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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Herzens.
    Ziehe die Decke über ihn , aber nur bis zum Hals . Setz dich in den Sessel und blicke unverwandt auf ihn , Jonathan , meinen Freund . Hol das Handtuch und wische ihn ab .
    Wer hat das geschrieben? Mein Buch oder seines?
    Schlaf.
     
    Vor dem Fenster brannte ein Stern, doch weder Elise noch ein anderes Gespenst war da, um ihn zu begrüßen. Von Kensal Rise bis Abalone Crescent, von der South Audley Street bis zum Fluß, wo er Pimlico passiert, gab es keinen, der nicht an die Morgendämmerung dachte.
     
    Lieber Cassidy .
    Der Umschlag war vollgeklebt mit grünen Briefmarken, die Palmen und Affen zeigten. Er war vor mehreren Monaten abgestempelt. Cassidy mußte ihn eingesteckt und zu öffnen vergessen haben. Die Schrift war wie Sandras Schrift infantil, aber ausgeprägt.
    Lieber Cassidy , las er, während er sich im Badezimmer anzog.
    Ihren monatlichen Scheck dankend in Händen . Meine Tochter berichtet mir , Sie hätten sich für die Laufbahn eines Politikus entschieden und liebäugelten mit der Linken einschließlich Kommunisten und Radaumacherei in den Docks . Hände weg . Ihre Pflicht ist es , allezeit aufmerksam und ritterlich zu Weib und Kindern zu sein und nicht mit rosaroten Marxisten aus Balliol zu paktieren und Ihre Schwiegermutter wie eine verdammte Närrin zu behandeln . Ich bin in dieser Angelegenheit in ständiger Verbindung mit Mrs .  Groat und erwarte von einer allgemeinen Besserung der Lage zu hören , rücksichtlich darauf , daß sie stockblind ist .
     
    Der Brief schloß altmodisch. P. Groat, Brigadegeneral (a. D.) und ermahnte Cassidy in einem PS, nach dem Tennis-Racket zu sehen:
    Und überzeugen Sie sich , daß der verdammte Rahmen fest schließt . P .  G . (Brig . a . D . ) .
    Der Bentley stand in der Parkbucht, wo er ihn abgestellt hatte. Nein, sagte der Wächter und übergab ihm jovial die Schlüssel, natürlich hatte ihn niemand benutzt; nicht ohne Mr. Cassidys Genehmigung; natürlich nicht.

London 3

28
    Ein Kaltwettereinbruch mit Regen und unzeitigen Stürmen traf mit Cassidys Abstieg in den Hades zusammen. Zu Hause über das Wochenende sprach er kaum; obgleich er zärtlich zu seinem Kind und zuvorkommend zu seiner Frau war, blieb sein äußerliches Verhalten geistesabwesend, entrückt.
    »Hat Ärger gegeben mit dem Papier«, erklärte er Sandra. »Die Gewerkschaften sind sauer.«
    Besorgt begleitete sie ihn zum Wagen.
    »Wenn ich irgend etwas für dich tun kann, dann laß es mich wissen. Manchmal brauchen sie eine weibliche Hand.«
    »Sehr gern«, sagte Cassidy und küßte sie herzlich, wenn auch zerstreut.
     
    Das kriminelle Subjekt kreuzte allein in seinem Bentley durch die Straßen Londons, mied die Hauptverkehrsadern und die Blicke wachsamer Polizisten. Er fuhr unkonzentriert, blickte haßerfüllt auf die Augen seines Verfolgers im Rückspiegel, die rotgerändert waren, umschattet von Ausschweifungen. Aldo Cassidy, fünfzigtausend Pfund Belohnung, Verbrechen: Unschuld. Ich hätte es besser gezeichnet, dachte er, ich hätte mich viel verabscheuungswürdiger gemacht.
     
    »Wir bekommen bald einen Anruf, nicht wahr?« hatte Helen auf der Schwelle gesagt und in ihn und über ihn hinweggeblickt. »Cassidy.«
    »Kann nicht bald genug sein, Lover«, flüsterte Shamus, der vor ihnen die Eisentreppe hinaufschlurfte. »Komm zum Fußballspielen.«
    »Gern.«
    »Wie wär’s jetzt?«
    »Muß mich rechtzeitig bei der Leitkuh zurückmelden.«
    »Wetten, daß solche harschen Damen großartig im Bett sind«, sagte Shamus und schloß die Küchentür auf. »Helen lächelt zuviel. Zu glücklich. He, Helen, vielleicht sollte es uns für ein Weilchen dreckig gehen.«
    »Wiedersehen, Cassidy«, sagte Helen lächelnd.
    »Viel Glück mit der Stockfisch-Schreibe«, sagte Cassidy.
    »Wir werden fleißig schreiben«, sagte Helen.
    Shamus wirbelte zu ihr herum. »Ach nein? Du kannst das? Vielleicht könntest du auch die Stockfisch-Schreibe übernehmen?«
    »Ich meinte Briefe«, sagte Helen, »nicht Drehbücher.«
    Cassidy kleidete sich um und ließ Helen seinen Smoking zum Aufbügeln zurück.
     
    Ein Flughafen zog ihn an, möglicherweise Heathrow. Der widerliche Sünder parkte auf einem Abstellplatz und beobachtete, wie große Jets sich in den Nebel, in die Sicherheit abhoben. Wenn er nur seinen Paß bei sich hätte. Im Büro anrufen, Mawdray kann ihn im Taxi bringen. Eine Weile fuhr er an Tankstellen und Motels vorbei und suchte nach einer abgelegenen Telefonzelle, dann gab er es auf. Ich würde

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