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Wächter des Mahlstroms

Wächter des Mahlstroms

Titel: Wächter des Mahlstroms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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Isch bin auf dem Wege, aber noch nischt am Ziel.«
    »Sie haben aber wirklich große Fortschritte gemacht!« Cloud wußte, daß sie sich intensiv mit der Sprache beschäftigt hatte – mit einer Konzentration, wie sie nur eine Katze vor einem Mauseloch aufbringt; trotzdem hatte er mit solchen Erfolgen nicht gerechnet. »Erstaunlich – Sie haben kaum noch einen Akzent im Englischen! Aber jetzt sollten wir uns unserer Aufgabe zuwenden. Ich möchte alles darüber wissen.«
    »Vielen Dank. Tommies Bruder – er heißt Jim – betreibt hier in der Schtadt einen Tabakladen. Ein Mann, der sisch ›Nummer Eins‹ nennt, hat eine Schutzorganisation aufgebaut. Wer da nischt mitmachte, sagte er, würde anschtelle sein' Haus eines Tages einen freien Wirbel vorfinden. Als er zur Abschreckung seine Drohung wahrmachte und nach Vorankündigung einen Wirbel explodieren ließ, traten viele Kaufleute seiner Firma bei und zahlten. Jim aber hat sisch geweigert. Statt dessen hat er ... isch weiß das Wort nicht.«
    »Er hat Ausflüchte gemacht, hat Zeit herauszuholen versucht.«
    »O ja. Er hat Ausflüchte gemacht und sisch nach Hilfe umgesehen, wußte er doch, daß die Regierung hier durch und durch korrupt ist. Unmöglisch, diese unerträgliche Situation zu beheben.«
    »Was für ein Wortschatz!« rief Cloud.
    »Ischt etwas falsch?« wollte Vesta wissen.
    »Nein, alles richtig«, versicherte ihr Cloud. »Ich habe Ihnen nur ein Kompliment gemacht, junge Dame – bevor wir diese Sache erledigt haben, bringen Sie mir noch Englisch bei!«
    Das Gespräch ging weiter, bis die Manarkanerin die beiden aufforderte, Schluß zu machen. Tommie habe den Gangster identifiziert und die Vorhalle verlassen, um ihren Bruder zu holen.
    »Ob das ratsam ist?« fragte Vesta.
    »Bevor die Sache in Gang kommt, kann uns nichts passieren. Doch ab heute abend sollten sich die beiden nicht mehr bei uns sehen lassen.«
    Die Tominganer trafen ein; Vesta ließ sie ins Zimmer und stellte Nadine und Cloud Tommies Bruder vor. Jim war größer und zerfurchter als die Schwester; seine Zigarre war länger, dicker und schwärzer. Ansonsten ähnelten sich die beiden sehr. Cloud ließ sie in bequemen Stühlen Platz nehmen; sie hatten keine Zeit mehr für ein ausführliches Gespräch. Nadine begann zu schreiben; Vesta sprach das Ergebnis auf Band.
    Der große Boss – Nadine nahm sich die Zeit, Cloud ein ziemlich gutes geistiges Bild des Mannes zu übermitteln – hielt sich in seinem Privatzimmer auf. Wenn ein Abendessen auf dem Programm stand, war es wohl für später vorgesehen. Zwei Männer befanden sich in dem Zimmer – Nummer eins und ein anderer Mann, den der Boss als ›Nummer neun‹ anredete und auch in Gedanken mit diesem Namen bezeichnete. Im Augenblick ging es um rein geschäftliche Dinge. Nummer neun händigte seinem Chef Geld aus, der sich Notizen in einem Buch machte. Zwanzig Kredite von Nummer siebzehn, fünfzig von Nummer zwanzig, fünfundzwanzig von Nummer sechsundzwanzig, hundertfünfundsiebzig von Nummer neunundzwanzig, neunzehn Kredite – mehr hatte der Mann nicht – von Nummer dreißig, hundertundfünfundzwanzig von Nummer einunddreißig und so weiter ...
    Die Gangster hielten sich für sehr schlau, weil sie anstelle von Namen nur Ziffern verwendeten. Dabei hatten sie keine Ahnung von den Fähigkeiten eines wirklich guten Telepathen oder eines voll ausgebildeten Sprachkundlers. Im Geist der beiden Männer verband sich jede dieser Nummern mit anderen Symbolen – mit einem Namen, einem Bild, einer Ladenfront oder Anschrift oder einem vagen Eindruck von Persönlichkeitsstrukturen – Nadine erfaßte diese Eindrücke und hielt sie fest; Vesta gab in schnell gesprochenem Spanisch jedes niedergeschriebene Wort und jede Gedankennuance weiter.
    Die Liste war lang.
    »Drei weitere Leute wollten nicht zahlen, soso!« sagte Nummer eins schließlich. »Dieselben wie das letztemal – und drei neue, aha!« Der Boss überlegte. »Das gefällt mir nicht. Zweiundneunzig, soso? Gefällt mir nicht ... Den Kerl werde ich mir wohl vorknöpfen müssen.«
    »Ja – Zweiundneunzig. Die anderen haben uns dieselbe alte Tränendrüsenstory aufgetischt – sie hatten das Geld nicht, wir forderten zuviel und so weiter, aber Zweiundneunzig ist uns diesmal nicht damit gekommen, sondern hat einfach durchgedreht. In diesem Augenblick hätte ich den Mann nicht einmal mit Asbesthandschuhen anfassen mögen.« Es überraschte Cloud nicht, als ihm Nadine das Bild eines äußerst

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