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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sache
teilzunehmen,
irgendwelche jungen Frauen zu liefern und zuzusehen, so als sei alles völlig in Ordnung – das ist viel schlimmer.«
    »Ich schätze, es kommt auf den jeweiligen Blickwinkel an«, sagte Nobby nachdenklich.
    »Wie meinst du das?«
    »Nun, für jemanden, der bei lebendigem Leib gebraten wird, spielt so was wohl kaum eine Rolle«, erklärte er mit philosophischem Gleichmut.
    Colon überhörte diese Bemerkung. »Die Leute sind bestimmt dagegen«, beharrte er. »Wartet es nur ab. Sie marschieren zum Palast und… und was will der Drache dann tun? hm?«
    »Er wird sie alle verbrennen«, antwortete Nobby sofort.
    Der Feldwebel runzelte verwirrt die Stirn. »Das würde er doch nicht wagen, oder?«
    »Was sollte ihn daran hindern?« entgegnete Nobby. Er sah nach draußen. »War mal ‘n guter Junge. Hat Botengänge für meinen Großvater erledigt. Wer hätte gedacht, daß er mit einem Drachen auf der Brust umhermarschiert…«
    »Aber was
unternehmen
wir jetzt, Feldwebel?« fragte Karotte.
    »Ich möchte nicht bei lebendigem Leib verbrannt werden«, erwiderte Colon. »Meine Frau würde mir das nie verzeihen. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als die Proklamation zu proklamieren. Aber sei unbesorgt.« Er klopfte Karotte auf einen überaus muskulösen Arm und wiederholte die beruhigenden Worte noch einmal, um sich selbst zu überzeugen. »So weit kommt es nicht. Die Leute sind ganz gewiß dagegen.«

    L ady Käsedick strich über Errols Haut.
    »Ich wüßte wirklich gern, was hier drunter vor sich geht«, sagte sie. Der kleine Drache versuchte, ihr Gesicht zu belecken. »Was hat er gefressen?«
    »Wenn ich mich recht entsinne, bestand seine letzte Mahlzeit aus einem ziemlich großen Kessel«, antwortete Mumm.
    »Einem Kessel mit was drin?«
    »Nein. Ich meine nur einen Kessel. Ein schwarzes Ding mit Henkeln und Tülle. Er beschnüffelte ihn eine Zeitlang und verschlang ihn schließlich.«
    Errol lächelte schief und rülpste. Sowohl Lady Käsedick als auch Mumm duckten sich.
    »Oh, und außerdem leckte er Ruß aus dem Kamin«, fügte Mumm hinzu, als sie es wagten, wieder über die Brüstung zu blicken.
    Sie beugten sich erneut über den bunkerartigen und mit dicken Stahlplatten verstärkten Pferch. Er gehörte zu der von Lady Käsedick eingerichteten Krankenabteilung und mußte speziell abgesichert sein, weil kranke Drachen gleich zu Anfang die Kontrolle über ihre Verdauung verloren.
    »Eigentlich sieht er gar nicht krank aus«, bemerkte Ihre Ladyschaft. »Nur dick.«
    »Er jammert viel. Und unter seiner Haut bewegt sich etwas. Weißt du, was ich glaube? Du hast mir doch erzählt, daß Sumpfdrachen in der Lage sind, ihr Verdauungssystem zu verändern.«
    »O ja. All die Mägen und Bauchspeicheldrüsen und so können auf verschiedene Art und Weise miteinander verbunden werden. Um…«
    »Um alle zur Verfügung stehenden Nährstoffe in etwas Brennbares zu verwandeln«, sagte Mumm. »Ja. Ich glaube, Errol bereitet sich auf sehr heißes Feuer vor. Er will den großen Drachen herausfordern. Jedesmal wenn das Biest fliegt, starrt er nach oben und heult.«
    »Und dabei explodiert er nicht?«
    »Bisher ist uns nichts dergleichen aufgefallen. Ich meine, wir hätten bestimmt etwas bemerkt.«
    »Und er frißt praktisch alles?«
    »Wie man’s nimmt. Er beschnüffelt alles und verspeist die meisten Dinge. Zum Beispiel zwei Gallonen Lampenöl. Nun, ich kann ihn wohl kaum im Wachhaus lassen. Dort sind wir nicht in der Lage, uns richtig um ihn zu kümmern. Darüber hinaus brauchen wir jetzt nicht mehr festzustellen, wo sich der große Drache befindet«, fügte Mumm bitter hinzu.
    »Ich glaube, du siehst das alles ein bißchen zu eng«, erwiderte Lady Käsedick und ging zum Haus zurück. Mumm folgte ihr.
    »Zu eng? Hunderte, nein,
Tausende
haben meine Entlassung beobachtet!«
    »Ja, aber bestimmt war das alles ein Mißverständnis.«
    »Für
mich
nicht. Ich verstehe es mühelos.«
    »Nun, vermutlich ärgerst du dich so sehr, weil du impotent bist.«
    Mumms Augen quollen aus den Höhlen. »Was?« brachte er hervor.
    »In Hinsicht auf den Drachen, meine ich«, fuhr Lady Käsedick unbekümmert fort. »Weil du nichts gegen ihn unternehmen kannst.«
    »Ich schätze, diese verdammte Stadt und der Drache verdienen sich gegenseitig«, brummte Mumm.
    »Die Leute fürchten sich. Man kann nicht viel von ihnen erwarten, wenn sie sich fürchten.« Lady Käsedick berührte ihn sanft am Arm. Ihre Hand bewegte sich wie die

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