Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
und natürlich um die allgegenwärtigen Computer und Kreidepentagramme. Die meisten dieser sehr beschäftigten Leute versuchten mit lautem und nachdrücklichem Fluchen ihre jüngsten Projekte dazu zu überreden, zu tun, was sie tun sollten, ohne zu explodieren, zu zerfließen oder den Experimentator in etwas Kleines und Flaumiges zu verwandeln. Jemand ganz in meiner Nähe griff nach einem handlichen Hammer, und ich beschloss, irgendwo anders hinzugehen.
Ich schlenderte durch die Labore und hielt die Augen nach dem Waffenschmied offen. Eingänge öffneten sich in der Luft und boten flüchtige Blicke auf weit entfernte Orte, und ein Versuchstier explodierte. Ein verzweifelter junger Internierter jagte durch die Labore und versuchte, einen überdimensionalen Augapfel mit flatternden Fledermausflügeln zu fangen, indem er mit einem Schmetterlingsnetz auf ihn eindrosch. Ich bin sicher, das Ding hatte im Entwurfsstadium völlig vernünftig ausgesehen. Niemand schenkte diesen kleinen Unterbrechungen Aufmerksamkeit, abgesehen von einem kleinen, geistesabwesenden Zusammenzucken hier und da beim neuesten Knall. Ein Tag wie jeder andere in der Waffenkammer. Wenn man an den Schnittstellen abwegigen Denkens arbeitet, muss man gelegentliche Rückschläge billigend in Kauf nehmen, ebenso wie regelmäßige Gestänke, räumliche Inversionen und sporadische Verwandlungen. Jeder, der in der Waffenkammer beschäftigt war, war ein Freiwilliger, gezogen aus einer langen Liste von Bewerbern, sorgfältig ausgewählt von denen in der Familie, die eindeutig bewiesen hatten, dass sie weit mehr Gehirn hatten, als gut für sie war. (Oft begleitet von einer ungesunden Neugier und dem völligen Fehlen jeglicher Selbsterhaltungstriebe.)
(Die richtig gefährlichen Denker wurden entweder schnell zu Projekten rein theoretischer Natur befördert oder in alternierende Dimensionen geschickt mit der Anweisung, nicht zurückzukommen, bevor sie sich beruhigt hatten.)
Der derzeitige Haufen der Internierten sah wie die Wissenschaftsfreaks überall aus: dicke Brillen und Plastiktaschenschoner, außer dass manche noch spitz zulaufende Zaubererhüte trugen. Viele hatten unter ihren Laborkitteln T-Shirts an mit dem Aufdruck Ich sprenge, also bin ich, auch wenn jemand anders plötzlich nicht mehr ist. Wissenschaftsfreakshumor. Sie sahen alle sehr ernst und sehr engagiert aus, und falls sie lange genug überlebten, würden sie irgendwann in die etwas sichereren Bereiche der Forschungs- und Entwicklungslabore befördert werden. Mir schien es allerdings, als ich auf der Suche nach dem Waffenschmied durch das Chaos wanderte, dass der alte Ort viel mehr Leute und Projekte beherbergte und auch ein stärkeres allgemeines Gefühl der Dringlichkeit ausstrahlte, als mir von meinem letzten Besuch vor zehn Jahren her in Erinnerung war.
Zwei Typen von der muskulöseren Sorte sparrten mit elektrifizierten Messingschlagringen; Funken knisterten und stoben glühend durch die Luft, als sie zuschlugen und parierten. Ein Mädchen hatte den Kopf tief in ein Aquarium gesteckt, um zu beweisen, dass sie jetzt unter Wasser atmen konnte. Beeindruckend, aber ich wurde den Gedanken nicht los, dass sie sich in feiner Gesellschaft mit den klaffenden Kiemenreihen am Hals eine ziemliche Blöße geben würde. Nicht weit davon entfernt hatte ein bedauernswerter junger Mann aufgehört zu beweisen, dass er jetzt Feuer atmen konnte, weil er davon Schluckauf bekommen hatte. Nicht voraussagbaren und leicht entzündlichen Schluckauf. Jemand führte ihn fort, um ihm eine Asbesttüte über den Kopf zu stülpen. Mir war nicht klar, warum sie seinen Kopf nicht einfach ins Aquarium stecken konnten, neben das Mädchen.
Und jemand hatte wieder einmal die Schießanlage hochgejagt. Es gibt immer einen, der den Rekord für die größte und leistungsstärkste Handfeuerwaffe brechen will.
Schließlich entdeckte ich den Waffenschmied ein Stück weiter vorn, wie er in den Kavernen hin und her ging und dabei ein strenges Auge auf alles und jeden hatte. Ab und zu blieb er stehen, um Rat zu erteilen, Ermutigung auszusprechen und hie und da, wo nötig, jemandem eine runterzuhauen. Der Waffenschmied war streng, aber gerecht. Ich wartete, bis er zurückkam und es sich an seinem üblichen Versuchstisch gemütlich gemacht hatte, und setzte mich still neben ihn. Er warf einen kurzen Blick auf mich, zog vernehmlich die Nase hoch und widmete sich wieder dem, woran er gerade arbeitete. Es bedarf viel, um den Waffenschmied
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