Wächterin des Mondes (2) - Arthur, K: Wächterin des Mondes (2) - Kissing Sin
tatsächlich Sorgen machte, hatte er eine seltsame Art, das zu zeigen. Zumindest würde er nicht so lässig hinter seinem Schreibtisch sitzen, wo er durch das Fenster eine wunderbare Zielscheibe bot.
»Wieso sollte er seine eigene Schwester umbringen?«
»Wenn du so aufgewachsen bist wie wir, ist Blut nicht dicker als Wasser. Verdammt, er würde nicht zögern, sogar seine Mutter zu töten, wenn er dadurch sein eigenes Leben retten könnte.«
Genau wie Misha, nur dass der die Abteilung die Drecksarbeit für sich erledigen ließ. »Wieso behauptest du, mich schützen zu können, wenn du noch nicht einmal für deine eigene Sicherheit sorgen kannst?«
Er stand auf und kam mit einem seltsamen Glanz in
den silbrigen Augen auf mich zu. Es war der Blick eines Raubtiers auf der Jagd, das seine Beute bereits im Visier hatte und nicht gewillt war, sie entkommen zu lassen. Hätte Kellen mich so angesehen, hätte mein Puls gerast, aber bei Misha richteten sich lediglich meine Nackenhaare auf. Quinn hatte recht. Misha ging es nicht um Liebe, er wollte mich nur besitzen.
Vielleicht hatte er nie etwas anderes kennengelernt. War jemand, der niemals Liebe, Zärtlichkeit oder Fürsorge erfahren hatte, überhaupt in der Lage, selbst welche zu geben?
Als ich Misha mit diesem Blick auf mich zukommen sah, beschlichen mich starke Zweifel.
Er stützte sich mit den Händen rechts und links von mir an der Wand ab und beugte sich dicht zu mir. Ich legte eine Hand gegen seine Brust und drückte ihn immerhin so fest von mir weg, dass er mich nicht küssen konnte. Dennoch strich sein Atem warm über meine Lippen, und seine heiße, lustvolle Aura umfloss mich.
»Er weiß von den Fravardin. Er weiß, dass sie sich mir gegenüber loyal verhalten und zwar nur mir gegenüber.« Er drückte sich gegen meine Hand und stellte meine Kraft und meinen Willen auf die Probe. »Ich habe ihm gedroht, dass sie ihn umbringen, wenn dir etwas passieren sollte.«
Das überraschte mich. Ich sah ihm in die Augen und hatte nicht das Gefühl, dass er mich anlog. »Wieso solltest du das tun? Warum schützt du dich nicht einfach selbst auf diese Weise?«
Er strich mit dem Finger über meine Wange.Verglichen mit der heftigen Lust, die auf meiner Haut brannte, fühlte
sich seine Hand eisig an. »Wieso? In fünf oder sechs Jahren bin ich doch sowieso tot.«
»Aber wenn du sie nicht zu deinem eigenen Schutz einsetzt, bist du vielleicht schon in fünf oder sechs Tagen tot.« Oder in fünf oder sechs Stunden.
»Solange ich lebe, tun die Fravardin alles, um mich zu schützen. Wenn ich tot bin, werden sie auf dich aufpassen.«
Der Gedanke, dass ein paar geisterhafte Kreaturen zu meinem Schutz um mich herumstrichen, jagte mir einen Schauer über den Rücken. »Wieso sollten sie sich darum kümmern, wenn du tot bist und sie nicht mehr bezahlt werden?«
Seine Aura wurde noch intensiver und brannte auf meiner Haut. Schweiß lief mir den Rücken hinunter. Obwohl ich meine Schutzschilder hochgezogen hatte, war es schwer, dem Anschlag auf meine Sinne zu widerstehen.
»Weil in meinem Testament festgehalten ist, dass sie weiterhin Unterhalt sowie ein Anwesen in Gisborne erhalten, wo derzeit ihr Stamm lebt. Vorausgesetzt, sie erfüllen einige Bedingungen.«
Geister wurden bezahlt? Seit wann das denn? »Können sie nicht getötet werden?«
»Jedes Lebewesen kann umgebracht werden. Es ist allerdings schwieriger, etwas umzubringen, das man nicht sieht.«
»Wenn dein Chef von ihnen weiß, weiß er vermutlich auch, wie man sie umbringen kann.«
»Zweifellos. Das Problem ist nur, dass sie, anders als Vampire, durch Infrarot nicht sichtbar sind. Du bist die Erste, die sie überhaupt gespürt hat.«
Abgesehen von ihm vermutlich. »Weil ich besonders bin. Deshalb haben es ein paar Verrückte auf mich abgesehen.« Ich schob ihn von mir weg. Die kühle Luft, die über meine Haut strich fühlte sich wunderbar an, wie kaltes Wasser an einem heißen Tag. »Du musst mir von deinem Chef erzählen.«
Seine Augen blitzten gereizt auf. »Damit du danach gehst? Ich denke nicht daran.«
»Dann erzähl mir von Roberta Whitby. Sie ist das Alphatier der Helkis, stimmt’s?«
Er nickte und verschränkte die Arme. »Das Rudel ist durch kriminelle Machenschaften reich geworden.«
»Hat Roberta ihren Sohn in die Regierung eingeschleust?«
Er lächelte. »Nein. Warum auch? Die Geschicke eines Landes werden häufig nicht von den offiziellen Regierungsstellen, sondern von kriminellen
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