Voyager 023 - Endspiel
Notstationen besetzen. Bereitschaftsbericht an den Ersten
Offizier.«
»Auf Turbulenzen vorbereiten«, sagte Janeway. »Alle Systeme
sichern. Deflektoren verstärken. Alle primären und sekundären
Stationen bemannen. Die peripheren Bereiche räumen und die
nicht unbedingt erforderlichen Plasmasysteme leeren.«
»Alle Sektionen melden Ausführung«, sagte Chakotay, sah auf
die Displays und nahm die Veränderungen zur Kenntnis. Rote
Anzeigen wechselten zu Grün, als Besatzungsmitglieder ihre
Quartiere verließen und die Stationen besetzten. »Oh…
B’Elanna bittet um Erlaubnis, den Maschinenraum aufsuchen zu
dürfen.«
Janeway musterte ihn kurz. »Erlaubnis verweigert. Sie soll
sich in der Krankenstation melden.«
»Möchten Sie, dass ich ihr das sage?«
»Ich übernehme es selbst, wenn Sie der Herausforderung nicht
gewachsen sind.«
»Etwas sagt mir, dass wir Sie lebend brauchen. Ich überlasse
es dem Doktor, diese Mitteilung an B’Elanna zu richten.«
»Gute Idee.«
Im Anschluss an diese Worte begann ein von Unbehagen
geprägtes Schweigen für Janeway. Manchmal bestand der Job
des Captains darin, die anderen ihre Arbeit machen zu lassen.
Sie brauchten Zeit, um alle Vorbereitungen zu treffen, die
Systeme der Voyager zu sichern und dafür zu sorgen, dass die Schilde stabil blieben. Dies war keine Gefechtssituation und das
bedeutete: Janeway musste der Crew die notwendige Zeit lassen.
Während sie wartete, beobachtete sie weiterhin den Nebel.
Solche Ansammlungen von Gas, Staub und Plasma gehörten zu
den unberechenbarsten Naturphänomenen. In Hinsicht auf die
energetischen Entladungen gab es kein Muster und es ließen
sich auch keine Vergleiche mit anderen Nebeln heranziehen –
jeder einzelne war einzigartig. Selbst wenn man sich im Innern
befand: Die Gasströmungen ließen sich nicht berechnen und die
energetischen Interaktionen zwischen den Komponenten des
Nebels beeinträchtigten die Stabilität der Deflektoren. Das
Ergebnis konnte aus sehr heftigen Erschütterungen bestehen
oder noch schlimmer sein.
»Das Schiff ist auf Turbulenzen vorbereitet, Captain«, meldete
Chakotay. Offenbar erfüllte es ihn mit Zufriedenheit, dass alles
glatt lief, obwohl die Chefingenieurin fehlte.
Als Paris das Raumschiff zum Nebel steuerte, wurde dessen
überwältigende Größe deutlich. Der Hauptschirm reichte kaum
mehr aus, um die ganze riesige Gasmasse darzustellen, als sich
die Voyager ihr immer mehr näherte.
»Vielleicht sollte Chell seiner Speisekarte Nebelsuppe
hinzufügen«, kommentierte Paris, als erste Entladungen nach
den Deflektoren tasteten. Das Schiff schüttelte sich.
Kurz darauf kam es zu einer zweiten, stärkeren Erschütterung.
Janeway hielt sich am Geländer fest. »Schilde?«
»Stabil«, meldete Tuvok.
»Brücke an astrometrisches Labor.«
»Hier Seven.«
»Gibt es weitere Daten in Hinsicht auf die Neutrino-
Emissionen?«
»Negativ, Captain«, ertönte es aus dem Kom-Lautsprecher.
»Es ist noch immer keine klare Sondierung möglich.«
»Entfernung bis zum Zentrum?«
»Sechs Millionen Kilometer.«
Die Erschütterungen hörten auf, aber dafür begann das Schiff
zu vibrieren. Das Zittern wurde immer stärker, wuchs mit jedem
zurückgelegten Kilometer.
»Was ist das?«, fragte Janeway.
»Ich entdecke eine Tritanium-Signatur«, sagte Tuvok. »Kurs
drei vier zwei Komma fünf.«
»Was auch immer es sein mag – es ist ziemlich nahe«, ließ
sich Paris vernehmen.
Tritanium… Eine solche Substanz kam in diesem Mahlstrom,
der die Voyager hin und her warf, sicher nicht in natürlicher Form vor.
»Ausweichmanöver«, ordnete Janeway sicherheitshalber an.
Sie wollte keine Kollision riskieren.
Paris hatte bereits eine neue Flugbahn programmiert und das
Schiff neigte sich zur Seite. Die Vibrationen ließen nach.
»War es ein Raumschiff?«, fragte Chakotay.
»Möglich.« Tuvok betätigte Schaltflächen und nahm weitere
Analysen vor.
Die Anspannung blieb in Janeway, löste sich nicht auf. Derzeit
schien es keine Probleme mehr zu geben, aber Tritanium? Was
konnte die Präsenz von Tritanium im Nebel erklären?
Der Hauptschirm zeigte nur noch ein wogendes, gelbgrünes
Durcheinander, in dem rote Blitze gleißten. Es gab nicht die
geringsten Bezugspunkte, keine Möglichkeit, die Entfernung
zwischen brodelnden Gasmassen und freien Bereichen zwischen
ihnen abzuschätzen. Selbst ein geübtes Auge konnte in diesem
Chaos nichts erkennen. Sie waren auf
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