Voyager 023 - Endspiel
Vorstellung wich die Strenge aus B’Elannas Miene
und kurzes Schweigen folgte. Keiner von ihnen brachte es fertig,
die möglichen Konsequenzen in Worte zu fassen. Hätte man das
Kind einfach ›entfernt‹, als eine Art nutzlosen Parasiten getötet?
Oder wäre es ebenfalls assimiliert worden, um als Borg-Drohne
auf zuwachsen?
Entsetzliche Wachträume suchten Paris heim. »Wir
verschließen die Augen vor den Risiken und Gefahren, vor dem
Umstand, dass wir nicht wissen, ob wir nächsten Monat noch
leben. Wir nehmen das alles hin, weil wir nichts daran ändern
können. Warum sich über etwas Sorgen machen, das wir einfach
akzeptieren müssen? Inzwischen haben wir uns so sehr daran
gewöhnt, dass wir sogar Kinder bekommen! In was für eine
Welt wird unsere Tochter geboren? Haben wir überhaupt ein
Recht dazu?«
»Deine Bedenken kommen ein wenig spät«, erwiderte
B’Elanna. »Wenn man das Leben nicht ganz lebt, während man
die Möglichkeit dazu hat, so ist man bereits tot. Welchen Sinn
hat dann das Überleben?«
Paris brummte zustimmend, lehnte sich zur Seite und stützte
sich auf einen Ellenbogen. »Dies ist wirklich nicht leicht. Ich
hätte Lust, meinem Vater eine Fernbereichnachricht zu schicken
und mich für all die Probleme zu entschuldigen, die er mit
meiner Erziehung hatte. Hast du eine Ahnung, was für ein Kind
ich gewesen bin?«
»Wärst du lieber vor sieben Jahren gestorben?«, fragte
B’Elanna. »Um nicht durchzumachen, was wir alle zusammen
durchgemacht haben?«
Diese sonderbare Frage überraschte Paris. Er zögerte und
versuchte, ihre Bedeutung zu verstehen. »Nun… ich glaube
nicht…«
»Zweifelst du daran, dass unsere Tochter einmal auf die
gleiche Weise empfinden wird? Wenn du sie irgendwann in
Zukunft einmal fragst, ob sie lieber an Bord eines Raumschiffs
leben und gelegentlich in Gefahr geraten würde oder aber gar
nicht geboren worden wäre – welche Antwort erwartest du von
ihr?«
»Würde unsere Tochter sagen: ›Ich möchte mit elektronischen
Implantaten ausgestattet und in einen lebenden Roboter
verwandelt werden‹?« Paris schüttelte den Kopf und versuchte,
das grässliche Bild eines Borg-Würfels zu vertreiben, der die
Voyager zu zermalmen drohte, während er ein verzweifeltes Ausweichmanöver versuchte. »Als ich das Würfelschiff sah,
wurde mir plötzlich klar, dass mein Leben jetzt ganz anders
aussiehst.«
B’Elanna war erschöpft – schon seit einer ganzen Weile hatte
sie nicht mehr richtig geschlafen. Ihr war klar, dass auch sie
selbst ihre Einstellungen überdenken musste, um mit den
zukünftigen neuen Pflichten als Mutter zurechtzukommen. Sie
rutschte im Sessel nach links, griff nach Paris’ Hand und hielt
sie fest, bis er den Mut fand, ihrem Blick zu begegnen.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte sie.
Dem enttäuschenden Abend folgte ein noch enttäuschenderer
neuer Tag. Inzwischen wussten alle, dass Captain Janeway eine
schwierige Entscheidung getroffen hatte.
Unter der Crew waren die Meinungen geteilt und änderten sich
mit jeder verstreichenden Stunde. Die Nähe so vieler – so
ungeheuer vieler! – Borg-Würfel hatte zunächst alle erschreckt,
mit Ausnahme von Harry Kim. Doch die Besatzungsmitglieder
sehnten sich nach einer Chance zur Heimkehr, so spekulativer
Natur sie auch sein mochte.
Tom Paris, dem eine Stunde nach der Fast-Kollision noch
immer die Hände zitterten, fiel es nicht weiter schwer, das
Schiff vom Nebel fortzusteuern. Ihm lag nichts an einer
neuerlichen Begegnung mit Borg-Würfeln.
Als Harry Kim ihm durch den Korridor folgte, ahnte Paris,
worum es dem Fähnrich ging.
»Tom!«
Nur noch wenige Meter trennten Paris vom Turbolift und er
fragte sich, ob er weitergehen und so tun sollte, als hätte er Kim nicht gehört. Aber etwas in ihm reagierte bereits – er blieb
stehen und drehte sich um.
Harry gab sich betont unschuldig. »Was haben Sie nach dem
Dienst vor?«
»Nichts Besonderes«, erwiderte Paris. Angesichts seiner
familiären Situation konnte er in dieser Hinsicht wohl kaum
etwas planen. »Warum fragen Sie?«
»Ich habe nachgedacht… Wir beide sollten uns ein wenig
vergnügen. Ein letztes Abenteuer, bevor Sie ganz damit
beschäftigt sind, Vater zu sein.«
Paris wusste, worauf Kim hinauswollte, aber er gab sich
ahnungslos. »Haben Sie Holodeck-Zeit reserviert?«
»Nein, ich wollte Ihnen etwas Besseres vorschlagen.«
Kim reichte Paris einen Handcomputer.
Tom wollte gar nicht
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