Wachsam
verzweifelt guten Willens, jedoch des Deutschen nicht mächtig. Ob ein bißchen Italienisch von Nutzen sein könne? Ein Übersetzungsbüro in Soho schickte eine Dame mit blauem Haar und ohne ein Wort Englisch, die nun im Schreibzimmer in Klausur saß, während Angie Mawdray, die solche Krisen entzückten, in der Werksbücherei nach einem deutsch-englischen technischen Wörterbuch stöberte.
Zu niemands Überraschung fing daher die Veranstaltung mit Verspätung an. Um eine ruhigere Atmosphäre zu schaffen, begann Cassidy mit kleineren Routinesachen. Mrs. Aldo Cassidy ließ sich entschuldigen. Entschuldigen ließ sich ferner General Hearst-Maundy in Jamaika. Die Nachricht vom vorzeitigen Hinscheiden Mrs. Bannisters, eines langjährigen und treuen Aufsichtsratsmitgliedes, war mit allgemeiner Trauer zur Kenntnis genommen worden. Mrs. Allan hatte nach siebenjähriger Dienstzeit einen führenden Posten bei einer anderen Firma angenommen; Cassidy schlug für sie die übliche Gratifikation in Höhe eines Monatsgehalts für jedes volle Dienstjahr vor. Der Vorschlag wurde kommentarlos angenommen. Nur Lemming, der nach monatelangem bösartigem Intrigieren ihre Entlassung bewerkstelligt hatte, murmelte: »Großer Verlust für uns alle, beherztes Frauchen«, und schien eine Träne fortzuwischen.
Es war daher fast halb vier, ehe Aldo Cassidy, Sohn des bekannten Hoteliers, des Hochwürden Hugo Cassidy, M. P., damit beginnen konnte, seine lang erwartete Festansprache über das Thema Export vom Stapel zu lassen. Seine flüssige und freie Rede klang wie ein Schlachtruf, der Prinz Ruperts Herz zu Eis hätte erstarren lassen. »Ideale sind wie die Sterne«, belehrte er sie – ein Lieblingswort des großen Hoteliers -. »Wir können sie nicht erreichen, aber wir richten uns an ihnen auf. Der Gemeinsame Markt« – dem Applaus schenkte er fast gar keine Beachtung – »der Gemeinsame Markt – vielen Dank! – der Gemeinsame Markt ist heute eine Tatsache. Wir müssen mitmachen oder es besser machen. Meine Damen und Herren, liebe Alt- und Jungaktionäre, die Firma Cassidy ist zu beidem bereit.«
Nachdem er ein einigermaßen paradoxes Bild eines Europa gemalt hatte, das unter dem Ansturm der Cassidyschen Produkte in Trümmer fiel, jedoch auf geheimnisvolle Weise von den Patentklammern der gleichen Firma zusammengehalten wurde, kam er schließlich speziell auf die Messe zu sprechen.
»Und ich werde mich nicht scheuen, eine starke, eine sehr starke Verkaufstruppe nach Paris mitzunehmen. Wir haben die Kanonen und die Munition dazu!«
Weiterer Beifall. Cassidy senkt die Stimme.
»Und wir werden Ihr Geld ausgeben, und zwar eine ganze Menge. Mit einem schmutzigen Hemd hat noch nie jemand gute Abschlüsse gemacht. Wir werden in zwei Teams arbeiten. Ich nenne sie Team A und Team B. Team B, angeführt von unserem bewährten Mr. Faulk, dessen glänzende Erfahrungen auf dem Gebiet der Verkaufsförderung uns sehr zustatten kommen werden« – lauter Applaus –, »wird heute abend in See stechen. Es ist ein junges Team« – ein unfreundlicher Blick auf Meale, der seit einiger Zeit angefangen hatte, spitze Schuhe zu tragen und in den Korridoren zu trällern –, »es ist ein hartes Team. Es soll verkaufen. Im Zelt Dienst tun, den Standardtyp vorführen, Interesse wecken, auch das. Aber vor allem wird es verkaufen . Und ich hoffe, daß bis zur offiziellen Eröffnung der Messe am Montag ein paar Auftragsbücher nicht mehr ganz so unschuldig sein werden wie in diesem Augenblick. Die Sache ist die: Viele ausländische Käufer verfügen nur über beschränkte Mittel. Sie kommen mit einer bestimmten Summe, und wenn sie diese Summe ausgegeben haben, reisen sie wieder ab.« Er nahm ein gefaltetes Blatt leeren Papiers auf und wedelte damit vor ihren hypnotisierten Blicken.
»Außerdem haben wir ein bißchen Spionage getrieben. Hier habe ich eine Liste aller wichtigen Einkäufer, die auf der Messe erscheinen werden, zusammen mit ihren Hoteladressen in Paris. Denn mir scheint, wenn diese Leute schon nur begrenzt Geld ausgeben können« – eine wohlberechnete Pause –, »dann geben sie es am besten bei Cassidy aus, und das bedeutet, noch ehe sie es anderswo ausgeben können.«
Während Lachen und Beifall langsam abebbten, war zu beobachten, wie die Züge des Generaldirektors sich verhärteten und seine Stimme einen ernsteren Ton annahm.
»Mitaktionäre, Damen und Herren des Vorstands, lassen Sie mich mit folgenden Worten schließen.« Langsam hob
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