Voyager 023 - Endspiel
das auch nur ein.
»Er bezeichnete Ihr Verhalten als respektlos.«
Janeway sah die Klingonen an. »Ich hoffe, Sie haben ihm
mitgeteilt, dass ich alles andere als unhöflich sein wollte.«
»Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm den Arm brechen würde,
wenn er Ihnen nicht mehr Respekt entgegenbringt.«
Janeway erlaubte sich ein leises, bewunderndes Lachen und
schüttelte dann den Kopf. »Sie kommen ganz nach Ihrer
Mutter.«
Miral strahlte, ohne zu lächeln, denn das hätten die Klingonen
für ein Zeichen von Schwäche halten können. »Korath wartet.
Wir sollten zu ihm gehen.«
Also keine Gelegenheit für eine Plauderei.
Die junge Frau wollte sich in Bewegung setzen, um ihre
Begleiterin durch die Tunnel der Festung zu führen, doch
Janeway legte ihr die Hand auf die Schulter. »Tut mir Leid, aber
hier trennen sich unsere Wege.«
»Wie bitte?«
»Sie können wegtreten, Fähnrich.«
»Admiral, ich glaube, ich sollte…«
»Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.«
Miral wandte sich ihr zu. »Bei allem Respekt: Seit sechs
Monaten arbeite ich an dieser Sache!«
»Und Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet. Aber jetzt ist
es vorbei. Verstanden?«
Miral Paris war an Bord eines Raumschiffs groß geworden,
dessen Captain Kathryn Janeway hieß – eine fast allmächtige,
wohlmeinende Diktatorin, die ihren kleinen Teil des
Universums schützte. Alles brauchte die Zustimmung des
Captains. Alle Probleme lagen auf den Schultern des Captains.
Die Entschlossenheit des Captains hielt Gefahren von Schiff und
Crew fern. Die Augen der jungen Frau zeigten deutliche
Heldenverehrung, vermischt mit dem Bestreben, die
Anerkennung und das Vertrauen dieses monumentalen Beispiels
an Tugendhaftigkeit zu bekommen.
Und sie wollte Janeway begleiten.
»Ja, Ma’am«, sagte Miral trotzdem.
Anteilnahme regte sich in Janeway. Manchmal fiel es dem
Träger der Fackel schwer, sie weiterzugeben, insbesondere
dann, wenn er sie einer Person überlassen musste, die über
größere Autorität verfügte und nicht an der harten
Vorbereitungsarbeit teilgenommen hatte. Es konnte kein Zweifel
daran bestehen, dass Miral Paris tatsächlich ausgezeichnete
Arbeit geleistet hatte – und ohne Fragen zu stellen. In Starfleet
wusste man es zu schätzen, wenn sich jemand hingebungsvoll
darum bemühte, einen Auftrag zu erfüllen. Normalerweise lag
so etwas auch in der menschlichen Natur – und in der
klingonischen. Miral zeichnete sich in dieser Hinsicht durch
doppelte Bereitschaft aus; sie wollte zu Ende bringen, was sie
begonnen hatte.
Aber Kathryn Janeway hatte ganz allein damit begonnen,
diesen Weg zu beschreiten, und sie wollte ihn allein fortsetzen.
Alle anderen Dinge spielten derzeit eine untergeordnete Rolle –
darum konnte sie sich kümmern, wenn ihre Mission erfolgreich
gewesen war.
»Zufälligerweise weiß ich, dass Ihre Eltern ganz versessen
darauf sind, ein wenig Zeit mit Ihnen zu verbringen«, sagte
Janeway. Mit voller Absicht drückte sie sich vage aus und
verlieh ihrer Stimme einen herablassenden Klang. Wenn Miral
genug Ärger empfand, würde sie den Mond verlassen; dann
konnte sie nicht mehr zu einem möglichen Angriffsziel oder
einer Geisel werden. »Nehmen Sie sich einige Tage frei«, fügte
Janeway hinzu. »Besuchen Sie sie.«
Nur wenige Personen verstanden den oft schwierigen Umgang
mit Klingonen besser als solche, in deren Adern klingonisches
Blut floss. Leidenschaft und Passion, heißer Zorn und eiskalte
Entschlossenheit – all das gehörte zusammen, bildete eine
überaus komplizierte Einheit. Im Gegensatz zu ihrer Mutter
B’Elanna begrüßte Miral den geheimnisvollen Nimbus ihrer
klingonischen Abstammung, allerdings vor allem deswegen,
weil sie nie wirklich unter Klingonen gelebt hatte und alles nur
von »außen« kannte. Für sie war dies alles noch ein Abenteuer,
kein Lebensstil. Sie war ein Starfleet-Fähnrich auf geheimer
Mission. Ihre Fähigkeit, ohne den geringsten Akzent
Klingonisch zu sprechen – ein Geschenk ihrer besonderen
genetischen Struktur –, war ein großer Vorteil gewesen. Aber es
ging um noch mehr: Janeway hatte Miral die Chance geben
wollen zu beweisen, dass sie nicht nur ein Mitglied der
berühmten Voyager-Familie war, eine Überlebende der langen
Reise. Jeder verdiente eine solche Chance.
Die junge Frau hielt Janeways abweisende Worte sicher für
ungerecht, aber sie zeigte bewundernswerte Selbstbeherrschung,
indem sie einfach nur nickte und
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