Wächter des Mahlstroms
heranzukommen, doch er hatte nichts verraten – aber diese Überlegungen konnte er später zu Ende bringen.
»QX, Mädchen. Ihr habt ausgezeichnet gearbeitet«, sagte er. »Vesta, bitte sprechen Sie die realen Tatsachen und den konkreten Text des Gesprächs auf Band – natürlich nicht die Bilder oder Vermutungen –, und zwar in der tominganischen Sprache des Mittelplateaus. Wo immer möglich, stellen Sie bitte echte Namen und Anschriften neben die Kodeziffern. Tommie und Jim können Ihnen dabei helfen.«
Sie machte sich an die Arbeit.
Als man in der Niederschrift den Teil erreichte, der sich mit Nummer zweiundneunzig befaßte, erstarrte Jim, und sein Gesicht rötete sich.
»Fragen Sie ihn bitte, ob der Bericht zutreffend ist«, sagte Cloud.
»Das Gespräch ist ziemlich genau wiedergegeben«, sagte Jim. Er hatte eine tiefere und lautere Stimme als Tommie und sprach nicht annähernd so melodisch. »Aber er hat die Hälfte ausgelassen. Was ich ihm wirklich an den Kopf geworfen habe, hätte einen Kurzschluß im Bandgerät ausgelöst.«
»Aber das schreckliche Wort ist darauf geblieben ... dreimal sogar«, sagte Tommie, die leicht schockiert zu sein schien. »Du solltest dich schämen!«
»Srizonifiziert?« wandte sich Cloud flüsternd an Vesta. »Ein seltsames Wort, aber schlimm hat es sich nicht angehört.«
»Es ist so ziemlich das übelste Schimpfwort, das es in dieser Sprache gibt. Gedruckt habe ich es noch nie gesehen, und gehört habe ich es nur einmal, und das rein zufällig. Wie in den meisten Fällen dieser Art läßt es sich schwer übersetzen. ›Abkömmling zahlreicher Generationen stinkender, ziemlich widerwärtiger Schlammbewohner‹ – das dürfte so etwa die spanische Übersetzung sein.«
»QX. Schließen Sie das Band ab und machen Sie zwei Kopien davon.«
Als die Kopien fertig waren, gab Cloud eine Spule an Tommie.
»Sagen Sie ihr, sie soll ein Band zum tominganischen Gegenstück eines Staatsanwalts bringen, und zwar gleich morgen früh«, wies er Vesta an. »Das andere Band sollte an eine große Rechtsanwaltfirma geschickt werden – und zwar an eine unbestechliche Firma. Und fragen Sie bitte Jim, was er jetzt zu tun gedenkt.«
»Ich beschaffe mir zwei Strahlpistolen ...«
»Ach ja?« fragte Cloud schneidend. »Welche Chancen rechnen Sie sich aus, heute abend gesund nach Hause zurückzukehren? Ihr Helikopter dürfte längst mit einer Bombe gespickt sein. Außerdem haben die Gangster vermutlich andere Möglichkeiten vorbereitet, Sie in die Luft zu sprengen, sobald Sie das Hotel verlassen. Wenn Sie am Leben bleiben wollen, hätte ich einen Vorschlag.«
»Vielleicht haben Sie recht, Sir.« Jim beruhigte sich, als die Vernunft zu siegen begann. »Wie lautet ihr Vorschlag?«
»Normalbürger tragen hier keinen Panzer, ebensowenig wie auf anderen Welten. Normale Gangster verfügen also nicht über tragbare Großprojektoren. Sie sollten also das Hotel nicht verlassen, sondern sich in Tommies Zimmer begeben. Tommie geht unterdessen zu unserem Schiff hinaus und holt meinen Panzeranzug der Galaktischen Patrouille. Sie legen das Ding an, marschieren ungeschoren hinaus und fahren mit einem Bodenwagen – nicht im Helikopter – zum Schiff hinaus. Wenn die Burschen sich mit Panzeranzügen auskennen, werden sie nicht schießen, denn Sie könnten ja zurückschießen. Im Schiff schließen Sie das Luk hinter sich und bleiben dort, bis ich Sie holen komme.«
Die angenehme Aussicht, sich wehren zu können, gab Jim sichtlich Auftrieb; er ging bereitwillig auf den Plan ein. Nachdem sich die beiden Tominganer überzeugt hatte, daß keine Spionstrahlen den Ausgang kontrollierten, verließen sie das Zimmer.
Wenige Minuten später suchten Vesta und die Manarkanerin ebenfalls ihre Zimmer auf; sie kamen erst nach dem Frühstück am nächsten Morgen wieder mit Cloud zusammen.
»Sie wissen natürlich, daß Sie keine Beweise haben, die vor einem unbestechlichen Gericht zugelassen würden«, begann Nadine.
»Ja. Kommunikatorenbänder sind nicht erlaubt – sie stellen eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts dar.«
»Genau. Und Telepathie ist noch schlimmer. Jeder Versuch, eine telepathische Beweisführung zuzulassen, würde auf fast allen nichttelepathischen Welten mehr schaden als nützen. Ich weiß nun allerdings nicht, was Sie zu erreichen hoffen, abgesehen von der Tatsache, die Schuld an sich festzustellen – eine Tatsache, die auf der Hand liegt, da solche Verbrechen nur geschehen können, wenn Justiz
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