Wächter der Dunkelheit
wie eine Kathedrale aus. Darzek mochte den alten Spitzbuben. E-Wusk war das einzige Geschöpf weit und breit, das ehrlich lachen konnte.
»Gul Darr!« rief E-Wusk und winkte Darzek an einer Mauer von Unter-Händlern vorbei. »Haben Sie – oh-hoho – einen Wassertanz aufgeführt?«
»Nein«, sagte Darzek ernst. »Darauf warte ich, bis ich Durst habe.«
»Oh-hoho!« E-Wusks umfangreicher Bauch wackelte.
Darzek wartete höflich und streckte ihm dann dar Fläschchen entgegen. »Wenn Sie gestatten, Gul E-Wusk, ich möchte Sie um einen kleinen Gefallen bitten. Könnten Sie das hier für mich kosten?«
*
Darzek entdeckte Miß Schlupe am Eingang des Dunkel-Raumes, der eigens für die Nacht-Geschöpfe eingerichtet war. Sie unterhielt sich angeregt mit einem Wesen, von dem nichts zu sehen war. Nur seine sanfte, musikalische Stimme drang aus dem Dunkel.
»Gul Darr«, sagte Miß Schlupe, »darf ich Sie mit Gul Rhinzl bekannt machen?«
»Ich habe schon lobenswerte Dinge über Gul Darr gehört«, murmelte die Stimme.
Darzek verbeugte sich und behielt höflich die Tatsache für sich, daß der Name Rhinzl ihn besonders faszinierte. Er hatte eine Liste von neun Händlern zusammengestellt, deren Beziehungen zur Dunkelheit etwas verdächtig waren, und Rhinzl war der einzige von den neun Geschöpfen, das er noch nicht persönlich kannte. Seine Gestalt war zum größten Teil verborgen, aber sie ließ doch exquisite Häßlichkeit ahnen.
Bei der ersten Gelegenheit bot Darzek sein Ölfläschchen an. Auch Rhinzl erkannte das Öl nicht und wechselte rasch das Thema. Er begann von Blumen zu sprechen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Händlern hatte er ein Hobby. Er züchtete exotische Blumen, vor allem Nachtblüher, und er zeigte sich entzückt, von seiner Leidenschaft so hochgebildeten Leuten wie Gul Darr und Gula Schlu erzählen zu dürfen. Darzek war ein wenig erleichtert, als Gula Azfel nach ihm sah. Er hatte ein paar sorgfältig ausgeklügelte Fragen an Gul Rhinzl, aber das würde warten müssen. Man konnte sie nicht ohne weiteres in eine Konversation über Blumen einflechten.
Er hatte Gula Azfel erwartet, denn er hatte beobachtet, wie sie ihren Töchtern letzte Anweisungen gegeben hatte. »Ich habe mich noch kaum um unsere Gastgeberin gekümmert«, sagte er entschuldigend und ließ sich von Gula Azfel wegführen.
Bei den Azfels spürte er einen heimlichen Ehekrieg. Gula Azfels Töchter waren voll aufgetakelt, in ihren geglätteten Federn steckten Schleifen, und ihre Schnauzen waren poliert. Gul Azfels Töchter glänzten durch Abwesenheit, aber ihr Vater hatte Darzek schon etwas früher am Abend zur Seite genommen und ihm ein gutes privates Geschäft vorgeschlagen.
Als echte Frau betonte Gula Azfel die weiblichen Eigenschaften ihrer Töchter, während ihr Gatte seine Töchter mit leiser Betonung der Mitgift anpries. Darzek fand, daß er sich nach der schweren Arbeit etwas Unterhaltung verdient hatte, und so machte er mit.
Geschickt manövrierte Gula Azfel ihn zu dem Raum, in dem ihre Töchter starr vor Aufregung warteten. Darzek war wie erschlagen von ihrer Schönheit und bat, ihnen vorgestellt zu werden. Die nächste halbe Stunde verbrachte er damit, ihnen Komplimente zu machen, während Gula Azfel mit einem gezierten Lächeln im Hintergrund verschwand.
Schließlich blinzelte ihm Miß Schlupe vom Eingang her zu, und er entschuldigte sich.
»Wann gibt es etwas zu essen?« fragte sie.
»Überhaupt nicht. Keine Gastgeberin wäre so idiotisch, dieser gemischten Gesellschaft ein Abendessen anzubieten. Wenn die Gäste hungrig sind, können sie in den Speisesaal gehen und per Transmitter etwas bestellen, aber sehr wenige Gäste nützen diese Gelegenheit. Parties sind zur spritzigen Konversation und zur Gruppenunterhaltung da. Essen kann man daheim auch.«
»Die High Society hier gefällt mir immer weniger. Übrigens, wenn die Frage gestattet ist, weshalb spielen Sie bei diesen Gänschen Romeo?«
»Es ist die höchste Verpflichtung des unverheirateten männlichen Gastes, den Töchtern des Gastgebers und der Gastgeberin den Hof zu machen.«
»Das ist ja herrlich! Ich habe schon von Mischehen gehört, aber das hier wäre zum Lachen. Wie kommt es, daß alle vier Töchter der Mutter gleichsehen?«
»Miß Schlupe!« sagte Darzek streng. »Ich habe Ihnen immer wieder empfohlen, sich mal von Ihrem Schreibtischstuhl zu erheben und die Luft der Galaxis zu schnuppern. Sie beobachten hier das unvermeidliche Resultat einer
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