Wächter der Dunkelheit
nahm den erstarrten Brokefa am Arm und schob ihn weiter.
Die Quarmer bemerkten ihre Flucht, aber sie waren zu schwach, um ihnen weit zu folgen. Sie gingen die Straße entlang, dann bogen sie in einen Garten ab. Trotz seiner Furcht schimpfte Brokefa dauernd vor sich hin. Seine Wut richtete sich vor allem gegen seine maf- Vettern, Gudefa, Tizefa und Linhefa. Er hatte gewußt, was geschehen würde. Er hatte es ihnen gleich gesagt. Er hatte die Nase voll von den Quarmern, aber sie – sie gingen nie von ihrem warmen Nest weg und überließen ihm die Schmutzarbeit. Da hatten sie es nun. Er war schon wieder auf der Flucht.
»Werden Ihre Vettern die Ereignisse mitverfolgen?« fragte Darzek.
»Ja.«
»Hoffentlich haben sie noch einen Transmitter?«
»Das bestimmt. Wir erwarteten nicht, daß der Abwurf gleich beim ersten Mal gelingen würde.«
»Wenn sie nur diesmal ebenso geschickt sind! Wir müssen nur mehr Abstand vom Dorf gewinnen, damit wir nicht überfallen werden.«
Sie kamen wieder an einer Häusergruppe vorbei, und sie sahen, daß sich auch hier Quarmer versammelt hatten und unsicher umhertaumelten. Hinter sich hörten sie eine Verfolgergruppe.
»Gibt es eine Abkürzung aus der Stadt?« fragte Darzek.
Brokefa, der keuchend atmete, gab keine Antwort.
»Wir sind umringt«, stellte Darzek ruhig fest. »Wenn wir nicht bald von hier wegkommen, können die Leute vom Schiff keine Verbindung mehr mit uns aufnehmen. Es wird nämlich dunkel.«
»Dunkel!« Brokefa begann zu schluchzen. »Sie sind Nacht-Geschöpfe. Im Dunkeln entkommen wir ihnen nie!«
»Los, weiter.«
Sie liefen zurück zu den Gebäuden, an denen sie eben vorbeigekommen waren, bahnten sich ihren Weg durch einen wuchernden Garten und standen wieder vor einer Hausfront. Die Tür war offen. Keine Seele schien sich im Innern zu befinden. Darzek packte Brokefa an der Schulter und führte ihn ins Haus.
»Wir werden hier wie in einer Falle sitzen«, schluchzte Brokefa.
»Sie kommen nicht alle auf einmal durch die Tür. Ich nehme es lieber mit einigen hier auf als mit dem ganzen Dorf draußen.«
Darzek schloß die Tür. Sie sahen einander im grauen Licht an, das durch die Luftschlitze drang. Ein merkwürdig süßlicher Geruch erfüllte das Haus. Von irgendwo kam ein gleichmäßiges Tropfen. Quarmer liefen klickend am Haus vorbei. Darzek stieg auf einen Stuhl und sah durch den Luftschlitz nach draußen. Von drei Seiten kamen die Quarmer auf das Oval zu.
»Gibt es hier einen Hinterausgang?« flüsterte er.
» Hinter ausgang? Nein ...«
»Dann sitzen wir hier fest, bis sie müde sind und nach Hause gehen.«
»Die werden nicht müde«, prophezeite Brokefa düster. »Sie sind nachts hellwach.«
»Aber diese hier sind halb verhungert.«
»Sie waren nicht hier, als wir vertrieben wurden. Ich kenne die Quarmer.«
»Dann sehen wir lieber nach, ob noch welche im Haus sind.«
Eine Rampe führte ins obere Stockwerk. Darzek ging los. Nach kurzem Zögern folgte Brokefa ihm. Der Geruch wurde stärker. Darzek kämpfte gegen Übelkeit an. Er blinzelte in das schwache Licht. Dann drehte er sich abrupt um und schob Brokefa wieder auf die Rampe.
»Was ist?« flüsterte der Händler.
»Tote Quarmer.«
Sie gingen wieder nach unten. Darzek meinte nüchtern: »Die Quarmer haben die Wahrheit gesagt. Sie sind am Verhungern. Der ganze Planet muß davon betroffen sein. Weshalb würde die Dunkelheit einen Planeten erobern? Doch nicht, um die Einheimischen sterben zu lassen?«
»Wir werden auch verhungern«, wimmerte Brokefa.
»Ach, seien Sie still! Ich muß nachdenken.«
*
Die meisten Quarmer gingen in der Morgendämmerung heim. Einige allerdings blieben tot im harten, hohen Gras liegen. Als die Sonne hoch am Himmel stand, rannten Darzek und Brokefa zum Park zurück. Ein Transmitter tauchte in der Luft auf, fiel fünf Meter zu Boden und zerbrach. Aber beim nächsten Versuch klappte es.
Als sie wieder auf dem Schiff waren, bemerkte Darzek zuerst den Quarmer, der glücklich ein Häufchen Nüsse kaute.
»Es gibt keinen Handel«, beantwortete Brokefa verbittert die erste Frage seiner Verwandten. »Sie haben nichts. Kehren wir um.«
»Sie haben nichts«, sagte Darzek ruhig. »Das ist es ja. Sie verhungern.«
»Das geht uns nichts an«, fauchte Brokefa.
»Sie vielleicht nicht, aber mich. Hat der Quarmer Schwierigkeiten gemacht?«
»Nur am Anfang, als wir nicht merkten, daß er etwas zu essen wollte.«
»Sprechen Sie mit ihm«, sagte Darzek zu Brokefa.
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