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Während die Welt schlief

Während die Welt schlief

Titel: Während die Welt schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Abulhawa
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Nachbarn planen. Der sachliche Ton am Ende des Telefongesprächs hatte sie beide ein wenig beschämt und erstaunt. Flugnummer, Tag, Uhrzeit, ihre Adresse, seine Handynummer, ihre Handynummer.
    »Danke, Amal. Bis dann«, schloss er.
    »Bis dann«, entgegnete sie nur, weil sie nicht wusste, wie sie ihn nennen sollte.
    Sie hielt den Hörer noch eine kurze Weile ans Ohr gedrückt, lauschte dem Klicken, als er auflegte, hörte, wie die Haustür aufging, und sah ihre schlanke Tochter hereinkommen. Sie las gerade etwas auf dem Display ihres Handys und lächelte.

    »Mom, tut mir leid, dass ich zu spät bin!«, rief Sara in die Küche hinein, beschäftigt mit dem Tippen einer SMS. Sie hielt inne, um im Wohnzimmer nachzusehen, als sie das Telefon herunterfallen hörte. Sie sah Amal und legte ihr Handy beiseite.
    »Mom, ist alles okay? Du siehst ganz blass aus«, sagte Sara und eilte ins Wohnzimmer. Als Sara näher kam und entdeckte, dass ihre Mom Tränen in den Augen hatte, wurde ihr bewusst, dass sie sie noch nie zuvor hatte weinen sehen.
    »Mom! Was ist denn los?«
    Amal sah ihre Tochter an und lächelte, von Liebe erfüllt. Sie nahm Saras Hand und zog sie zu sich aufs Sofa. »Ich muss dir etwas sagen«, verkündete sie.
    Als Sara von David hörte, war sie schockiert – und verletzt, dass ihre Mutter jahrelang so vieles vor ihr versteckt hatte. In erster Linie aber war sie fasziniert und dankbar. Dankbar, etwas über ihre Familie zu erfahren, und dankbar, in die Geheimnisse ihrer Mutter eingeweiht zu werden. Sie spürte ein seltenes Gefühl der Nähe zu ihrer Mutter, der Frau mit dem eisernen Willen, die Sara plötzlich ganz zerbrechlich vorkam.
    »Ich habe einen israelischen Onkel, den du noch nie getroffen hast. Und er kommt hierher. Wow. Ich bin fast neunzehn und habe keine Ahnung davon gehabt«, fasste Sara zusammen, ohne jeden Vorwurf in der Stimme.
    »Es tut mir leid, Sara. Ich dachte, ich könnte die Vergangenheit ruhen lassen. Ich wusste – oder vermutete wenigstens –, dass er noch am Leben ist. Als ich klein war, habe ich einmal mit angehört, wie Yussuf über Ismael redete und über einen Mann namens David. Aber ich habe nie nachgefragt oder nach ihm gesucht.«
    »Onkel Yussuf wusste es auch? Vielleicht hat er versucht, ihn zu finden, bevor er bei dem Autounfall ums Leben kam.«

    Bei dem Autounfall. Solche Lügen hatte Amal ihrer Tochter aufgetischt. Gott, kann sie mir je vergeben, wenn ich ihr alles erzähle, was ich vor ihr geheim gehalten habe?
    »Mom? Geht es dir gut? Du wirkst so abwesend …«
    »Habibti. Es gibt so vieles, was ich dir erzählen muss.« Aber Sara nahm nur das Wort Habibti wahr. Wann hatte ihre Mutter aufgehört, sie so zu nennen? »Als Yussuf Ismael gesehen hat, war er ein Gefangener, den man folterte«, erklärte Amal.
    »Hat Ismael ihn gefoltert?«, wollte Sara wissen.
    »Ich weiß es nicht. Und ich glaube, wir sollten ihn David nennen.« Der Gedanke, dass Ismael Yussuf gefoltert hatte, war schwerer zu ertragen als die Vorstellung, David könnte es getan haben. »Es gab noch einen Vorfall. An einem Checkpoint wurde Yussuf übel zusammengeschlagen, kurz bevor er mich in Jenin zurückließ. Ich glaube, das war David.«
    Für einen Augenblick war Sara still. Die Worte ihrer Mutter wirbelten in ihrem Kopf herum. Ismael war David, und David hatte Yussuf geschlagen und vielleicht auch gefoltert. Und dann ließ Yussuf meine Mutter in Jenin zurück. Mit wem hat er sie zurückgelassen? War sie allein?
    »Mom, wir kennen diesen Mann nicht. Wenn er Onkel Yussuf etwas angetan hat, wer weiß, wozu er fähig ist?«
    Amal schaute ihrer Tochter in die Augen, legte die Hand an Saras Kopf und streichelte ihr übers Haar. »Ich muss ihn treffen, Habibti. Sonst würde ich mir das nie verzeihen.«

40
David und ich
    2001
    I ch hatte noch eine Stunde, um Ordnung im Haus zu machen, bevor David ankam. Nach einigem Hin und Her entschied sich Sara dafür, nicht dabei zu sein, wenn er mich besuchte. »Ich glaube, ihr beide solltet etwas Zeit für euch alleine haben, wenn ihr euch zum allerersten Mal trefft«, erklärte sie.
    »Dann hast du also keine Angst mehr, dass er mich kidnappt und foltert?«, scherzte ich.
    »Na ja. Vielleicht doch. Darum habe ich auch unserer neugierigen Lieblingsnachbarin gesagt, dass du heute Abend ein heißes Date hast«, gab sie zurück und zwinkerte mir zu. »Auf die Art bin ich sicher, dass dich jemand im Auge behält.«
    Ich lächelte. Da war etwas Neues zwischen uns – etwas

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