Wächter des Mahlstroms
Augen herumrollen und begann heftig zu atmen. Doch nach wenigen Sekunden kam er wieder zu sich und richtete sich langsam auf.
»Was geht hier eigentlich vor?« fragte Cloud in der Raumsprache.
»Keine Ahnung«, erwiderte der rosahäutige Mann. »Soweit ich mitbekommen habe, hat das Monstrum verlangt, daß wir ihm das Geheimnis unseren ›freien‹ Antriebs verraten sollen.« Mit hastigen Worten wandte er sich an das Mädchen – vermutlich seine Frau.
Die Chickladorierin nickte. Sie machte Cloud auf sich aufmerksam, deutete auf die beiden Monstren und schließlich auf die Krankenschwester, die sich im Hintergrund hielt. Sie war auffallend schlank, bis zu den Augen in Bahnen von Glimmerstoff gehüllt und wirkte zerbrechlich wie ein Strohhalm; Cloud kannte die Rasse der Manarkaner. Sie erwiderte das Nicken des Telluriers und wandte sich hastig mit Handzeichen an eine untersetzte, ungeheuer muskulöse Frau einer Rasse, die dem Wirbeltöter unbekannt war. Sie war es offenbar gewöhnt, ohne Kleidung auszukommen. Die untersetzte Gestalt betrachtete die gestikulierende Manarkanerin und äußerte sich in einer wunderbar modulierten Baßstimme gegenüber einem schlanken, pantherhaften Mädchen mit senkrecht geschlitzten gelben Augen, spitzen Ohren und einem langen, beweglichen und sorgfältig gepflegten Schwanz. Die Veganerin – keineswegs die erste Angehörige ihrer Rasse, die Cloud zu Gesicht bekam – wandte sich an die chickladorische Hübsche, die sich ihrerseits wieder an Cloud wandte.
»Das Knochenmonstrum, mit dem Sie gekämpft haben, sagt, Sie sollen sich zur Hölle scheren«, übersetzte der Pilot in die Raumsprache. »Es sagt, seine Leute werden bald hier sein, und wenn Sie ihn nicht schleunigst losmachen und ihm die gewünschten Informationen geben, wird man uns alle zerschmelzen.«
Inzwischen versuchte Luda die allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie hüpfte auf und nieder, klirrte mit ihren Ketten, ließ die Augen rollen. Erneut wurde die Kommunikationskette gebildet, die das folgende Ergebnis brachte:
»Das Wesen mit dem verzierten Schädel sagt, wir sollen uns nicht um das Scheusal kümmern. Er ist ein Mörder, ein Pirat, ein Nichtsnutz, sagt sie. Sie fordert Sie auf, Ihre Axt zu nehmen – die sie übrigens sehr eindrucksvoll findet, und da gebe ich ihr recht – und ihm den Kopf abzuhacken, seinen stinkenden Leichnam ins All hinauszuwerfen und schleunigst von hier zu verschwinden.«
Cloud hielt das für einen guten Ratschlag, wenn er auch abgeneigt war, solche drastischen Maßnahmen zu ergreifen, ohne weitere Einzelheiten zu kennen.
»Warum?« wollte er wissen.
Aber das war zuviel für die Kommunikationskette. Cloud selbst kannte sich mit der Raumsprache noch nicht besonders gut aus; darüberhinaus ist die Raumsprache sehr einfach strukturiert und eignet sich kaum zur Darstellung feiner Nuancen; im übrigen trugen die zahlreichen Übersetzungen dazu bei, daß manche Äußerung arg verstümmelt am Ziel eintraf. Cloud war also nicht weiter überrascht, als seine Frage kein besonders interessantes Ergebnis brachte, auch wenn das herausgeputzte Monstrum inzwischen am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu stehen schien.
»Sie hat es aufgegeben, Ihnen etwas einreden zu wollen«, sagte der Pilot schließlich. »Angeblich hat sie mit Ihnen direkt Verbindung aufzunehmen versucht, aber sie kommt nicht durch. Sie meint, Sie sollen Ihre Luken öffnen. Ihre Schirme senken – oder so. Ich weiß nicht genau, was sie damit meint. Keiner von uns weiß das – außer vielleicht die Manarkanerin, und wenn die eine Ahnung hat, bekomme ich die Information nicht aus ihr heraus.«
»Vielleicht meint sie meinen Gedankenschirm?« fragte Cloud.
»Nein, mehr«, fuhr der Chickladorier kurz darauf fort. »Sie sagt, da ist noch ein anderes Hemmnis, ebenso undurchdringlich oder sogar schlimmer. Auf Ihrem Kopf ... auf Ihrem Kopf – wie heißt das – Schädel? Nein,
in
Ihrem Schädel, so sagt sie jetzt. Himmel, ich weiß nicht, was sie mir damit ausdrücken will!«
»Vielleicht weiß ich's – haltet bitte mal alle den Mund.« Das Monstrum war zweifellos ein Telepath – wie die Manarkanerin. Cloud kannte sich mit solchen Leuten noch zu wenig aus. Er trat einige Schritte vor und starrte direkt in ein paar von Ludas Augen – große, ausdrucksvolle Augen, sanft und weich.
»So ist's richtig, Chef! Jetzt legen Sie los ... entspannen Sie sich – das meint sie wohl. Öffnen Sie Ihre Schleusen und lassen Sie sie
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