Wächterin des Blutes - Ivy, A: Wächterin des Blutes - Beyond the Darkness
gleichmäßige Geschwindigkeit bei, als sie sich ihren Weg durch den dunklen Tunnel bahnten. Er flüchtete nicht kopflos und überstürzt vor einem Feind, nur um blindlings in die Klauen eines anderen zu geraten.
Allerdings wurde seine vernünftige Vorsicht von seinen Begleitern nicht gewürdigt.
Levet an seiner Seite murmelte französische Flüche, und hinter ihm beschäftigte sich Harley damit, ihn mit diversen Körperteilen von Tieren zu vergleichen, keines davon schmeichelhaft.
Was für einen Sinn hatte es, König zu sein, wenn man ihm nicht einmal etwas Respekt entgegenbrachte?
Salvatore biss die Zähne zusammen und versuchte das Silber zu ignorieren, das noch immer in seinem Fleisch steckte und es ihm unmöglich machte, sich in einen Wolf zu verwandeln. Seine Wunden würden so lange nicht heilen, wie das Silber in seinem Körper verblieb.
Noch schlimmer aber war die Tatsache, dass dies noch dazu beitrug, dass seine Stärke dahinschwand.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
Er hatte die Absicht, Caine und Briggs für jeden Augenblick dieses Elends bezahlen zu lassen.
Und zwar mit Blut.
Levet beendete seine einfallsreichen Flüche und warf einen Blick über seine Schulter. »Die Wolfstölen haben den Tunnel betreten.«
Salvatore wurde nicht einmal langsamer. »Sie werden nicht die Einzigen sein.«
»Was meinen Sie damit?«, wollte Harley wissen.
»Falls Caine überhaupt über Verstand verfügt, wird er über uns einige Wolfstölen ausgeschickt haben, die versuchen werden, uns am Ausgang den Weg abzuschneiden.«
»Also haben Sie erfolgreich dafür gesorgt, dass wir hier unten in der Falle sitzen«, warf Harley ihm vor. Ihr ärgerlicher Tonfall konnte nicht die Angst verbergen, die er in der Luft spürte.
»Selbstverständlich nicht«, log er ungerührt und blieb stehen. Es war die Eigenschaft eines jeden großen Anführers, andere davon überzeugen zu können, dass er stets wusste, was er tat, selbst wenn er selbst gar keine Ahnung hatte. Darüber hinaus wollte er keine Schimpferei mehr hören. »Levet, kannst du unseren Verfolgern den Weg abschneiden?«
Der Gargyle rümpfte die Nase. »Meine Talente sind grenzenlos.«
»Kannst du das bewerkstelligen, ohne den gesamten Tunnel über uns einstürzen zu lassen?«
Levet hob seine winzigen Hände in die Höhe. »Wir werden sehen.«
Salvatore, der nicht vollkommen beruhigt war, griff nach Harleys Arm und zog sie tiefer in den Tunnel hinein.
»Du möchtest ihm vielleicht etwas Platz lassen«, murmelte er. Als ein pulsierender Lichtstrahl die Finsternis durchdrang, wandte er abrupt den Kopf. »Und bedecke deine Augen.«
»Nicht schon wieder«, seufzte Harley. Die Worte waren ihr kaum über die Lippen gedrungen, als die Explosion sie auch schon beide nach hinten schleuderte.
Salvatore rollte sich auf Harley und beschützte sie so vor den umherfliegenden Trümmern, erleichtert, dass es sich dabei um die normalen Felsbrocken und Erdklumpen handelte, die in einem Tunnel zu finden waren. Er war nicht in der Stimmung für Überraschungen jeglicher Art.
» Voilà! «, zwitscherte Levet und schlug stolz mit den Flügeln, als Salvatore sich erhob und Harley auf die Beine half. Alle drei studierten schweigend den massiv wirkenden Erdwall, der nun den Gang hinter ihnen blockierte. Doch da, gerade, als Salvatore hoffte, dass tatsächlich einmal etwas funktionierte, warf Levet einen Blick nach oben an die niedrige Decke. »Ups.«
»Ups?«, knurrte Salvatore.
»Vielleicht sollten wir uns beeilen.«
Salvatore seufzte resigniert auf. »Verdammt.«
Gleichzeitig drehten sich alle drei um, um vorwärtszusprinten, nicht länger wegen der Dinge besorgt, die vor ihnen liegen mochten. In demselben Moment begann Erde auf ihre Köpfe herunterzuprasseln.
Der Spurt, den die drei zurücklegten, um dem Einsturz zu entkommen, dauerte beinahe drei Kilometer an, aber schließlich war die Decke wieder stabil. Noch besser war allerdings, dass der Tunnel breiter wurde und sich zu zwei voneinander getrennten Gängen verzweigte.
Salvatore hielt an und wartete, bis Levet neben ihm schlitternd zum Stehen kam. Trotz seiner perfekten Nachtsicht passte dieser beengte und nasskalte Ort besser zu einem Gargylen als zu einem Werwolf.
»Spürst du etwas?«, erkundigte er sich.
Levet witterte und zeigte mit seiner Hand nach rechts. »Dieser Tunnel verfügt über eine Öffnung, ungefähr zehn oder zwölf Meter hinter der Kurve.« Er witterte noch einmal. Dann deutete er nach links. »Und
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