Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächter des Mahlstroms

Wächter des Mahlstroms

Titel: Wächter des Mahlstroms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
Vom Netzwerk:
beiden sahen sich nur gegenseitig – bis plötzlich ihre Aufmerksamkeit gewaltsam auf einen Mann gelenkt wurde, der mit Hilfe eines dicken Knüppels, den er als Stock benutzte, auf sie zukletterte.
    »Oh, Bob!« Das Mädchen warf einen kurzen Blick auf den Ankömmling, ehe sie sich mit einem leisen Seufzer an ihren Freund klammerte.
    Ryder, der das Mädchen fest an sich drückte, tastete mit der freien rechten Hand nach seinem eigenen Knüppel und spannte die Muskeln an. Der Kletternde mußte den Verstand verloren haben.
    Er atmete mit einem fürchterlich anzuhörenden Keuchen. Der Mund war fest zusammengekrampft ... obwohl er sich sehr anstrengte, atmete er durch die Nase, er schnaufte lautstark, und mit jedem pfeifenden Atemzug füllte er die Lungen, so weit es ging. Dann atmete er mit explosivem Schnauben aus, als bedaure er den Verlust jeder Sekunde, die er zum Ausatmen brauchte. Die weit aufgerissenen Augen starrten blicklos geradeaus, und er stolperte den Hang empor, ohne sich um die Beschaffenheit des Weges zu kümmern. Er drängte sich durch dorniges Unterholz, stolperte über Äste und Steine, stieß gegen große Felsbrocken und prallte wieder zurück; er achtete nicht auf die Dornen, die sich durch die Kleidung in seine Haut bohrten, und auch nicht auf die scharfen Felskanten, die ihm schmerzhafte Abschürfungen beibrachten. Er rannte gegen einen dicken Baum und fuhr zurück; verzweifelt tastete er sich um das Hindernis herum und setzte seinen ursprünglichen Weg fort.
    Gleich darauf erreichte er das Tor zu dem Schlangengehege unterhalb der beiden entsetzten Zuschauer und blieb stehen. Er bewegte sich ein Stück nach rechts und verharrte wimmernd. Dann kehrte er zum Tor zurück und wich nach links aus, wo er aufheulend stockte. Welcher fürchterliche Zwang ihn auch beherrschen mochte, welches ungeahnte Ziel ihm vor Augen stand, er durfte nicht so weit von seinem Weg abweichen, um die Schlangengrube zu umgehen. Nun schaute er sich das Hindernis näher an und erkannte zum erstenmal das Tor und den Zaun und die reptilienhaften Bewohner der Anlage. Aber das störte ihn nicht. Nichts störte ihn. Er fummelte am Schloß herum und hieb schließlich wütend auf das Tor und den Zaun ein – doch das führte zu nichts. Daraufhin versuchte er den Zaun zu überklettern, was ihm jedoch nicht gelang. Schließlich zerrte er sich Schuhe und Socken von den Füßen, stemmte Zehen und Finger rücksichtslos in das Maschinengeflecht und versuchte noch einmal einen Aufstieg. Diesmal klappte es.
    So wenig, wie er sich um Dornen und Steine gekümmert hatte, so wenig scherte er sich um den achtfachen Stacheldraht, der die Zaunkrone bildete, er zeigte keine Reaktion, als sich die langen Stahldrahtspitzen in Arme und Beine und in den Körper gruben. Dafür behielt er ein wenig die Schlangen im Auge und gab sich Mühe, an einer Stelle zu landen, wo es relativ wenige Reptilien gab; das halbe Dutzend Schlangen, das sich ihm doch in den Weg stellte, knüppelte er tot.
    Schließlich landete er am Boden und huschte hin und her, wobei er lauter denn je schnüffelte und die Nase förmlich an den Boden preßte. Er blieb stehen; grub mit blutigen Fingern im harten Boden herum, stieß seine Nase in das Loch, atmete mächtig ein. Sein Körper wand sich, zitterte, erschauderte konvulsivisch und erstarrte plötzlich in einer ekstatischen Pose, die etwas Abstoßendes hatte.
    Das angestrengte Atmen hörte auf. Der Körper sank zusammen, als hätte das Skelett seine Festigkeit verloren, noch ehe sich die Schlangen heranwagten und immer wieder mit den Köpfen zustießen.
    Jacqueline Constock bekam von diesen fürchterlichen Ereignissen nur wenig mit. Sie stieß einen Schrei aus, kniff beide Augen zu, drehte sich in der Umarmung ihres Freundes herum und drückte das Gesicht gegen seine linke Schulter.
    Ryder jedoch verfolgte die Szene bis zum schrecklichen Ende – bleich, mit verkniffenem Gesicht, schwitzend. Als alles vorüber war, fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen und schluckte zweimal, ehe er ein Wort herausbekam.
    »Es ist alles vorbei, mein Schatz – es besteht keine Gefahr mehr«, brachte er schließlich heraus. »Wir sollten lieber verschwinden. Wir müssen hinab. Wir müssen Alarm schlagen oder einen Bericht machen.«
    »Oh, das kann ich nicht, Bob – unmöglich!« Sie begann zu schluchzen. »Wenn ich nur die Augen aufmache, muß ich hinschauen, und wenn ich hinschaue ... kehrt sich mein Inneres nach außen!«
    »Laß nur, Jackie!

Weitere Kostenlose Bücher