Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
Vom Netzwerk:
scharrte.
    »Lieutenant?« Es war Barin. Sie spürte, wie sich in ihrer Brust etwas verkrampfte und wieder löste.
    61
    »Ensign«, sagte sie. Ihr war danach zumute, in Tränen
    auszubrechen, aber sie unterdrückte das Gefühl. »Barin – wie war dein erster Tag?«
    »Interessant«, antwortete Barin. Er lächelte sie mit
    erkennbarer Freude an. »Du siehst gut aus. Als Uhlis auf mich losging, wusste ich nicht recht, was ich tun sollte –aber dann habe ich mir ausgerechnet, worauf er hinauswollte.«
    »Ich hätte ihn erschlagen können«, sagte Esmay und
    erschreckte sich selbst mit der Heftigkeit dieser Worte.
    Der Hunger meldete sich zurück, und sie biss ins Brot hinein, als wäre es Uhlis' Fleisch.
    »Nein …« Barin machte eine Pause für einen Löffel Suppe.
    »Er hatte Recht, und es ergab wirklich eine interessante Demonstration für die Klasse. Ich wette, dass sie nicht in jeder Klasse jemanden wie mich dabeihaben – es sei denn, sie würden uns gesondert importieren.« Er sah einen Moment lang
    nachdenklich drein. »Ich frage mich, ob ich deshalb einen Platz in diesem Kurs erhalten habe. Das ist gerade hinterhältig genug…« Er schüttelte den Kopf. »Aber du – ich habe gehört, du hast jede Menge Kurse belegt. Findest du überhaupt noch Schlaf?«
    Sie spürte, wie ihre Ohren heiß wurden, obwohl sie wusste, dass es eine ganz unschuldige Frage nach ihrer Gesundheit war.
    »Mir geht es gut, solange ich außer Studieren nicht viel anderes mache.«
    »Oh, ich hatte nicht vor, dich dabei zu unterbrechen«, sagte Barin. »Ich weiß, wie wichtig das für dich ist. Ich hatte nur gehofft…«
    62
    »Ich weiß«, sagte Esmay in ihr Roastbeef hinein. »Ich bin nur… Du weißt, dass es eine ganze Weile her ist.«
    »Ah.« Barin verspeiste einige Erbsen und dann etwas
    Orangefarbenes, das sein Dasein vermutlich in der
    Kürbisfamilie begonnen hatte. »Ich habe dich gestern bei meiner Ankunft gesehen. Bist zu irgendeinem Unterricht gegangen –
    scheint, dass du mit den übrigen Offizieren gut
    zurechtkommst.«
    »Ich bemühe mich«, versetzte Esmay. »All das, was du mir über die kulturellen Unterschiede erklärt hast – es hilft. Auch wenn ich mich immer noch viel zu oft dabei ertappe, wie ich kurz davor stehe, mich zu entschuldigen oder etwas zu
    erklären.«
    »Freut mich, dass ich dir helfen konnte«, sagte Barin. »Ich wollte dich fragen…«
    »Na«, sagte eine Stimme über ihnen, »ich hatte gehofft, meinen Lieblingsensign als Tischgefährten zu gewinnen, aber er hat bereits Gesellschaft…«
    Esmay erstickte beinahe; Barin drehte sich um. »Hallo, Sera Meager…«
    »Brun. Niemand nennt mich Sera Meager oder Ms. Meager,
    abgesehen von Leuten, die mich an etwas hindern möchten. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich mich dazusetze, oder?
    Ich verspreche auch, dass meine Wachhunde in respektvoller Entfernung bleiben werden.«
    »Natürlich«, sagte Barin; er stand auf, während Brun sich auf einen Platz gegenüber setzte, genau dort, wo Esmay diese klaren blauen Augen am liebsten nicht gehabt hätte.
    63
    »Wie war die Prüfung?«, fragte Brun Esmay mit anscheinend echtem Interesse. »Administrative Verfahren, nicht wahr?
    Klingt mörderisch langweilig für mich. Formulare ausfüllen, nicht wahr?«
    »Ein bisschen mehr als das«, hörte sich Esmay mit
    unmissverständlich kühler Stimme sagen. Sie räusperte sich und probierte es erneut. »Formulare ausfüllen gehört dazu, aber man muss auch entscheiden, welches Formular und in welches Büro es geschickt werden soll. Es korrekt ausgefüllt zu haben, das hilft auch nicht, wenn man das falsche Formular hat oder wenn man das richtige Formular ans falsche Büro schickt.«
    »Mordslangweilig. Mein Mitgefühl. Ich hoffe, es hat Ihre Leistungen nicht beeinträchtigt, dass ich Sie heute Morgen gestört habe.«
    »Nein«, sagte Esmay. »Es ist gut gelaufen.«
    »Es ist okay, wenn man die Nummer eins in der Klasse ist.
    Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel, Lieutenant«, sagte Barin.
    »Schön für Sie«, fand Brun. »Und obwohl ich Sie mir nicht als Formularausfüller vorstellen kann, denke ich doch, dass jeder Lebenslauf an ein paar Formularen vorbeiführt.«
    Esmay konnte ihre Verärgerung einfach nicht aufrechterhalten, nicht, wenn ihr diese Kombination aus Interesse und gutem Willen über den Tisch entgegenstrahlte. »Ich fand es auch langweilig«, sagte sie, »aber es wird nun mal verlangt.«
    »Also haben Sie am besten abgeschnitten. Hätte

Weitere Kostenlose Bücher