Wächter des Mahlstroms
Route.«
»Ausgezeichnet! Was meinen Sie – werden Sie mit dreitausend Zentimetern Beschleunigung fertig?«
»Da bin ich ziemlich sicher. Wenn ich mich nicht sehr irre, schaffe ich die dreitausend sogar im Kopfstand. Ich fühle mich schon wieder ausgezeichnet. Wir sollten so schnell wie möglich in Aktion treten.«
»Aber vorher laden wir unsere Passagiere aus.« Cloud machte sich daran, dem anderen seinen Plan zu erläutern.
»Ich fürchte, das ist unmöglich.« Der Pilot schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Dazu müßten Sie
genau
den richtigen Augenblick erwischen. Ich kann zwar die Steuerung übernehmen und den Schub regeln und so weiter. Ich kann das Schiff auf dem eigenen Schubstrahl in die Tiefe sausen lassen, daß es keinen Zentimeter wackelt – aber das ist ja nur die Hälfte. Piloten landen niemals auf einem beständigen Schubstrahl, und Ihre Abweichmöglichkeiten sind hier praktisch gleich Null. Wenn Sie das Ziel so genau treffen wollen, daß es etwas nützt, müßten Sie den richtigen Zeitpunkt bis auf die Zehntelsekunde genau abpassen. Sie wissen das nicht, Mister, aber ein großer Computer würde einen halben Tag brauchen, um ...«
»Das weiß ich durchaus. Ich bin selbst eine Art Computer, und ich habe längst alles berechnet. Ich gebe Ihnen den genauen Zeitpunkt an – plus-minus ein Hundertstel.«
»Also QX. Dann wollen wir die Zivilisten absetzen und uns an die Arbeit machen.«
»Luda, wo können wir die Leute von Bord lassen? Außerdem sollten Sie sich mit Ihrer Armee und Raummarine in Verbindung setzen – wir können den Wirbel nicht ausblasen, wenn wir nicht die Boden- und Lufthoheit haben.«
»Landen Sie dort.«
Luda ließ den Bildschirmausschnitt wandern und hob einen Arm. »Die Benachrichtigung ist längst hinausgegangen. Unsere Leute kommen bald.«
Sie landeten; doch vier Frauen weigerten sich, das Schiff zu verlassen. Die Manarkanerin
mußte
an Bord bleiben, sagte sie, sonst wäre sie für immer entehrt. Was sollte geschehen, wenn der Pilot von neuem das Bewußtsein verlor und nur Laien um sich hatte? Die Frage war berechtigt, räumte Cloud ein; außerdem glaubte er, der Frau die Gefahr zumuten zu können. Sie war immerhin eine Manarkanerin! Bei 3 g Beschleunigung würde sie sich zwar biegen, aber sie würde nicht brechen.
Die untersetzte Frau wollte ebenfalls bleiben. Seit wann versteckte sich eine Tominganerin vor der Gefahr oder wich einem Kampf aus? Die Chickladorierin blieb ebenfalls. Ihre Augen begannen zu blitzen bei dem Gedanken, daß sie ihren Mann allein sterben lassen sollte. Sie wußte genau, daß niemand mit dem Leben davonkommen würde. Selbst wenn sie sich nicht nützlich machen konnte, was machte das schon? Wenn ihr Thlaskin starb, wollte sie ebenfalls sterben, und damit basta!
Die Frau von der Vega weigerte sich gleichermaßen. Mit leicht zuckender Schwanzspitze und blitzenden Augen schwor sie bei den drei Gottheiten, die Augen jedes Mannes auszukratzen, der sie aus dem Schiff bringen wollte. Sie habe diese Reise mitgemacht, um etwas zu erleben, und dachte Cloud etwa, sie wollte sich so etwas entgehen lassen? O nein!
Cloud musterte sie einen Augenblick lang. Das kurze, dichte und unglaublich weiche Fell verbarg nicht die Entschlossenheit ihres wohlgeformten Gesichts; die engen Hosen und das noch engere knappe Brustband täuschten nicht über die tigerhafte Kraft und Wendigkeit dieser Frau hinweg. Der Wirbeltöter sagte sich, daß mit diesem Geschöpf sicher nicht gut Kirschen essen war.
Ein Dutzend bewaffnete Dhilier kam an Bord, wie es vorher arrangiert worden war, und das Schiff startete erneut. Während Thlaskin im trägen Zustand manövrierte, um sich mit den Kontrollen vertraut zu machen und den Schub zu kalibrieren, holte Cloud die vier tragbaren Projektoren aus dem Laderaum. Es handelte sich um fürchterliche Waffen, die auf einen Dreifuß gestellt werden sollten; sie waren so schwer, daß auf der Erde ein kräftiger Mann erforderlich war, um eine davon zu heben. Sie enthielten keine Batterien oder Akkumulatoren, sondern wurden durch Bündelstrahlen aus dem Mutterschiff angetrieben.
Luda hatte recht; Waffen dieser Art waren in ihrem Heimatsystem unbekannt. Hier kannte man keine drahtlose Energieübermittlung. Die Dhilier verhehlten ihre Freude nicht, als sie sich die Waffen ansahen. Sie verfügten zwar über stärkere Strahler, die jedoch unbeweglich waren. Um so zufriedener waren sie nun mit den schweren, wendigen Projektoren, die man überall
Weitere Kostenlose Bücher