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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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Vergangenheit. Sie wären fasziniert, glaube ich.« Wie ein Schauspieler aus einem alten Schwarzweißfilm nahm er ihre Hand und machte eine tiefe Verbeugung. »Aber wir werden noch Gelegenheit haben, unsere Bekanntschaft zu vertiefen.«
    Erleichtert darüber, dass er gehen wollte, erlangte Rachel die Fassung wieder. Sie riss ihre Hand an sich und schnaubte: »Nicht, wenn ich es verhindern kann. Bleiben Sie meiner Tochter fern, oder ich hetze die Cops auf Sie.«
    Drew lachte. »Die Polizei kann mich nicht aufhalten, Rachel. Wenn Sie überhaupt eine Chance haben wollen, mich und Em zu trennen, werden Sie schon MacGregor auf mich ansetzen müssen.« Rachel starrte ihn an. »Vergessen Sie nicht, ihm zu erzählen, dass ich vorbeigeschaut habe, ja?«
    Und mit einem huldvollen Nicken schlenderte er von dannen.
     
    Eine Stunde später schlich sich Rachel zur Hintertür aus dem Bürogebäude, eine Hand auf den noch immer flauen Magen gepresst. Rückblickend war der Chili-Hotdog keine gute Wahl gewesen. Nach dem Mittagessen hatte sie versucht, sich auf ihre Entwürfe zu konzentrieren. Arbeit beruhigte sie fast immer. Aber ihr Zusammentreffen mit Ems Freund auszublenden wäre dem Versuch gleichgekommen, einen Tsunami mit einem Fächer aufzuhalten. Etwas stimmte ganz und gar nicht mit dem Kerl, etwas, das Rachel nur als abstoßend bezeichnen konnte. Beim Gedanken daran, dass er mit Em zusammen war, dass er sie berührte, dass er sie küsste, hätte sich Rachel am liebsten erbrochen. Sie drehte den Schlüssel im Zündschloss und trat vorsichtig das Gaspedal. Der Anlasser gab sich alle nur erdenkliche Mühe, aber der Motor sprang nicht an. Sie versuchte es noch einmal.
    Und was war damit, dass Drew Lachlan offenbar kannte? Hatten die beiden eine gemeinsame Vergangenheit? Rachel wurde rot. Ein abwegiger Gedanke. Etwas derart Wichtiges vor ihr zu verheimlichen wäre einer Lüge gleichgekommen, und Priester logen nie. Wem vertraute sie also mehr – einem Dreckskerl, der halbwüchsige Mädchen bedrängte, oder einem Mann der Kirche, der ertrinkende Kinder aus einem Schulbus rettete? Lachlan war der einzige Mensch, der verstehen würde, wie sie sich fühlte. Dennoch wäre es einfacher gewesen, wenn seine Nummer im Telefonbuch gestanden hätte. Sie hätte ihn rasch aus dem Büro anrufen können, statt Mandy bitten zu müssen, eine Stunde lang für sie einzuspringen, während sie sich aus dem Büro stahl, um mit ihm zu sprechen.
    Beim dritten Versuch erwachte ihr Auto endlich röhrend zum Leben. Dank des gemäßigten Verkehrsaufkommens brauchte sie weniger als zehn Minuten nach Hause. Kurz nach zwei Uhr klopfte sie an Lachlans Tür. Er öffnet mit gerunzelter Stirn und einem schnurlosen Telefon am Ohr.
    Rachel erstarrte. Kein Hemd, keine Schuhe, nur eine maßgeschneiderte schwarze Hose und eine wunderbar breite, nackte Brust. Leicht gebräunte Brustmuskeln und ein Flaum aus schwarzem Haar. Perfekt definierte Muskeln, kombiniert mit nassem Haar und frischem Seifengeruch. War es da verwunderlich, dass ihre Phantasie den Umweg über die appetitliche Vorstellung nahm, wie er nackt unter der Dusche stand? Atmen, Rachel, atmen.
    »Rachel? Ist etwas passiert?«
    »Er war bei mir!«, platzte es aus ihr heraus, während sie noch damit beschäftigt war, die Kontrolle über ihre Gedanken zurückzugewinnen. Priester, Priester, Priester!
    »Wer?«
    »Ems Freund. Drew.«
    Lachlans Stirnrunzeln vertiefte sich. Er öffnete bereits den Mund, um etwas zu sagen, bat Rachel dann aber mit einer Geste, kurz zu warten. »Vielen Dank für Ihren Anruf, Bischof Marley«, sagte er ins Telefon hinein. »Es wäre mir eine große Ehre, die Messe mitzufeiern. Monsignore Campbell war ein netter Mensch. Wir sehen uns am Samstag.« Lachlan legte auf, trat zurück und ließ Rachel eintreten. »Wann?«
    »Vor ungefähr einer Stunde. In der Mittagspause.« Sein Gesicht war ungewöhnlich bleich. Rachel vermutete, dass das Telefonat schuld daran war. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Mir geht’s gut.« Er schloss die Tür. »Hat er mit Ihnen gesprochen?«
    »Ja.« Rachel fasste das Wohnzimmer in den Blick, um nicht auf seine nackte Brust zu starren. Noch immer keine Möbel. Tatsächlich sah es hier mit all den herumliegenden Wasserflaschen, Gewichten und Handtüchern eher wie in einem Fitnessstudio aus. »Er sagte, dass er Em liebt. Und das bei dem Altersunterschied. Krank!«
    »Vollkommen krank«, sagte Lachlan geistesabwesend. In seiner Stimme schwang irgendetwas mit,

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