Wächterin des Blutes - Ivy, A: Wächterin des Blutes - Beyond the Darkness
tatsächlich losstürme?«
»Und ob es das tut – und zwar eine verdammt große Rolle!«
»Weshalb?«
»Weil …« Sie leckte sich die trockenen Lippen. »Weil es dumm ist, so ein Risiko einzugehen. Du bist doch der König. Du hast unzählige Werwölfe und Wolfstölen, die Briggs umbringen können.«
»Wohl kaum unzählige.«
»Du weißt, was ich meine.«
Er senkte den Blick zu ihrem Mund und liebkoste ihre Mundwinkel mit dem Daumen.
»Ich könnte andere an meiner Stelle schicken, aber ich wäre nicht zufrieden, wenn ich nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte, wie er starb, vorzugsweise durch meine eigene Hand.«
Harley spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Es war nicht Begehren, das ihr den Magen zusammenzog. Wenn sie in Salvatores Nähe war, würde dies immer ihr Verlangen wecken. Nein, es war die entwaffnende Zärtlichkeit seiner Berührung, die alle möglichen gefährlichen Sachen mit ihrem Herzen anstellte.
»Na schön.« Sie war gezwungen innezuhalten und sich zu räuspern, damit die Heiserkeit aus ihrer Stimme verschwand. Wie eine schwärmerische Romantikerin. Verdammt. Entschlossen straffte sie die Schultern. »Aber allein zu gehen, das kannst du vergessen.«
Sein Daumen strich zart über ihre Unterlippe. »Erteilst du mir Befehle, cara ?«
»Ich bin doch Königin, oder?«
Er hielt inne, und sein Blick glitt mit entnervender Intensität über ihr nach oben gewandtes Gesicht.
»Du sagtest, du willst nicht meine Königin sein. Hast du deine Meinung geändert?«
»Ich …« Ihr Mund war vollkommen ausgetrocknet.
Außerordentlich bedächtig und langsam senkte Salvatore den Kopf und gab ihr einen sanften Kuss auf den Nasenrücken.
»Harley?«
»Ich gehe mit dir.«
»Weshalb?«
»Deshalb.«
Salvatore wich ein Stück zurück und betrachtete sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Das ist deine Erklärung? Deshalb?«
Harley achtete nicht auf die überhebliche Freude in seiner Stimme. Sie wollte ihre heftige Reaktion auf die Vorstellung, Salvatore könne sie zurücklassen, nicht analysieren.
Für sie war nur von Bedeutung, ihn davon abzuhalten, dass er irgendetwas Dummes tat.
»Meine Erklärung ist, dass du nicht allein gehst, und damit Schluss.«
»Das ist wohl kaum ein vernünftiges Argument«, wandte er ein.
»Na schön.« Sie schob das Kinn vor. »Entweder bin ich würdig, deine Königin zu sein, oder nicht. Wenn du darauf bestehst, Briggs zu verfolgen, dann gehen wir zusammen.«
Er hielt inne, als träfen ihn ihre Worte unvorbereitet. Dann senkte er mit einem Lächeln den Kopf.
» Sì .« Sein Kuss war sanft und genießerisch, als sei Harley der kostbarste Schatz der Welt. »Zusammen.«
KAPITEL 22
Caine wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war.
Eigentlich wusste er nicht einmal, wie er bewusstlos geworden war.
Er erinnerte sich daran, dass er sich verwandelt hatte, als ein schwarzer, bösartiger Nebel in die Höhle eingedrungen war. Er hatte Schmerzen gespürt, und zwar die Art, bei der einem klar war, dass man sterben würde.
Er hatte sich nichts mehr gewünscht, als sich auf dem Fußboden zu einer Kugel zusammenzurollen und zu winseln. Ganz wie ein geschlagener Welpe. Und vielleicht wäre das auch sein Schicksal gewesen, wenn er nicht gesehen hätte, dass der eigenartige Nebel direkt auf Kassandra zuschwebte.
Sein Trieb hatte die Oberhand gewonnen, und mit einem wütenden Aufheulen hatte er sich dem näher kommenden Nebel direkt in den Weg gestellt. Es war ihm egal, was für ein Ding das eigentlich war – es würde die Rassewölfin jedenfalls nicht anrühren.
Und von diesem Moment an waren seine Erinnerungen verschwommen.
Mit einem Stöhnen zwang er sich, die Augen zu öffnen – was er sogleich bereute, als ihn beim Anblick der flackernden Kerzenflamme ein stechender Schmerz durchzuckte.
»Bin ich tot?«, krächzte er.
Plötzlich nahm er einen Hauch von Lavendel wahr, und dann tauchte Kassandras Gesicht über ihm auf. Ihr Haar hing verfilzt herunter.
»Nicht mehr.«
Caines Herzschlag stoppte bei ihren ernsten Worten. »Ist das ein Scherz?«
»Nein.«
»O Gott.«
Caine zitterte und versuchte ihre unmögliche Behauptung mit einem Lachen abzutun. Er war eine Wolfstöle, kein reinblütiger Dämon. Wenn er starb, dann hatte er es hinter sich. Sayonara, Baby. Ende der Geschichte.
Ein Teil von ihm war allerdings gar nicht in der Stimmung zu lachen.
Etwas war mit ihm passiert.
Etwas Überwältigendes und Weltbewegendes.
Er konnte es bis ins Mark
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