Voyager 023 - Endspiel
blieb stehen. »Ich hatte gehofft, dass Sie es in
Erwägung ziehen würden«, sagte er und seine Stimme klang
sanfter als vorher.
Stille folgte, als sich Seven aufsetzte. Erstaunt bemerkte sie,
dass ihre Hände und Füße so kalt waren wie das Biobett.
»Sie erwähnten die Notwendigkeit mehrerer Eingriffe…«
Der Doktor lächelte kurz. »Ich habe mich genauer damit
beschäftigt – um vorbereitet zu sein, falls Sie Ihre Meinung
ändern. Inzwischen halte ich es für möglich, die
Mikroschaltkreise mit nur einer Operation zu rekonfigurieren.«
Er war nicht nur stolz auf das neue Wissen, sondern auch auf
seinen Weitblick.
Weshalb war er so sicher gewesen, dass sich Seven mit einem
derartigen Anliegen an ihn wenden würde? Es handelte sich um
eine recht drastische Maßnahme, die sie wohl kaum in
Erwägung gezogen hätte, wenn… wenn Chakotay nicht
gewesen wäre.
»Anschließend sind Sie imstande, das ganze emotionale
Spektrum wahrzunehmen«, sagte der Doktor. »Von einem
herzhaften, aus dem Bauch kommenden Lachen bis hin zu
Tränen.«
Seven betrachtete ihren Bauch und fragte sich verwundert,
warum er lachen sollte. »Wann können Sie den Eingriff
vornehmen?«
»Noch heute, wenn Sie möchten.« Der Holo-Arzt schien es
eilig zu haben, obwohl er keinen Termin vorschlug.
»Mein Dienst endet um achtzehn Uhr Bordzeit.«
»Abgemacht!«
Die Freude des Doktors beunruhigte Seven. Sie fürchtete
Veränderungen, aber wie sollte sie ohne einen Wandel
Fortschritte erzielen?
Sie zwang sich, die getroffene Vereinbarung zu akzeptieren,
stand auf und ging zur Tür.
»Wenn die Sicherungskomponente nicht mehr existiert,
können Sie auch intimere Beziehungen eingehen!«, rief ihr der
Doktor nach.
Er wippte auf seinen holographischen Zehen.
Seven musterte ihn. »Das ist mir klar«, sagte sie und wollte
den Eindruck erwecken, alles unter Kontrolle zu haben.
»Wenn Sie bei diesem Aspekt Ihrer menschlichen Natur Hilfe
brauchen…« Der Doktor zwinkerte. »Ich stehe jederzeit zur
Verfügung.«
War das ein sexueller Antrag?
Wohl kaum.
»Das weiß ich zu schätzen«, erwiderte Seven.
Die Miene des Holo-Arztes erhellte sich. »Tatsächlich?«
»Ja«, sagte sie und ihre Stimme war dabei ein wenig rauer.
»Aber ich habe bereits die ›Hilfe‹, die ich brauche.«
Dieser Hinweis schien den Doktor kurz zu verwirren. Dann
verstand er, was sie meine. »Oh, natürlich. Ich nehme an, Sie
planen weitere Simulationen mit dem Chakotay-Programm.«
Seven verlagerte ihr Gewicht vom einen Bein aufs andere und
ließ ihren Körper dadurch auf eine Weise schwanken, die sie bei
ihren menschlichen Schiffskameraden beobachtet hatte. Jetzt
konnte sie tatsächlich etwas mit dieser ›Körpersprache‹
anfangen.
»Nein, eigentlich nicht«, entgegnete sie stolz. Aus Rücksicht
auf Chakotays Privatsphäre verzichtete sie darauf, etwas
hinzuzufügen.
Vielleicht verstand der Doktor den Hinweis. Vielleicht auch
nicht.
»Ich kehre um achtzehn Uhr Bordzeit hierher zurück«, sagte
Seven und überließ den Holo-Arzt seinen Spekulationen.
21.00 Uhr Bordzeit
Warum verwendete jemand den Transporter?
Chakotay stand abrupt auf, als er das Summen des
Transporterstrahls hörte – noch dazu in seinem eigenen Quartier.
Instinktiv befürchtete er einen Angriff und seine Gedanken
rasten. Er dachte daran, sich einen Phaser zu beschaffen oder
wenigstens eine der Kerzen vom Tisch zu nehmen und sie dem
materialisierenden Gegner ins Gesicht zu stoßen.
Doch es traf nicht etwa ein monströser Alien ein, sondern eine
ausgesprochen attraktive Frau. Chakotay begriff, dass keine
Gefahr drohte. Zumindest nicht die, die er befürchtet hatte.
»Komme ich zu früh?«
Leise Musik und Kerzenschein ließen Sevens kehlige Stimme
viel erotischer klingen als bei anderen Gelegenheiten, wenn sie
zum Beispiel dem Captain Bericht erstattete. Das Licht der
Kerzen glitt über goldenes Haar und einen Blumenstrauß, den
Seven vor ihren anmutig gewölbten Brüsten hielt.
Seit wann besaß das Beamen einen solchen Zauber?
Chakotay schüttelte verwundert den Kopf und begriff, dass
Seven den Grund für seine kampfbereite Haltung sicher nicht
verstand. »Nein, Sie sind pünktlich. Äh, ist mit der Tür was
nicht in Ordnung?«
Sie trat auf ihn zu. »Ich habe es nicht für besonders taktvoll
gehalten, mit Blumen zum Quartier des Ersten Offiziers
unterwegs zu sein.«
Chakotay nahm den Strauß entgegen und betrachtete ihn.
»Danke. Ein
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