Wächter der Dunkelheit
Händler.«
Ihr Mann rief wieder, und sie eilte weg. Sie fand ihn voll angekleidet. Er wand sich ungeduldig hin und her, während seine eigene Gefährtin ihn verzückt betrachtete.
»Jemand ist gekommen«, zischte er.
»Rechtzeitig?« keuchte sie. Sie sah ihn entsetzt an. »Wer könnte denn so schlechte Manieren haben?«
»Weshalb siehst du nicht nach? Wenn ich daran denke, daß ich dich geheiratet habe, weil ich dich für eine perfekte Gastgeberin hielt! Du hast noch nicht einmal deine Federn geputzt, und die Gäste warten schon!«
»Aber es ist noch nie vorgekommen!« schluchzte sie. »Es ist deine Schuld, wenn du Gäste mit solchen schlechten Manieren einlädst.«
»Mach dich fertig«, sagte er zornig. »Ich sehe selbst nach. Ich hätte nie geglaubt, daß ich in meinem eigenen Heim Gastgeber spielen müßte.«
Er kehrte einen Augenblick später zurück und murmelte vor sich hin. »Es ist schon gut«, meinte er. »Es war nur Gul Darr.«
»Ah! Hoffentlich warst du nicht grob zu ihm.«
»Natürlich nicht. Der arme Kerl hat überhaupt keine Manieren, aber ist so charmant, daß man ihm nicht böse sein kann. Es wird schon Tradition, daß er als erster zu Gastmählern kommt. Ich hätte daran denken sollen. Tut mir leid, daß ich dich angezischt habe.«
»Schon vergeben, Liebling. Hast du meine Abwesenheit entschuldigt?«
»Ich sagte ihm, daß du deine Federn putzen würdest. Er erwiderte, daß man eine Tätigkeit, die so liebenswerte Ergebnisse zeitige, in aller Ruhe vornehmen müsse.«
»Tsk!« murmelte sie. »Er ist wirklich charmant. Warum hast du ihn früher nie eingeladen?«
»Ich hatte geschäftlich noch nie mit ihm zu tun. Übrigens – er hat eine Begleiterin. Gula Schlu heißt sie. Wäre nicht schlecht, wenn du dich mit ihr anfreunden würdest.«
»Eine Begleiterin? Steht er in irgendeiner Beziehung zu ihr?«
»Sie gehören der gleichen Art an, soweit ich das beurteilen kann, aber ich glaube nicht, daß sie seine Gefährtin ist. Er hat keine Frau. Vielleicht könnten wir eine der Töchter unterbringen. Sein Geschäft blüht erstaunlich gut.«
*
Darzek schielte die pwisqs an, und sie schielten zurück. Miß Schlupe betrachtete ein Trio von ebenso häßlichen Biestern im Nachbarbehälter. »Haben Sie interessante Gewohnheiten oder sonst etwas?« fragte sie. »Um der Schönheit willen hält er sie sicher nicht.«
»Vielleicht doch. Ich habe versucht, eine Philosophie der Nicht-Schönheit zu entwickeln – aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Ich fragte mich, ob es eine Stufe der höchsten Häßlichkeit geben könnte, die dann schon wieder zur Schönheit neigt. Aber es ging nicht auf. Lange bevor ein Wesen so häßlich wird, stößt es mich ab.«
»Ich wollte, Sie hätten mich daheim gelassen. Ich bin vollkommen zufrieden damit, Ihr Büro zu führen. Die Gesellschaften überlasse ich Ihnen.«
Darzek schüttelte den Kopf. »Ich brauche Sie, Schluppy. Ich kann nicht einmal eine kleine Party so gut im Auge behalten, wie ich es möchte. Und ich komme mit diesen Leuten nicht zurecht. Ich schaffe es nicht, das Groteske zu durchblicken und herauszubringen, was diesen Wesen wirklich gefällt. Ihr Gesellschaftsleben ist erschreckend oberflächlich, wenn nicht gar frivol, aber ich bin sicher, daß die Leute selbst nicht so sind.«
»Könnte die Frivolität eine Maske sein?«
Darzek zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Niemand wird wütend oder auch nur erregt. Sie tun, als wären sie entsetzlich gelangweilt. Ich habe es mir angewöhnt, hin und wieder einen Witz zu machen, und an ihrer Reaktion sehe ich, daß sie das bisher nicht kannten. Das einzige Wesen außer mir, das hin und wieder einen Scherz zum besten gibt, ist ein alter Spitzbube namens E-Wusk, und sein Humor ist so wenig fein wie eine Dynamitladung. Wenn er je die Stummfilmgags wie Schlagsahne im Gesicht und Bananenschalen-Ausrutscher kennenlernt, ist das Gesellschaftsleben auf Yorlq ruiniert.«
»Ich bin nur eine hausbackene alte Frau«, sagte Miß Schlupe traurig. »Deshalb kann ich einige dieser Ungeheuer einfach nicht ertragen – insbesondere die Schlangentypen. Entweder lache ich im falschen Moment, oder mir wird schlecht. Ich fürchte, ich zerstöre Ihre Geschäftsverbindungen.«
»Das werden Sie nicht tun. Sie werden das Fest mit Ihrem unbestechlichen Auge beobachten, und später ziehen wir dann Bilanz.«
»Wie Sie meinen. Verstehen alle die Große Sprache?«
»Natürlich. Aber wenn Sie klug sind, vermeiden Sie die
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