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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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Larry Chambers, und er soll sich das entgehen lassen? Das wäre ungefähr
so, als ob die Biene Maja an einer Schale mit Sirup vorbeifliegen würde. Das kann ich nicht glauben. Nachdem ich eine Jeans und ein Sweatshirt angezogen habe, verwende ich so viel Zeit wie möglich darauf, mein Haar zu fönen, bevor ich den Mut aufbringe, meinen Freundinnen gegenüberzutreten.
    Serena ist gerade dabei, das Sonntagsessen zu kochen. Sie steht am Herd und rührt eine Käsesoße, passend zu dem großen Blumenkohl, der gerade in einem Topf vor sich hin kocht. Emma sitzt am Küchentisch, schält Erbsen in eine Schüssel, trinkt dazu ein Glas australischen Wein und liest die Sonntagszeitung. Die Fenster sind beschlagen, und der ganze Raum ist aufgeheizt vom Kochen.
    Sie blickt auf, als ich hereinkomme, und lächelt.
    »Na, wie geht’s, Babe?«
    »Mies«, antworte ich, greife mir ein Glas vom Regal und schenke mir etwas Rotwein ein. Auf halbem Weg zum Mund steigt mir der schwere Geruch vergorener Trauben in die Nase, was beinahe einen Brechreiz auslöst.
    »Willst du einen Kaffee?« fragt Serena, die mich teilnahmsvoll und amüsiert beobachtet.
    Sie lassen mir einen Moment Zeit, um mich wieder zu fangen, bevor sie vorsichtig zur Sache kommen.
    »Also... gibt es irgend etwas, was du uns vielleicht erzählen möchtest?« Emma schiebt sich eine ganze Erbsenschote in den Mund und kaut.
    »Nööö«, murmele ich und tue so, als würde ich den Comic in Emmas Zeitung lesen.
    Wieder schweigen sie für kurze Zeit.
    Plötzlich halte ich es nicht mehr aus, stehe auf und stochere in dem Hähnchen herum, das fröhlich im Backofen vor sich hin brät und allmählich einen wunderbar goldenenen Braunton annimmt. Ich will nur etwas tun, um das Gefühl zu haben, ihren freundlichen, fragenden Blicken entkommen zu sein.

    Serena reicht mir einen Becher Kaffee.
    »Also, ich habe etwas zu beichten, selbst wenn das bei dir nicht der Fall ist.« Sie grinst und hebt spielerisch die Augenbrauen.
    »Du hast doch nicht etwa -?!« Emmas Mund springt auf wie eine der Erbsenschoten. »Aber du bist doch letzte Nacht mit mir nach Hause gekommen, und ich weiß genau, daß du allein geschlafen hast...«
    »Es gibt ja auch noch andere Orte als das Schlafzimmer.« Serena grinst, dreht sich wieder zum Herd und wendet die Kartoffeln.
    »Zum Beispiel?« platzt Emma heraus.
    »Die letzte Kabine auf dem Damenklo im Chill-Out-Bereich.« Sie streicht sich das lange Haar aus dem Gesicht und lacht lautstark. »Jetzt guck doch nicht so schockiert«, sagt sie zu Emma, bevor sie sich wieder der Soße zuwendet. »Ich habe dort einen gewissen langhaarigen Liebhaber aus Hampstead Heath heute morgen um sieben mit den Schuhen in der Hand rausschleichen sehen.«
    Emma sagt nichts, grinst dezent in ihr Weinglas und schaut dann erwartungsvoll in meine Richtung.
    »Erzählst du uns jetzt, wo du über unsere Eskapaden so genau Bescheid weißt, was du letzte Nacht getrieben hast? Oder sollte ich fragen, mit wem du es getrieben hast?«
    Ich schüttele den Kopf und lasse mich wieder auf den Stuhl am Küchentisch gleiten, wobei ich die Kaffeetasse wie ein Plüschtier an mich gedrückt halte.
    »Ich wünsche mir wirklich, ich könnte es sagen«, seufze ich, »aber dummerweise habe ich einen völligen Blackout. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, daß ich im Club mit Larry Chambers und einigen seiner Kumpel Champagner getrunken habe...«
    »Du meinst, mit dem Lüsternen Larry, dem Anwalt?« unterbricht Emma mich und zieht eine Grimasse.

    »Genau der.« Ich seufze erneut und atme tief und heftig aus. »Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich ziemlich viel Spaß. Er ist ja vielleicht ein Arschloch, aber er arbeitet mit ein paar ganz schnuckeligen Typen zusammen. Na, egal. Ich kann mich noch vage daran erinnern, daß ein paar von uns nach draußen gegangen sind, um ein Taxi zu rufen. Das ist alles. Zumindest bis heute morgen beim Aufwachen...« Meine Stimme versagt.
    »Und?« kommt es wie aus einem Mund.
    »Und ich war total splitterfasernackt, und Larry, der Lüstling, lag schnarchend neben mir. Noch was?« blaffe ich. Die Scham läßt mich aggressiv werden.
    Diese zwei Hühner fangen beide zu lachen an.
    »Es hätte schlimmer kommen können. Du hättest mit Larry und all den anderen im Bett aufwachen können«, prustet Serena und hält sich dann die Hand vor den Mund, um angesichts des kläglichen Anblicks, den ich biete, nicht noch mehr zu lachen.
    »Wie konntest du nur mit diesem Lüstling

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