Wächterin des Blutes - Ivy, A: Wächterin des Blutes - Beyond the Darkness
entschlossen, nichts unversucht zu lassen, angefangen damit, ihm einen Haufen Kugeln in den Kopf zu jagen.
Harley umkreiste die Kämpfenden in einem weiten Bogen, um zu vermeiden, Salvatore damit abzulenken, und wartete ab, bis sie ungehindert auf den Kopf des Werwolfes zielen konnte, bevor sie schließlich ihren Arm hob und die Waffe auf ihn richtete.
Fast so, als spüre er ihre Anwesenheit, wandte Briggs den Kopf, um ihr einen hasserfüllten, drohenden Blick aus seinen blutroten Augen zuzuwerfen.
Harley wurde es eiskalt vor Angst, und ihre Kehle schnürte sich zu, aber ihr Arm zitterte nicht. Diese Kreatur war abscheulich. Die Vorstellung, dass sie auf der Welt herumschlich, würde jedem geistig gesunden Dämon Albträume bescheren.
Vielleicht, weil er die Entschlossenheit auf ihrem Gesicht wahrnahm, knurrte der Werwolf vor Zorn, und Harley wurde von einem eisigen Luftstoß getroffen. Sie taumelte zurück und konnte nur entsetzt zusehen, wie die Kreatur sich mit einem lauten Knall in Luft au f löste.
Sie landete flach auf dem Rücken, eher durch das Verschwinden des Werwolfes geschockt als durch den magischen Schlag. Sie sog Luft in ihre schmerzenden Lungen und starrte die Sonne an, die fleckig durch das schwere Blätterdach über ihr hindurchschien. Im nächsten Moment versperrte ihr Salvatores Gestalt die Sicht.
»Harley?« Er hatte wieder seine menschliche Gestalt angenommen, aber in den goldenen Augen glühte nach wie vor seine Macht.
Harley setzte sich auf, strich sich die Haare aus dem Gesicht und blickte prüfend auf den harten, nackten Körper, der neben ihr kauerte. Er war wie immer beeindruckend schön, doch im Moment interessierten Harley nur die tiefen Wunden, die seine gebräunte Haut bedeckten.
»Du bist verletzt«, flüsterte sie.
»Das wird alles wieder heilen«, versicherte er ihr. Er sah sie besorgt an. »Was ist mit dir?«
»Ich bin in Ordnung.«
Um es zu beweisen, zwang sich Harley zum Aufstehen. Sie klopfte den Schmutz von ihren Khakishorts, während Salvatore seine Jeans und sein T-Shirt anzog. Seine Bewegungen waren steif, aber es war deutlich spürbar, dass er sich wieder erholen würde. Harley stellte fest, dass sie ruhiger wurde, bis nur mehr ein vages Unbehagen zurückblieb.
Sie konnte nicht leugnen, dass sie in Panik geraten war, als sie aufgewacht war und festgestellt hatte, dass Salvatores Arme sie fest umschlangen.
Sie war nicht etwa darüber erschrocken, dass sie ihre leidenschaftliche Nacht so intensiv genossen hatte. Dieser Mann war ein absoluter Wahnsinn im Bett. Selbst jetzt kribbelte ihr Körper allein bei der Erinnerung an seine geschickten Berührungen immer noch an all den richtigen Stellen.
Nein, was sie entsetzt hatte, war die Erkenntnis, so leicht vergessen zu haben, dass Salvatore noch immer kaum mehr als ein Fremder war. Ein Fremder, von dem sie noch einen Tag zuvor gedacht hatte, er sei ihr Todfeind.
Sie meinte zu wissen, dass er ein kompliziertes Spiel spielte, das damit enden würde, dass sie starb. Sie wäre eine Idiotin, wenn sie ihm nur vertraute, weil er zufällig gut im Bett war.
Außerdem war sie zum ersten Mal in ihrem Leben … frei.
Es gab keinen Caine mehr mit seinen unheilvollen Warnungen, was ihr zustoßen würde, wenn sie es wagte, jemals vor seinem Schutz zu fliehen. Keine Wolfstölen, die ständig jeden ihrer Schritte überwachten.
Und mit dem Amulett würde nicht einmal Salvatore imstande sein, sie zu verfolgen.
Also war sie verschwunden.
Oder wenigstens hatte sie es versucht.
Dummerweise war es ihr nicht gelungen, die quälende Ungewissheit zu überwinden, als sie sich auf die Spuren ihres längst überfälligen Schicksals begeben hatte.
Salvatore behauptete, dass ihre Schwestern und sogar ihre Mutter noch am Leben seien. Natürlich konnte das gelogen sein. Das war sogar wahrscheinlich. Aber konnte sie fortgehen, wenn es auch nur die kleinste Chance gab, ihre Familie wiederzusehen, von der sie gedacht hatte, sie für immer verloren zu haben?
Als sie allein zwischen den Bäumen entlanglief, hatte sie schließlich akzeptiert, dass sie niemals Ruhe finden würde, bis sie die Wahrheit über ihre Schwestern herausgefunden hätte. Ihr Schicksal hatte dreißig Jahre auf sie gewartet. Nun konnte es auch noch einige wenige Tage länger warten.
Also war sie umgekehrt.
Während sie dem nervtötend schönen Mann dabei zusah, wie er seine Schuhe zuband und seine Waffen einsammelte, ignorierte Harley das verräterische Pochen ihres
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