Voyager 023 - Endspiel
Gravitonstrom…
Entfernung etwa drei Lichtjahre.«
Sehr nahe. Warum kam es jetzt, da sich die Voyager in der Nähe befand, zu einer solchen Aktivität? Zuvor hatten die
Sensoren nichts bemerkt.
»Ein Wurmloch?«, spekulierte Neelix.
»Ich bin mir nicht sicher. Zusätzliche Scans sind erforderlich.«
»Wir können unser Spiel morgen beenden.«
Seven ging bereits ganz in der Arbeit auf und nickte nur, ohne
sich noch einmal zu dem Talaxianer umzudrehen.
Sie blieb auf die Displays konzentriert, nahm Feinjustierungen
vor und richtete den Sensorfokus auf die Impulse. Die Anzeigen
blieben seltsam. Einerseits deuteten die Daten tatsächlich auf ein Wurmloch hin, aber andererseits kam es immer wieder zu
örtlichen Veränderungen.
Mehrmals sondierte Seven einen Nebel, dem sich das Schiff
schnell näherte – er war weniger als ein Lichtjahr entfernt.
Ganz plötzlich ergaben die Daten ein klares Bild, und als das
geschah, klopfte Sevens menschliches Herz schneller.
Die Brücke der Voyager war der Mittelpunkt ihres Universums.
Kritische Informationen trafen hier zuerst ein. Captain Janeway,
Chakotay, Tom Paris und Tuvok hörten einen erstaunlichen
Bericht von Seven und Harry Kim, betrachteten dabei eine
grafische Darstellung des goldenen Nebels. Er erwies sich als
ziemlich dicht; vermutlich wurde er von Gravitationskräften
zusammengehalten, die einmal einen neuen Stern aus ihm
formen würden.
Der Hauptschirm zeigte allein Gasmassen, die zu brodeln
schienen, doch ein Monitor präsentierte zusätzliche Daten in
Form eines analytischen Schemas.
Kathryn Janeways Aufmerksamkeit galt den Daten und dabei
regte sich ein flaues Gefühl in ihrer Magengrube. Der Anblick
weckte nicht etwa Übelkeit in ihr, sondern schuf Aufregung.
Das Zentrum des Nebels war wie das Auge eines Sturms: ein
leerer Bereich ohne Gas oder andere Materie. Und in dieser
Leere blinkten Hunderte von Punkten.
Seven of Nine stand neben dem Datenmonitor und berichtete,
was sie bisher wussten.
»Die Emissionen kommen aus der Mitte des Nebels«, sagte
sie. »Es scheint Hunderte von einzelnen Quellen zu geben.«
Kim wippte fast auf den Zehen. »Es könnten Hunderte von
Wurmlöchern sein!«
Die Aufregung breitete sich aus, aber Seven ließ sich nicht von
ihr anstecken. Sie blieb auf die Daten konzentriert. »Die
Strahlung beeinträchtigt unsere Sensoren, aber wenn Fähnrich
Kim mit seiner enthusiastischen Einschätzung der Situation
Recht hat, könnte es die größte Ansammlung von Wurmlöchern
sein, die jemals entdeckt wurde.«
»Und wohin führen sie?« Mit dieser Frage sprach Janeway
genau das aus, was sie alle beschäftigte.
»Das wissen wir noch nicht«, erwiderte Kim. »Aber wenn
auch nur eins zum Alpha-Quadranten reicht…«
Kim war so aufgeregt, dass er den Satz nicht einmal beenden
konnte.
Tom Paris sah ihn an und lächelte. »Wer weiß, Harry?
Vielleicht bringt uns eins der Wurmlöcher direkt ins
Wohnzimmer Ihrer Eltern.«
Janeway blickte sich um und musterte die Brückenoffiziere –
einige von ihnen erweckten sogar den Eindruck, den Atem
anzuhalten. Vielleicht stellten sie sich vor, wie ihr Captain das
richtige Wurmloch wählte und sie endlich nach Hause brachte,
wo sie von ihren Familien in Empfang genommen wurden.
Nach Hause…
Aber Janeway war keine Reiseleiterin. Ihre Aufgabe bestand
darin, die Hoffnungen der Crew aufrecht zu erhalten und
gleichzeitig ihr Leben zu schützen. Sie wandte sich wieder dem
Hauptschirm zu und beobachtete den Nebel, der wie ein
Geschwür im All wirkte. Gewaltige Entladungen flackerten
darin, so groß wie Planeten.
»Ändern Sie den Kurs, Mr. Paris«, sagte sie und sprach betont
ruhig. »Fähnrich Kim, wenn Sie mit Ihrer Mutter reden – teilen
Sie ihr mit, dass es vielleicht notwendig wird, das Sofa beiseite
zu schieben. An alle: Nehmen Sie Ihre Plätze ein. Seven, richten
Sie den Sensorfokus vor allem auf den Neutrinofluss.«
»Ja, Captain.«
Janeway sah sich erneut um und stellte zufrieden fest, dass
ihre Anweisungen plötzliche Aktivität bewirkt hatten. Chakotay
stand neben ihr und sein Blick wanderte über die einzelnen
Displays. Tuvok und Kim gingen zu ihren Stationen. Seven
hatte die Brücke verlassen, um zum astrometrischen Labor
zurückzukehren.
»Mr. Chakotay, veranlassen Sie Alarmstufe Rot. Für die ganze
Crew.«
»Für die ganze Crew, Captain«, bestätigte Chakotay und
berührte eine Schaltfläche. »Alle Mann an Deck. Alarmstufe
Rot.
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