Wächter der Macht 04 - Exil
sich jemanden vom Hals zu schaffen, der als mächtiges Symbol gegen sie eingesetzt werden konnte - und der gerade bewiesen hatte, dass er nicht auf ihrer Seite stand.
In dem Moment, in dem er seinen öffentlichen Auftritt mit Admiralin Delphi beendete, würde seine Lebensuhr abzulaufen beginnen.
Dieser Gedanke - nach einer Zeit lebenslangen Kriegführens so vertraut - brachte seinen Magen zur Räson und verdrängte die Übelkeit, die ihn seit dem Augenblick plagte, als ihm klar geworden war, dass man ihn seines Kommandos entheben würde. Als sich die Lifttüren schließlich öffneten, stand er wieder aufrecht da. Er ging an der Sicherheitsstation im Erdgeschoss vorbei und schenkte den Wachen ein Lächeln, das wirkte, als wäre er ein Rancor und sie eine leckere Zwischenmahlzeit.
GYNDINE-SYSTEM, TENDRANDO-BETANKUNGS- UND WARTUNGSSTATION
Das Schiff, das auf Anflugskurs auf die Andockbucht der rotierenden Betankungsstation ging, war einst ein corellianischer YT-1300-Frachtraumer gewesen - effiziente Scheibenform, mit aggressiv wirkenden Vorderzangen und einem aus der Steuerbordseite ragenden Cockpit, was dem Raumfahrzeug ein seltsam gefälliges, asymmetrisches Profil verlieh. Jetzt jedoch schwärzten unzählige Brandspuren von Schlachtschäden die Außenhülle, und die obere und die untere Geschützkanzel, die einstmals Laserkanonen beherbergt
hatten, waren einfach verschwunden.
Als das Schiff vor dem Anflug ein letztes Mal beidrehte, konnte der Mann, der in der Andockbucht wartete, sehen, dass das obere Geschütz nicht ersetzt oder auch nur abgedeckt worden war. Wo es zuvor installiert gewesen war, klaffte ein Loch ins Innere des Frachtraumers.
Der wartende Mann hätte den Millennium Falken selbst dann sofort erkannt, wenn er nicht gewusst hätte, dass er herkommen würde. Einst hatte das Schiff ihm gehört. Er liebte es noch immer, und nun zuckte er beim Anblick der Schäden zusammen, die man dem Falken zugefügt hatte.
Noch immer kultiviert und attraktiv und im Alter zudem auch noch distinguiert wirkend, bildete Lando Calrissian den völligen Gegensatz zu dem berühmten Frachtraumer. Er war in ein Seidenkostüm gewandet, das so teuer war, dass man dafür einen guten Speeder hätte erstehen können. Die dunkelblaue Tunika, die schwarze Hose und die lila Hüftschärpe waren von dezenter Form und Farbe. Der Gehstock mit dem silbernen Knauf, den er bei sich hatte, war das einzige nach außen hin sichtbare Zugeständnis an sein Alter.
Er sah zu, wie der Falke langsam näher kam. So mitgenommen, wie das Schiff aussah, erwartete er halb, dass es von den Atmosphäreschilden abprallen würde, die das Vakuum des Weltraums draußen hielten, doch es schwebte sanft durch die durchlässige Barriere herein. Dann, als sich der Frachtraumer in der Atmosphäre befand, konnte Lando das rhythmische Rasseln aus dem Inneren der Hülle hören -irgendetwas in den Triebwerksgehäusen hatte sich gelöst.
Der Falke glitt auf seinen Repulsorlifts geschmeidig vorwärts und setzte zu einer bemerkenswert weichen Landung an. Lando ging unter den Vorderzangen herum, um durch das
Sichtfenster des Cockpits zu schauen, doch die Besatzung hatte ihre Plätze bereits verlassen, deshalb spazierte er weiter um das Schiff herum zur Einstiegsrampe.
Eigentlich hatte er sich für die Ankunft von Han und Leia eine Handvoll Scherze zurechtgelegt: Ich habe schon Frachtraumer gesehen, die in die Flanken von Weltenvernichtern gekracht sind und immer noch besser beisammen waren! Was habt ihr dem alten Mädchen diesmal wieder angetan? Han, hast du deinen Pilotenschein auf der Ausbildungsschule für betrunkene Mynocks gemacht? Dann jedoch erhaschte er einen Blick auf ihre Gesichter, als das Paar die Einstiegsrampe hinunterstieg.
In ihren Mienen lag nicht das geringste Quäntchen von Humor, Freude oder Hoffnung, bloß Grimmigkeit und - unter der Oberfläche - Schmerz. Han hatte seinen linken Arm in einer Schlinge. Leia war in braune Jedi-Gewänder gekleidet. Die Garderoben der beiden sahen zerknittert aus und so, als hätten sie darin geschlafen.
Lando räusperte sich, um einen Moment Zeit zum Nachdenken zu gewinnen und die gutmütigen, spöttelnden Bemerkungen ad acta zu legen, die er eigentlich für diesen Moment in petto gehabt hatte. Dann sagte er: »Es ist schön, euch zu sehen. Im Salon habe ich Kaff und etwas zu essen.«
Während Han und Leia aßen - langsam, ohne ihr Essen richtig zu schmecken -, erzählten sie Lando, was geschehen war. Jacen
Weitere Kostenlose Bücher