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Wächter der Dunkelheit

Wächter der Dunkelheit

Titel: Wächter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Biggle jr.
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mich nur, wie lange er zu der Erkenntnis braucht, daß ein Spatz in der Hand besser ist als eine Taube auf dem Dach. Ich habe zwar das Recht auf die Rinde, aber er besitzt sie. Das wird ihm zu denken geben – hoffe ich.«
    Darzek wartete unbehaglich und riskierte schließlich eine vorsichtige Botschaft an eine der kleineren Handelsfirmen. Er ließ sie wissen, daß er bald von seinem Optionsrecht Gebrauch machen und die Rinde kaufen werde.
    Gud Baxak brachte zitternd vor Wut die Antwort. »Sie schreiben, sie hätten sie irrtümlich verkauft.«
    »So etwas! Haben sie sich entschuldigt?«
    »Sie bieten ein Prozent als Ausgleich an. Ein Prozent!«
    »Das klingt nicht sehr großzügig. Verlangen Sie zwanzig und geben Sie sich mit zehn zufrieden.«
    »Aber es ist eine Falle, Sire. Wenn wir uns hier mit zehn Prozent begnügen, bekommen wir von den anderen auch nicht mehr.«
    »Es ist eine Falle«, bestätigte Darzek grinsend. »Handeln Sie so hart wie möglich, und warten Sie auf fünfzehn Prozent, wenn Sie glauben, daß Sie soviel bekommen. Aber warten Sie nicht zu lange.«
    »Aber, Sire ...«
    »Tun Sie, was ich sage, wenn Sie nicht unbedingt Rinde essen wollen.«
    Baxak kehrte am nächsten Tag zurück und sagte verwirrt: »Ich verlangte zwanzig, und sie boten von selbst fünfzehn an.«
    »Gut. Nun hören Sie genau zu. Wenn Sie den nächsten abschlägigen Bescheid bekommen, möchte ich, daß Sie eine Regelung ablehnen und unbedingt die Ware fordern. Es ist eine Falle, aber bis wir die Rinde los haben, möchte ich nicht, daß Freund Rhinzl erfährt, wer wen hereingelegt hat.«
     
    *
     
    Ein Unter-Händler brachte die Botschaft und lieferte sie mit einstudierter Höflichkeit ab. Gul Rhinzl bat Gul Darr um eine Unterredung.
    »Soll er herkommen«, schlug Miß Schlupe vor.
    »Wir wollen doch nicht rachsüchtig sein. Er ist ein charmanter Gesellschafter und hat eine hübsche Blumen- und Kräutersammlung. Außerdem hat er seine ganze Rinde – zusätzlich der Posten, die er Gud Baxak abkaufte. Er weiß nun, daß meine Textil- und Pharmaziefirmen Schwierigkeiten mit der Aufbereitung der Rinde hatten und aus dem Geschäft ausgestiegen sind. Vielleicht sitzt er in seiner dunklen Kammer und weint sich die Augen aus. Außerdem könnten wir ihn nicht empfangen, weil wir keinen Dunkel-Raum haben.«
    »Ist es sicher, zu ihm zu gehen?«
    Darzek lachte. »Sie sehen das nicht in der richtigen Perspektive. Eine Transaktion, die unsere Gesellschaft vernichten könnte, ist ein kleiner Happen für einen Mann, der mit Hunderten von Welten handelt. Natürlich wird sich auch Rhinzl über den Verlust geärgert haben, aber ich glaube, daß er in dieser Periode trotzdem mit einem Gewinn abschließt.«
    Darzek ließ ausrichten, daß er so bald wie möglich kommen würde, und rauchte noch eine Pfeife von Miß Schlupes Tabak, um nicht zu früh zu erscheinen.
    Als er durch den Transmitter trat, kam Rhinzls melodische Stimme aus einer fernen Ecke des unbeleuchteten Büros. »Gul Darr! Ich ließ diesen Raum für Sie beleuchten, da Sie sich vermutlich im Licht wohler fühlen.«
    »Oh, mir macht Finsternis nichts aus«, meinte Darzek und tastete sich ins Büro, bis er auf einen Stuhl stieß.
    »Dann haben Sie uns Nachtgeschöpfen etwas voraus. Wir können den Tag nicht ertragen.« Ein Arm kam aus dem Dunkel und streckte Darzek etwas entgegen. »Was können Sie mir darüber sagen, Gul Darr?«
    Darzek blinzelte unsicher, bis er den Gegenstand erkannte.
    Ein rundes Stück Seide.
    »Sehr wenig«, meinte er.
    »Woher kommt es?«
    »Wären Sie gekränkt, wenn ich Ihnen keine Antwort gebe?«
    »Nicht gekränkt ... nein ... jeder Händler hat seine Geheimnisse.«
    »Danke. Ich kann Ihnen nur soviel sagen: Das Muster, das Sie in der Hand halten, stellt den gesamten verfügbaren Vorrat dar, und es besteht auch keine Möglichkeit, Nachschub zu erhalten.«
    »Das genügt mir«, erwiderte Rhinzl. »Es tut mir leid – sehr leid. Ein interessantes Stück Stoff. Es würde einen guten Absatzmarkt finden, wenn Sie größere Menge liefern könnten.«
    »Das glaube ich. Leider ist es mir nicht möglich.«
    »Ich würde sogar sagen, daß es genau der Stoff ist, der sich für überempfindliche Haut eignet.« Plötzlich lachte er. Es war ein gurgelndes Lachen, und Darzek konnte sich im Dunkel nur denken, daß sein ganzer Körper bebte. »Gul Darr! Nennen wir es quitt? Sie haben sogar einen kleinen Gewinn aus der Sache geschlagen.«
    »Gut, nennen wir es quitt.«
    Rhinzl

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