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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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anderen Agenturen irgendwelche Ressourcen in der Pol-Basis haben.« Bisesa hatte erfahren, dass Astropol ein Zusammenschluss irdischer Polizeibehörden für Weltraumeinsätze war. »Ja, man könnte uns schon verfolgen«, murmelte Alexej. »Nur würde das den Einsatz besonderer Mittel erfordern. Aber sie sind vielleicht noch nicht bereit, die Karten auf den Tisch zu legen.«
    Der Rover drehte um hundertachtzig Grad und nahm Kurs nach Norden.
     
    Bisesa und Myra saßen hinter einem Beobachtungsfenster und genossen die Aussicht. Es war gegen Mittag, und die Sonne stand im Süden hinter ihnen; der Rover warf seinen Schatten voraus.

    Die Kuppeln von Lowell versanken bald hinterm rückwärtigen Horizont, der durch die großen Staubfahnen des Rovers verschleiert wurde. Die Straße bestand anfangs noch aus blankem Metall, dann aus verdichtetem Boden wie eine Narbe im hellen Staub und geriet schließlich zu einer ausgefahrenen Schotterpiste. Außerhalb der Basis gab es keinerlei Anzeichen menschlicher Aktivitäten außer der merkwürdigen Wetterstation und diesen Furchen, die sich endlos nach Norden hinzogen. Bisesa vermochte noch Spuren der Ares-Sintflut in der ausgeschwemmten Landschaft zu erkennen, die tränenförmigen Inseln und die riesigen verstreuten Felsbrocken. Und alles war alt und erodiert - die Felsen waren blank geschliffen und die Hänge mit einer dicken Staubschicht überzogen.
    Da es außer Steinen nichts zu sehen gab, setzte Myra sich schließlich zu Alexej und Paula, die ein gemeinsames Interesse an einer exotischen Variante des Pokerspiels entdeckt hatten.
    Bisesa saß allein unter der Fensterkuppel des Rovers und verfolgte die ruhige Fahrt über den Mars. Während die Sonne ihre Bahn am Himmel zog, begann der Mars sie in den Bann zu ziehen. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit der urzeitlichen Erde: das Land unten, der Himmel oben, der Staub und die überall verstreuten Felsbrocken. Aber der Horizont war zu nah, die Sonne zu klein und zu blass. Immer wieder fragte sie sich: Wie ist eine solche Welt überhaupt möglich?
    Mit diesem Gefühl der Fremdartigkeit erblickte sie den Bogen.
    Der Rover brachte sie nicht in seine Nähe. Aber er ragte hoch und filigran über den Horizont. Sie war sich sicher, dass dieses riesige Konstrukt auf der Erde keinen Bestand gehabt hätte; es war Marsarchitektur.
    Der Tag neigte sich dem Ende entgegen. Der Sonnenuntergang zog sich in die Länge und war ziemlich effektvoll mit den verblassenden Farbbändern, die der kleinen Sonne zum Horizont folgten. Der Nachthimmel war aber eine Enttäuschung mit Einsprengseln von ein paar Sternen; es musste zu viel
Staub in der Luft sein. Bisesa hielt Ausschau nach der Erde, doch entweder war sie noch nicht aufgegangen oder sie übersah sie einfach.
    Paula brachte ihr etwas zu essen - dampfend heißes Risotto mit Pilzen und grünen Bohnen und einen Becher Kaffee mit einem Deckel drauf. Sie beugte sich vor und schaute aus dem Fenster.
    »Wonach suchen Sie denn?«, fragte Bisesa.
    »Nach dem Himmels-Nordpol. Die Leute interessieren sich normalerweise dafür.«
    »Touristen wie ich, meinen Sie.«
    Paula ließ sich nicht beirren. »Der Mars hat keinen so hellen Polarstern wie die Erde. Aber - sehen Sie Cygnus, den Schwan? Der hellste Stern ist Deneb, Alpha Cygni. Folgen Sie dem Rücken des Schwans durch Deneb, und der Himmelspol befindet sich ungefähr auf halber Strecke zwischen Deneb und dem nächsten Sternbild, Cepheus.«
    »Vielen Dank. Aber der Staub überall - die Sicht ist nicht so gut, wie ich erwartet hätte.«
    »Der Mars ist nach Ansicht der Klimawissenschaftler ein Staub-Museum«, sagte Paula. »Hier herrschen andere Bedingungen als auf der Erde. Es gibt hier keinen Regen, der den Staub auswäscht, und keine Sedimentierungsprozesse, die ihn zu Gestein verdichten. Also bleibt er in der Luft hängen.«
    Der Mars als Schneeball, sagte Bisesa sich. »Ich habe einen Bogen gesehen.«
    Paula nickte. »Eine Hinterlassenschaft der Chinesen. Sie haben überall ein solches Monument errichtet, wo ihre Archen gelandet sind.«
    Dann war dieses riesige Gebilde also ein Denkmal für die mehreren hundert Chinesen, die am Sonnensturm-Tag auf dem Mars gestorben sind.
    »Paula, ich war etwas überrascht, dass Sie mit uns gekommen sind«, eröffnete Bisesa ihr.
    »Überrascht?«

    »Und dass Sie in diese geheimnisvolle Geschichte am Mars pol verwickelt sind. Bei Alexej wundert mich das nicht - das passt nämlich zu ihm.«
    »Er ist so ein Heimlicher,

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