ihren
Kommandopflichten nicht die volle Aufmerksamkeit widmen
können, brauchen Sie einen erfahrenen Stellvertreter auf der
Brücke. Als Sicherheitsoffizier kann ich unter den
gegenwärtigen Umständen leichter ersetzt werden. Da ich
außerdem als drittbester Pilot gelte, bin ich die logische Wahl.«
Janeway sah Chakotay an. »Man kann ihm kaum
widersprechen, oder?«
Der Erste Offizier lächelte. »Ja, und das ist sehr ärgerlich.«
Tuvok musterte Chakotay. »Es lag nicht in meiner Absicht,
jemanden zu ärgern. Ich habe nur die Frage des Captains
beantwortet.«
Janeway und Chakotay lachten.
»Schon gut«, sagte die Kommandantin. »Bevor Sie aufbrechen
und Ihr Leben riskieren, muss festgestellt werden, ob der
Transporter in der Nähe des Neutronensterns zuverlässig
funktioniert.«
»Logisch«, kommentierte Tuvok. »Wir können seine Funktion
überprüfen, indem wir eine Sonde in Richtung des sekundären
Sterns schicken und den Transferfokus auf sie richten.«
»Gut«, sagte Janeway. »Beginnen Sie sofort damit und
erstatten Sie so bald wie möglich Bericht.«
Tuvok kehrte zur Brücke zurück. Als er den Bereitschaftsraum
verlassen hatte, wandte sich Janeway an Chakotay und lächelte.
»Bitte entschuldigen Sie. Ich weiß, wie gern Sie den Shuttle
geflogen hätten.«
Chakotay schmunzelte. »Ja, aber gegen die vulkanische Logik
kann man kaum etwas ausrichten, oder?«
»Warum fühle ich mich deshalb nicht besser?«, erwiderte
Janeway und ließ sich in den Sessel hinter dem Schreibtisch
sinken.
Auf diese Frage wusste Chakotay keine Antwort.
16
Janeway stand neben Kims Konsole auf der Brücke. Der junge
Fähnrich veränderte immer wieder die Kalibrierung des
Transporters, um trotz der starken Gravitationswellen und der
Strahlung des binären Neutronensterns den Transferfokus auf
die Sonde zu richten.
Sie hatten bereits zwei Sonden verloren.
Das beunruhigte Janeway. Sie wollte kein Besatzungsmitglied
der Voyager wegen irgendeiner haarsträubenden Idee zum Tod verurteilen. Sie mussten eine Möglichkeit finden, Tuvok
rechtzeitig aus dem Shuttle zu beamen.
»Ich bin so weit«, sagte Kim.
»Also los, Mr. Tuvok«, wies Janeway den Vulkanier an.
Eine Sekunde später meldete Tuvok: »Die Sonde ist
unterwegs.«
Für Janeway schien die Zeit fast stillzustehen, als sie neben
dem Fähnrich auf die Anzeigen blickte.
Während der ersten Sekunden ergaben sich keine
Schwierigkeiten, doch dann wurde der Transferfokus
schwächer, genau wie bei den ersten beiden Sonden.
Kim berührte Schaltflächen und der Fokus stabilisierte sich
wieder.
»Noch zehn Sekunden bis zur errechneten Höhe«, sagte
Tuvok.
Die »errechnete Höhe«, wie es der Vulkanier genannt hatte,
betraf einen Ort nahe der Stelle, an der die gravitationellen
Wechselwirkungen der beiden
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